Fußball 1920 - 1924

Oktober 1920: Rückblick

Am 10.Oktober findet in Bremen ein Vergleichskampf NORD gegen SÜD, unter Beteiligung der HSVer Martens, Agte, Ernst und Breuel statt. Zwei Tore von Breuel sichern der NORD-Mannschaft einen 2 :1 Sieg. Die beiden Punktspiele im Oktober enden gegen Borussia-Harburg 7 :0, mit einem überragenden Tull Harder und gegen Eimsbüttel unentschieden 0 :0.

 

Am Länderspiel gegen Ungarn am 24.10. im Grunewald-Stadion vor 40.000 Zuschauer, nimmt vom HSV Tull Harder teil. Das Spiel wird mit 1 :0 gewonnen.

 

Zur Teilnahme am Spielbetrieb im Bezirk Hamburg, meldet der HSV 53 Mannschaften. 21 Senioren-, 2 Alte-Herren-, 8 Jugend- und 22 Schüler- und Knabenmannschaften.

 

Der Verein für Herrenboxsport e.V. tritt unter Leitung von Gustav H. Hess als selbständige Abteilung dem HSV bei.

 

Die Vereinsführung meldet einen Mitgliederstand von 1519 Mitgliedern.

 

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April 1921: Rückblick

Durch die Siege über den Südkreismeister Hannover 96 (am 3. in Hamburg 3 :1 und am 23. in Hannover 8 :0) wird der HSV erstmalig Norddeutscher Fußballmeister. Die Meisterschaft errangen: Martens, Agte, Schmerbach, Flohr, Ernst, Krohn, Kolzen, Breul, Harder, Fick, Schneider.

Auf dem 23. Verbandstag des NSV in Hannover, wird HSV-Präsident Henry Barrelet zum Beisitzer gewählt.

 

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Mai 1921: Rückblick

Das aus Anlass der Gedenksteineinweihung, auf dem Platz von FC Hansa-Altrahlstedt am Himmelfahrtstag ausgetragene Freundschaftsspiel gegen Werder Bremen, endete mit einem 10 :0 Sieg des HSV.

 

Im Spiel Nord-Holland gegen Nord-Deutschland, mit unseren Vereinskameraden Harder und Breul, gewinnt Nord-Deutschland mit 3 :2. Die Namen der sich großartig geschlagenen HSV-Elf: Blunk, Beier, Risse, Mahlmann, Halvorson, Carrlson, Sommer, Horn, Wollers, Gloede und Sviestrup.

 

Die, bis zum 0:6 gegen Spanien 2021, höchste Niederlage einer Deutschen Fußball-nationalmannschaft, wurde am 25.Mai 1931 mit ebenfalls 0:6 gegen Österreich „erzielt“.

 

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Juli 1921: Rückblick

Das fußballerische Ereignis des Monats ist das 10.Sechserturenier auf den Plätzen des Forsthofes, dem ehemaligen Domizil des FC Germania, das Komet Bremen als Sieger sieht. Es ist das erste Turnier dieser Art nach dem Kriege, das vom FC Germania gegründet und später vom FC Falke zur ständigen Einrichtung gemacht wurde.

 

Am gleichen Tag schlägt die Ligamannschaft des HSV den Meister der Slowakei „Pressburg“ am Rothenbaum mit 5:1.

 

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August 1921: Schwedenreise

Auf einer Schweden-Reise – der ersten nach dem Kriege – werden folgende Ergebnisse erziel: Am 31.07. gegen Helsingborg 3 :1, am 2.8. gegen Kamraterna Malmö 3 :2, am 4.8. verliert unsere Mannschaft gegen Landskrona mit 1 :5 – das war endtäuschend, aber wohl der kurzen Abfolge von 2 Freundschaftsspielen auf teils schweren Boden geschuldet. Am 8.August, dem letzten Spiel auf dieser Reise gewinnt der HSV wieder sehr überzeugend mit 7 :1 gegen Sleipner Norköpping mit 7:1. Auf der Rückreise macht der HSV Station in Rostock und schlägt die Stadtmannschaft mit 8 :2 Toren.

 

Großer Empfang für die Mannschaft nach ihrer Rückkehr. In einem Droschken-Korso geleiten Freunde die Spieler zum „Napfkuchen“ am Rothenbaum, einem Platz der Freude für viele Mitglieder und Anhänger des Vereins.

 

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September 1921:  Rückblick

Anlässlich der Ostseewoche in Lübeck, besiegt der HSV am 8. den FC Helsingborg mit 2:0. Das Punktspiel gegen Normannia Harburg am 11. wird mit 2:1 und gegen Teutonia Altona am 18. mit 6:0 gewonnen. Am 25. wird mit Galata Serail Konstantinopel ein weiterer Gast am Rothenbaum vorgestellt. 18.000 Zuschauer freuen sich über einen 6:0-Erfolg der Hamburger. An der am 1. September begonnenen Herbstserie beteiligt sich der HSV mit 63 Mannschaften.

 

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Oktober 1921: Rückblick

Lt. Verbandsbeschluss wird der HSV mit 25.000 Mark Geldstrafe belegt, weil er einen Jugendlichen von Victoria zu einer Hollandreise seiner Jugendmannschaft einlädt und ihn spielen lässt; obwohl der Jugendliche natürlich nicht spielberechtigt war. Die Strafe hatte in erster Instanz auf Sperrung aller Mannschaften gelautet, wurde aber in der Berufungs-verhandlung in eine Geldstrafe umgewandelt

 

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Dezember 1921: Die Ernst Borregard Affäre

Zwei Ergebnisse, die zum aktiven Sportgeschehen nur mittelbare Beziehung haben, sorgten in den Novembertagen des Jahres 1921 für allgemeine Aufmerksamkeit. Da ist zunächst die zu einer Sensation aufgebauschte Affäre Borregard, mit der dem HSV so ungefähr der „Todesstoß“ versetzt werden sollte. Ernst Borregard war mit anderen Jugendlichen vom SC Victoria zum HSV übergewechselt.

 

Solche „Wanderungen“ waren in dieser Zeit nichts ungewöhnliches und standen mehr oder weniger bei allen Vereinen im Programm. Der Jugendausschuss des Vereins hatte sich in dieser Angelegenheit zwar nicht gerade als diplomatisch übermäßig begabt angestellt, aber Wechsel waren eigentlich nichts Besonderes. Und doch wurde die Gelegenheit, gegen den immer stärker aufstrebenden „Riesen“ vom Rothenbaum, einen Volltreffer landen zu wollen, von der hamburgischen Fußballbehörde voran-getrieben.

 

Sperrung des gesamten Vereins für einen Monat und weitere Einzelstrafen sollten folgen. Die Empörung darüber, hunderte von Jugendlichen kurzerhand vom Spielbetrieb auszuschließen, war allgemein. So gab es kaum Zweifel, dass in der Berufung des HSV vor der NFV dieser Teil der Strafe annulliert werden würde. Was auch geschah. Aber der NFL setzte noch ein Tüpfelchen auf das „I“. Anstelle der Disziplinarstrafe wurde dem HSV eine Geldstrafe i.H. von 25.000 Mark auferlegt! Man muss sich hierbei vor Augen halten, dass 1921 im Sport noch erhebliche Amateurvorstellungen zuhause waren. Sicher gab es im HSV, wie auch in anderen Vereinen schon „Gönner“, doch eine Strafe solchen Ausmaßes war für den Amateursport ein Wahnwitz. Das Echo bei allen „Einsichtigen“ war entsprechend, aber an dem Urteil war nicht zu rütteln. Ein erheblicher Teil des Geldes konnte übrigens durch Spenden von Mitgliedern und anderen „Einsichtigen“ aufgebracht werden.

 

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Dezember 1921: Rückblick

Im Freundschaftsspiel gelingt ein 3:1 Sieg gegen St. Georg, aber in den beiden Punktspielen gibt es sensationelle Niederlagen gegen Ottensen 3:4 und Concordia 2:3. Mit einer ersatzgeschwächten Mannschaft gelingt bei Hannover 96 ein 4:4, weil am gleichen Tag mehrere HSVer für die Hamburger Städtemannschaften nominiert sind. In der Vorschlussrunde um den Bundespokal, schlägt der Norden (mit Harder) Mitteldeutschland und zieht ins Endspiel ein.

 

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Januar 1922: Rückblick

Sportliche Höhepunkte verzeichnete der Monat Dezember kaum. Allen Unkenrufen zum Trotz aber „langte“ unserer Elf dann doch noch einmal kräftig hin, als am Hogenfeldweg Teutonia zum Punktekampf rief. Mit 11:2 wurde dieser sonst so kampfstarke Gegner überfahren.

 

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Januar 1922: Protest gegen die Größe der Fußbälle

Concordia (3:4 für Concordia) Einspruch erhoben, weil der Ball nicht die in den Regeln des D.F.B. vorgeschriebene Größe besessen hatte. Der Ligaausschuss stellte sich auf den Standpunkt, dass der Schiedsrichter durch Anpfeifen des Spieles alles in Ordnung befunden habe und der Protest vor dem Anpfiff hätte erfolgen müssen. Es handelt sich um eine der tatsächlichen Entscheidungen, gegen die „kein Kraut“ gewachsen sei. Jedenfalls entspricht die Entscheidung dem sportlichen Empfinden, denn unter dem zu kleinen Ball „leiden“ beide Parteien gleicherweise.

 

 Wichtigen als dieser eine Fall, erscheint uns die Tatsache, dass heute fast alle Spiele mit zu kleinen Bällen gespielt werden.

 

Warum? Weil die Industrie, durch die enormen Verteuerungen, allmählich dazu übergegangen ist am Umfang der Bälle zu sparen.

 

Der D.F.B. sollte umgehende einen Erlass verfassen und das erforderliche Mal herabsetzen. Engstirnigkeit ist in der Not unserer Zeit nicht angebracht. Sonst ist zu befürchten, dass bei zukünftigen Spielen ein jeder Spielführen mit einem Zentimeterband am Anstoßpunkt steht.

 

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Februar 1922: Die Wandervögel

Der Schluss der Saison brachte wie üblich das große Schwärmen der Borbolestas. Aber so schlimm, wie in diesem Jahr das Wandern der Spieer war, ist es selten gewesen. Die Wandervögel lassen sich eben durch das ominöse Vier-Jahre-Gesetz nicht halten und fühlen sich nur da zu Hause, wo der dicke „Bicho“, in welcher Form es auch immer sei, zu haben ist. Für Gratifikationen hat hier die weitaus größte Zahl der Amateure immer ein „offenes Ohr“. Diese Schwäche wird leider immer größer, je schlechter die Wirtschaftslage der einzelnen Vereine ist. Aber außer dieser einen schwachen Seite, haben Amateure auch noch andere. Eine aber ganz besonders, nämlich die, über ihre „Bezüge“ zu plaudern, nachdem sie ihrem alten Verein „adieu“ gesagt haben.

 

Da wird dann schon mal über Eintragungen in den Büchern geplaudert. 1.000 Mark für Mittagsessen ihrer „Cracks“, wo es doch nur 400 Mark waren. Aber schließlich müssen doch Ausgaben, die man nicht immer allzu offensichtlich nachweisen möchte und letztlich auch nicht darf, irgendwie verbucht werden. Und da ist Club B; der soundso viel an „Unterstützungen“ bezahlt, genauso in der misslichen Lage, wir Club C, der seinen „Kanonen“ Kost und Logi“ gibt. Genießen wollen die „Kavaliere“ schon, nur mit dem Schweigen ist es leider nicht weit her, und es zeigt, wie morsch das ganze System eigentlich ist.

 

Immerhin gibt es aber auch Stimmen, und glücklicherweise wird deren Zahl immer größer, die sich ihren klaren Blick erhalten haben und die Sachlage nicht verkennen. So kann und darf es nicht weitergehen, die wirtschaftliche Lage der Vereine, und davon sind auch die „Großen“ betroffen, lässt es einfach nicht mehr zu. Die Eintrittsgelder und sonstigen Einnahmen decken bei vielen Vereinen kaum mehr die Kosten. Aber darüber wird in der Öffentlichkeit nur ungern gesprochen. Nur, darüber müssen wir sprechen!

 

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Februar 1922: Wer wird denn nun Dritter der Tabelle?

Nun hat der HSV auch das letzte Punktspiel nicht nur ungeschlagen, sondern noch dazu mit einem imponierenden Sieg, hinter sich gebracht. Eimsbüttel wurde 4:0 geschlagen. Es war ein Spiel ohne großen kämpferischen Einsatz. Am Rothenbaum hatte man es nicht nötig, sich sonderlich zu echauffieren. Man verließ sich auf die Läuferreihe und im Sturm auf Noack und Sveistrup. Da die Eimsbütteler wohl von vornherein das völlig Aussichtslose einsahen, plätscherte das Spielchen recht einseitig vor sich hin.

 

Die aufgefrischte Victoria ist wieder zu einem Faktor geworden, mit dem zu rechnen ist. Erwin Seeler, oftmaliger Repräsentativer im „Arbeiter-Sport-Lager“ hat die Victoria ihrer Mittelstürmersorgen enthoben. Harder rückte dadurch nach halblinks, wird aber wohl nur Platzhalter für Dedecke sein, der noch nicht spielberechtigt ist. Für Dedecke spricht die Jugend und sein großes Talent. Ihm gehört sicher die Zukunft - wenn auch der gute Tull sich, gerade in diesem Spiel, sehr wirksam in Szene setzen konnte. Man würde sich wünschen, das er weiterhin unverletzt bleiben mag, denn von den 6 Toren, die der FC St. Pauli hinnehmen musste (6:0), gehen drei Treffer auf sein Konto.

 

Den zweiten Tabellenplatz hat sich Altona 93 durch ein 9:1 Sieg gegen St. Pauli-Sport gesichert. Der Zweite fraß den Letzten. Auf den dritten Tabellenplatz machen sich noch der FC St. Pauli, Eimsbüttel und Union Hoffnung.

 

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Februar 1922: Rückblick

Das Denken und Trachten unserer Mitglieder in diesen Wochen des Jahres, war beherrscht von dem Gedanken an die „Klassenjustiz“ im norddeutschen Fußball, die dem HSV die für die damalige Zeit unvorstellbare Geldstrafe von 25.000 Mark für das „Ziehen“ eines Jugendlichen von Victoria eingebracht hatte. Verständlich, dass unser damaliger Vorsitzender Dr. Carl Staelin, in Wort und Schrift gegen diese unerhörte Strafe ankämpfte.

 

Dass die Bloßstellung des HSV, die manchem seiner Kritiker in der hamburgischen Öffentlichkeit nicht unwillkommen gewesen sein mag, sich zeitweise auf die sportlichen Leistungen der Aktiven auswirkte, kann kaum überraschen. Trotzdem errang die erste Fußballmannschaft zum zweiten Male die Meisterschaft und setzte zu einem sportlichen Siegerzug an, der den Namen des HSV weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt machte und in den gewaltigen Kämpfen mit dem 1.FC Nürnberg seinen Höhepunkt erlebte. In den letzten Meisterschaftsspielen wurde St. Pauli mit 4:0 und Concordia gar mit 9:1 Toren geschlagen. Auch Ottensen blieb mit 6:1 Toren „auf der Strecke“.

 

Dr. Carl Staelin, geb. 27.10.1891, verstorben 25.12.1934
1.Vorstizender 10.08.1922 – 10.10.1924 und 12.11.1925 – 11.01.1927

 

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März 1922: Der Vorstand des Norddeutschen Fußballverbandes

Obere Reihe v. links: Prof. Steffen (als 2.Vors. der Deutschen Sport-Behörde für Leichtathletik, Beisitzer im Vorstand), Rinkhorst (Mitglied des Verbandsgerichtes, Beisitzer im Vorstand)
Zweite Reihe v. links: Cordua (Obmann im Spielausschuss), Lindemann (Beisitzer im Vorstand), Brünjes (Beisitzer im Vorstand)
Dritte Reihe v. links: Meyer-Bremen (Nachwahl für den ausscheidenden Brünjes), Dettmann (Obmann im Verb.-Leichtathletik-Ausschuss), Windt (Schriftführer im Verband-Leichtathletik-Ausschuss),
Untere Reihe v. links: Henry Barrelet HSV (Beisitzer im Vorst.), Beine (2.Vorst.), Bosse (1.Vorst.), Blaschke (Beisitzer u. Schriftführer für den DFB), Reßlau (Schriftführer des Bezirkes 9, des größtes. Bezirks im Verband), Meis (Geschäftsführer des Verbandes),

 

P.S.: Henry Barrelet war, mit seinem Redebeitrag in der Verhandlung um „Meister oder nicht Meister“, maßgeblich an dem späteren Abstimmungsergebnis zugunsten des HSV beteiligt.

 

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März 1922: Rückblick

Der Norden, der glaubt, ohne HSV-Spieler auskommen zu können und nur Breuel in die Auswahl beruft, verliert gegen Süddeutschland 0:7 (5.3.)! Im einzigen Punktspiel des Monats wird Ottensen mit 7:1 geschlagen. Neue peinliche Niederlage Hamburgs gegen Berlin (wiederum nur mit 2 HSV-Spielern – Schmerbach und Rave) 1:4 (26.3.).

 

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April 1922: Die neue Liga-Einteilung

Die zukünftige Liga-Einteilung soll nach diesen 7 Kreisen geschehen. Während die Kreise 1, 2, 3 und 5 je eine Ligastaffel erhalten, sind für die Kreise 4, 6 und 7 zwei Ligastaffeln in Aussicht genommen.

 

Als Grundlage ist gedacht, dass jede einzelne Staffel 8 Ligavereine nicht überschreiten soll. Vielleicht wird man hier bei Kreis 2 aus Billigkeitsgründen eine Ausnahme machen müssen.
Der gesamte H.F.B. hätte bei dieser Neueinteilung allein 10 Ligastaffeln. Da der H.F.B.-Meister satzungsgemäß als Titelverteidiger hinzukäme, hätte man zukünftig 11 Bewerber um die Verbandsmeisterschaft. Die Austragung der Verbands-meisterschaft nach dem Rundensystem – jeder gegen jeden – kann bei dieser Anzahl nicht mehr in Fragen kommen. Unter diesen Umständen, wird man zu dem früher üblichen Pokalsystem zurückzukehren müssen.

 

Zur Verteilung der Meisterschaften auf 2 Jahre, nach westdeutschem Muster, konnte man sich nicht entschließen. Man will erst die Erfahrungen Westdeutschlands abwarten, bevor man eventuell diesem Projekt nähertritt.

 

In der Praxis bedeutet diese neue Einteilung eine Erweiterung der Liga. Alle Liga-Vereine würden vor einem eventuellen Abstieg gerettet sein – mit Ausnahme von Corso-Strelitz.
Es würde Raum geben, die Spitzenvereine der unteren Klassen aufrücken zu lassen, was wiederum das Aufrücken der besten Vereine der weiteren Klassen im Gefolge haben würde.

 

Für heute fehlt uns die Zeit auf weitere Aspekte dieser Neuregelung einzugehen, aber wir werden sicher nochmals auf diese Neuerungen eingehen.

 

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April 1922: Rückblick (Ostern)

In einem vielbeachteten inoffiziellen Endspiel im Deutschen Jugendfußball siegte die 1.Jugendmannschaft des HSV, auf dem „Gesundbrunnen“ in Berlin, gegen den Brandenburger Meister Hertha BSC, vor 20.000 Zuschauer 3:2 (0:0) mit folgender Mannschaft: Schrader, Knüppel, Hipp, Ehlers, Behning, Heiger, Borgstede, Steer, Ritschel, G. Dabelstein, Seemann und Schmüser.

 

Trotz der 1:3 Niederlage gegen St. Georg am 10.April, steuert der HSV unaufhaltsam auf den Nordtitel zu, den es aus dem Vorjahr zu verteidigen gilt. Der Start mit dem 5:1 über Arminia Hannover am 3.April ist verheißungsvoll. Dann folgte das 1:3 gegen St. Georg (10.04.), aber über Ostern folgen zwei Siege gegen den Lübecker BV 3:0 (15.04.) und ABTS Bremen 4:0 (18.04.)

 

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Mai 1922: Zur Reform der Rechtsprechung im DFB, Teil 1

Vor einiger Zeit erschien in der Hamburger Mittagszeitung ein Artikel über die Rechtsprechung im DFB, der einige beherzigenswerte Vorschläge enthielt. Da auch auf dem Verbandstage zu Lübeck die Frage der Rechtsprechung angeschnitten werden dürfte, wird es angebracht sein, auf diese wichtige Frage einzugehen.

 

Die Hauptforderung ist die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung. Dieselben Leute, die die Verwaltung im DFB und den untergeordneten Behörden haben, sollten nicht Recht sprechen. Das führte in vielen Fällen zu Unzuträglichkeiten. Vor allen Dingen gilt es Leute zur Rechtsprechung heranzuziehen, die keinerlei andere und besonders keine Verwaltungsinteressen haben.

 

Heute wir Recht von den Verwaltungsbehörden gesprochen, und zwar von Männern, deren Vereine in vielen Fällen an den Entscheidungen, die gefällt werden sollen, stark interessiert sind. Dieser Zustand ist ein Unding und kann auf das Wort „Rechtsprechung“ kaum Anspruch erheben. Breits auf dem letzten Verbandstage in Hannover hat Werder Bremen versucht, diesen Hauptmangel unserer jetzigen „Rechtsprechung“ zu beseitigen. Der Verbandstag ging über diesen Antrag allerdings zur „Tagesordnung“ über. Es scheint, als ob nun doch weitere Kreise zu der Erkenntnis gekommen sind, dass unsere „Rechtsprechung“ einer gründlichen Reform bedarf.

 

Bei der Rechtsprechung muss man unterscheiden zwischen rein spieltechnischen Fragen (Spielprotesten), oder Fragen wie Disqualifikationen, Bestrafungen, Berufspielertum usw.
Es ist eine reine Zweckmässigkeitsfrage, ob man die Rechtsprechung nach diesen beiden Rechtspunkten trennen, oder ob man die gesamte Rechtsprechung in die Hand einer Behörde legen soll.

 

Zurzeit ist die Frage der Spielproteste bei den anerkannten Schiedsrichtern wohl am besten aufgehoben. Man muss von unseren Schiedsrichtern erwarten können, dass sie, infolge ihrer auf dem Spielfelde gemachten Erfahrungen, die Auslegung der Spielregeln am besten beherrschen und Entscheidungen aus diesem Bereich in die Hände der Schiedsrichterausschüsse legt.

 

Alle übrigen Streitfragen zwischen Vereinen und Einzelpersonen innerhalb des DFB, sollten besonderen, neu zu bildenden, Behörden zugewiesen werden. Wie man diese neuen Behörden nennen will, etwa Schiedsgerichte oder Ähnliches, ist gleichgültig. Die Hauptsache ist, dass man für den Sportbereich erfahrene und gereifte Männer gewinnt, die das Vertrauen haben, zu gerechten und befriedigenden Entscheidungen zu kommen und in keiner Verwaltungsbehörde tätig sind.

 

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Mai 1922: Rückblick

Nach Siegen über Holstein Kiel 3:2 (7.5.) und Eimsbüttel 1:0 (14.5.) wird der HSV zum zweiten Male norddeutsche Fußballmeister. Der Baltenmeister Titania Stettin hat in der Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft (21.5.) keine Chance und unterliegt mit 5:0. Am 28.Mai steht Tull Harder in der Hamburger Stadtvertretung, die gegen Rotterdam mit 3:2 unterliegt. Ebenfalls am 28.Mai spielt Flohr in der Nordmannschaft, die sich gegen die Westauswahl mit 5:3 geschlagen geben muss.

 

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Juni 1922: Rückblick

Am 4.6. feiert der HSV seinen größten nationalen Triumph in seiner jungen Vereinsgeschichte. In der Vorschlussrunde zur Deutschen Fußballmeisterschaft schlägt er den Südmeister Wacker München sensationell mit 4:0. Einen Tag vor dem Spiel hatte Goalkönig Alfred Schaffer (ein Ungar) seine Aufwartung beim HSV gemacht und unseren Torwart Martens gefragt, wieviel Bälle er ihm denn ins Netz legen solle. Als das Spiel zu Ende war, blieb von dem berühmten Ungarn nur der Name in der Aufstellung von Wacker übrig. Im Spiel hatte man von ihm so gut wie nichts gesehen!

 

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Juni 1922: Zur Reform der Rechtsprechung im DFB, Teil 2

Ich denke mir diese Behörde so, dass man vielleicht 10-12 Mitglieder verschiedener Vereine in diese Behörde wählt, darunter einen Obmann und zwei Stellvertreter. Bei einer Entscheidung dürfen nur 3 bis maximal 5 Personen dieser Behörde mitwirken. Die Auswahl der Personen für den einzelnen Fall überlässt man dem Obmann. Dieser wird aus den ihm zur Verfügung stehenden Herren diejenigen auswählen, bei deren Vereinszugehörigkeit er die Gewähr hat, dass sie bei dem zur Entscheidung stehenden Fall völlig uninteressiert und daher unbefangen sind.

 

Würde sich der Obmann durch seine Vereinszugehörigkeit selbst dem Eindruck aussetzen möglicher Weise befangen zu sein, wird er die Auswahl der Personen einem seiner Stellvertreter überlassen. Zweckmäßigerweise wird man zu jeder Sitzung ein oder zwei Ersatzpersonen laden, falls eine der streitenden Parteien einen der Beisitzer als befangen ablehnt. Ich glaube, auf diese Weise wird man immer unbefangene „Richter“ finden, die von beiden Streitparteien anerkannt werden. In der-selben Art wie die Mitglieder der Spruchkommission ausgewählt werden, sollen auch die Mitglieder im Schiedsrichterausschuss ausgewählt werden, die über Proteste von Schiedsrichterentscheidungen zu befinden haben.

 

Jede Verwaltungseinheit im DFB (Bezirk, Gau, Kreis, Verband), die uns der kommende Verbandstag noch bringen wird, soll dann eine oben erwähnte Behörde bilden. Für falsch halte ich es, mehr als zwei Instanzen zu schaffen, die sich mit demselben Vorgang befassen müssen. Wenn wir im täglichen Leben bei Fragen über die wirtschaftliche Existenz, über Freiheit, Vermögen, sogar über Leben und Tod mit zwei Instanzen auskommen, sollten wir es im Sportleben erst recht. Also nur eine Berufung an die nächst höhere Instanz, welche den Fall nochmals prüft. Wenn eine Streitfrage dann von zwei Instanzen eingehend geprüft ist, sollte man doch annehmen können, das die Art der Rechtsprechung alle Beteiligten befriedigt.

 

Ferner erscheint mir noch ein Punkt erwähnenswert. Unser DFB ist eine so starke und mächtige Organisation, dass wir wohl den Anspruch erheben können, alle mit unserem Sport zusammenhängenden Streitfragen alleine und ausschließlich zu entscheiden. Also Ausschaltung des ordentlichen Rechtsweges. Was unsere großen Organisationen im Handel und der Industrie durch ihre ständigen Schiedsgerichte erreichen, können wir auch zustande bringen. Es braucht nur in die Satzung des DFB die Bestimmung aufgenommen werden, dass alle mit unserem Sport zusammenhängenden Fragen durch die dazu bestimmten Behörden endgültig und unter Ausschluss des Rechtsweges entschieden werden müssen.

 

Es bleibt noch die Fragen, wieweit wir die Presse der Rechtsprechung im DFB unterwerfen müssen. Sollen sich die ordentlichen Gerichte damit befassen, wenn sich ein Verein im Gebiet des DFB durch eine Zeitung angegriffen fühlt? Ich verkenne nicht, dass die Fragen außerordentlich schwierig zu regeln sein wird und doch wird man sich auch damit befassen müssen.

 

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Juni 1922: Die Klasseneinteilung der Jugendmannschaften

IWir brachten bereits in der letzten Ausgabe die Notiz, dass in Hamburg allseitig dagegen Protest erhoben wurde, den Jahrgang 04 mit in die Jugendstaffel einzubeziehen. Der Bezirk 3 wandte sich in einem Eilbrief an den Jugendausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes und forderte die Freilassung dieses Jahrgangs aus den Herrenmannschaften. Jetzt erfahren wir, dass der Jugendausschuss dem Antrag des Bezirks telegraphisch zugestimmt hat. Somit ist für die neue Saison mit folgender Einteilung zu rechnen:

 

Spielzeit 2 x 45 Minuten, sonntags
Jahrgang 05 und 06 Junioren
Jahrgang 07 und 08 Jugend

Spielzeit 2 x 30 Minuten, sonnabends
Jahrgang 09 und 10 Schüler
Jahrgang 11 und spätere Knaben

 

In der Klasse der Knabenmannschaften werden keine Bezirksspiele ausgetragen. Es werden nur noch Gesellschaftsspiele stattfinden. Dadurch bezweckt man, das „Gift“ der Punktspiele von den Jugendlichen möglichst lange fernzuhalten.

 

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Juli 1922: HSV gegen Altona 93 (7:2)

Der HSV hat seiner Reise nach Leipzig einen würdigen Auftakt verliehen! Viele glaubten an den Sieg der Rothosen, aber wohl niemand an einen Gewinn in solcher Farbenpracht! Altonas Geschichte kennt schon schwere Niederlagen und hat doch immer zu alter Stärke gefunden. Schmerzlich ist es aber doch, wenn solch eine Katastrophe über eine bewährte Elf hereinbricht.

 

Ohne Fragen ist der Sieg des HSV auch in dieser Höhe verdient, denn einen solch schussbegabten und freudigen Angriff besitzt augenblicklich keine andere norddeutsche Mannschaft. So musste Altona erkennen, dass dem HSV mit mittelmäßigen Leistungen nicht beizukommen ist. Die Rothosen hatten ihre ganze Kraft und Entschlossenheit auf Geschicklichkeit und produktives Spiel eingestellt. Vor dem Tor gabt es kein Paradieren und Jonglieren – Stellungsspiel, schnelle Pässe auf den freien Mann und Schuss war die Losung.

 

 Besonders der oft kritisierte Kalle Schneider wusste zu überzeugen. Mit schnellem Entschluss, berechnetem Schusswinkel und hartem Stoß setzte er auf das „i“ den berühmten „Punkt“. Tull gefiel in seiner Frische. Erfreulich auch die Bedienung der Flügel die er zuletzt sehr vernachlässigt hatte, denn Breuels Gefährlichkeit liegt bekanntlich im Schrägschuss. Von den Läufern bot nur Halvorsen die gewohnten Leistungen. Gegen Nürnberg wird die Unermüdlichkeiten von Flohr und Krohn noch mehr gebraucht werden.

 

 2:0 in wenigen Minuten!
Nach kurzem Geplänkel im Mittelfeld kann Schneider auf eine Unachtsamkeit von Gebhardt am schnellsten reagieren und durch einen Schrägschuss den Treffer zum 1:0 für den HSV verbuchen. Kurzes Geplänkel nach einem schnellen Vorstoß von Breuel, da naht schon wieder das Verhängnis. Tull jagt den Ball, nach einer Flanke von Rave, aus vollem Lauf unhaltbar in die Torecke. 2:0 in wenigen Minuten! Am Ende muss sich Altona mit 7:2 geschlagen geben.
Die Tore:
2:1 Schulz, 3:1 Schneider, (verschollener Elfmeter durch Adolf zum möglichen 3:2), 4:1 Schneider, 5:1 Harder, 6:1 Breuel, 7:1 Breuel, 7:2 Adolf.

 

 

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August 1922: Deutscher Meister 1922

Nachdem der HSV in der Vorschlussrunde in Frankfurt den Meister des süddeutschen Fußballverbandes, Wacker München, glatt mit 4 :0 geschlagen hatte, stand unsere Mannschaft im Endspiel gegen den Vorjahresmeister 1.FC Nürnberg. Das erste Spiel im Berliner Grunewald-Stadion dauerte länger als 4 Stunden und wurde beim Stand von 2 :2 abgebrochen, nachdem der Schiedsrichter Dr. Bauwens mit einem Wadenkrampf zusammen-gebrochen war.

 

Deutscher Meister 1922 7 Wochen später fand in Leipzig die Wiederholung statt. Auch hier konnte in der regulären Spielzeit kein Sieger ermittelt werde. So stand es bei Spiel-schluss unentschieden 1 :1.
Während der regulären Spielzeit war Nürnbergs Mittelstürmer Boes wegen einer Unsportlichkeit vom Felde gewiesen worden – in der Verlängerung musste ihm Träg verletzungsbedingt folgen.

 

Wie unbeteiligte Leipziger an Eides Statt versichert hatten, hatte Nürnbergs Stuhlfauth in der Verlängerung auf seine Mitspieler eingewirkt, den Platz zu verlassen, damit das Spiel abgebrochen werde, wenn Nürnberg weniger als 8 Spieler auf dem Felde hätte. Nun verließen auch die Nürnberger Kugler und Popp, „verletzt“, das Spielfeld.

 

Hintergrund hierfür war offensichtlich die Regel des süddeutschen Fußballverbandes, wonach ein Spiel abgebrochen werden musste, wenn eine der Parteien weniger als 8 Spieler auf dem Felde hätte. In Süddeutschland war es üblich, abgebrochene Spiele neu anzusetzen.

 

Die Regeln des Norddeutschen Fußballverbandes sah für diesen Fall vor, das der anderen Mannschaft dann die Punkte zugesprochen würden – also zum Sieger erklärt werden. Die Regeln des DFB sagten über eine solche Folgerung nicht! Als der Schiedsrichter Dr. Bauwens daraufhin das Spiel abbrach, erklärte er den HSV zum Sieger!

 

Den Kämpfen auf dem grünen Rasen folgten ebensolche am grünen Tisch, die nicht minder heftig waren. Mit der Entscheidung des Schiedsrichters wollten sich die Nürnberger natürlich nicht abfinden, die auf eine Neuansetzung gehofft hatten. Somit musste sich der Spielausschuss des DFB, in seiner Sitzung am 19. August in Hildesheim, damit befassen. Er entschied, dass der Spielabbruch durch den Schiedsrichter nach den Regeln erfolgte und der HSV als Sieger des Spiels anzusehen sei.

 

Der Spruch des Spielausschusses wurde durch eine fristgerechte Beschwerde von Nürnberg beim Vorstand des DFB angefochten. Die Beschwerde richtete sich gegen die Feststellung, dass Nürnberg den Abbruch selbst verschuldet habe und gegen einen angeblichen Formfehler des Schiedsrichters. Dieser Formfehler sollte darin gelegen haben, dass Dr. Bauwens den Abbruch des Spiels in der Pause zwischen der ersten und zweiten Verlängerung erklärt hatte. Nürnberg war der Meinung, der Schiedsrichter hätte erst wieder anpfeifen müssen und dann das Spiel abbrechen dürfen.

 

Nürnberg beantragte beim Vorstand des DFB die Feststellung, als Deutscher Meister des Vorjahres unbesiegt, und damit auch weiterhin Deutscher Meister zu sein.

 

Die Sitzung des Bundesverbands des DFB fand am 3.Oktober 1922 in Würzburg statt. Der HSV, dem anheimgegeben war, zu dieser Sitzung Vertreter zu entsenden, war durch Dr. Staelin und die Herren Netlitz und Barrelet vertreten. Der norddeutsche Fußballverband entsendete seinen 2.Vorsitzenden, Rechtsanwalt Schmidt – Hannover.

 

Deutscher Meister 1922 Obwohl der HSV und der Norddeutsche Fußballverband bemängelten, dass die Beschwerdeschrift Nürnbergs zu spät zugestellt sei, verhandelte der Bundesvorstand und beschloss schließlich, der Beschwerde des 1.FC Nürnberg stattzugeben. In der Begründung wurde der angebliche Formfehler des Schiedsrichters als weniger wichtig angesehen, vielmehr hielt der Bundesvorstand die Lücke in den Regeln des DFB, wonach Folgen bei einem solchen Spielabbruch nicht vorgesehen waren, für ausschlag-gebend. Eine nochmalige Wiederholung des Spieles sollte aber nicht in Frage kommen. Das Urteil war damit endgültig und rechtskräftig.

 

Somit hatte der HSV nichts, Nürnberg aber alles erreicht. Nürnberg galt als Deutscher Meister des Vorjahres und damit weiterhin als Titelverteidiger.

 

Trotzdem fand der HSV einen Weg, die Sache wieder aufzurollen. Für den Bundestag, das Parlament des Deutschen Fußballbundes, am 18. und 19.November in Jena, beantragte der HSV die Herbeiführung eines Beschlusses, dass der früher ergangene Spruch des Spielausschusses als rechtsgültig bestehen bleiben müsse. Es handelte sich, so führte der HSV aus, um eine Auslegung der deutschen Spielregeln, für die einzig und allein der Spielausschuss, niemals aber der Vorstand maßgebend sei.

 

Da beim Bundestag nur die Verbände und nicht die Vereine Anträge stellen konnten, machte sich der Norddeutsche Verband die Auffassung des HSV zu eigen. Der HSV bat den 2.Verbandsvorsitzenden, Rechtsanwalt Schmidt, Antrag und Begründung vorzutragen. Als Mitglied des Norddeutschen Fußballverbandes, konnte auch unser Henry Barrelet das Wort ergreifen.

 

Beim Bundestag hatten die Landesverbände entsprechen ihrer Größe eine bestimmte Stimmenzahl. Süddeutschland war der weitaus größte Verband. Ging Süddeutschland mit einem oder mehreren der anderen Verbände zusammen, so war die Mehrheit gesichert. In Jena stellte sich alsbald heraus, dass die Mehrheit der Verbände nicht willens war, den Bundesverband in seiner Entscheidung zu desavouieren. Darauf besannen sich die Vertreter des HSV auf das parlamentarische Mittel, kurz vor der Abstimmung, eine 10 minutige Pause zu beantragen.

 

Deutscher Meister 1922 Diese Pause, die erheblich ausgedehnt wurden, nutzten die Vertreter des HSV zu Verhandlungen. Es sollte unter allen Umständen verhindert werden, das der 1.FC Nürnberg weiterhin als Titelverteidiger gelten würde. Die entscheidende Wende wurde durch die Erklärung der HSV-Vertreter erreicht. Der HSV erklärte: Wenn die Landesverbände unserem Antrag bei der Abstimmung folgen, so sind wir, nach dem Spruch des Spielausschusses, Sieger über Nürnberg. Danach verzichten wir auf die sich daraus ergebenden Folgen!

 

Auf dieser Basis konnte für die Abstimmung eine Mehrheit erreicht werden. Nun erhob Henry Barrelet das Wort. Er erklärte, ungeachtet dessen, dass er eigentlich nicht als HSVer, sondern nur als Verbandsvertreter sprechen durfte: „Nachdem wir nun durch den gültigen Spruch des Spielausschusses zum Sieger des zweiten Spieles erklärt worden sind, verzichten wir auf die Erklärung zum Deutschen Meister.“

 

Es folgte viel Beifall für diese Aussage! Dann kam aber ein Nachspiel, das zunächst Heiterkeit auslöste. Der Vertreter des Süddeutschen Verbandes, Dr. Keyl, erhob sich und führte aus, dass nunmehr, nachdem der HSV verzichtet habe, Nürnberg nach wie vor Deutscher Meister sei.

 

Damit war die Heiterkeit verflogen und Rechtsanwalt Schmidt ergriff das Wort: „Nachdem der HSV zum Endspielsieger erklärt wurde, war er automatisch Deutscher Meister, daran ändert auch der Verzicht, zum Deutschen Meister erklärt zu werden, nichts.“ Dieser Auffassung schlossen sich alle Landesverbände, mit Ausnahme Süddeutschlands, an.

 

Dem HSV ist im Jahre 1928, nach erneuter Erringung der Deutschen Meisterschaft, vom Bundesvorstand des Deutschen Fußballbundes nochmals ausdrücklich die Meisterschaft des Jahres 1921/1922 zuerkannt worden. Sein Wappenschild ist auch vom Deutschen Fußballbund 3mal, nämlich 1922, 1923 und 1928 auf der „VICTORIA“, dem Wanderpreis der Deutschen Fußballmeister, angebracht worden.

 

Die Mannschaft 1922:

Hans Martens, Albert Beier, Walter Schmerbach, Hans Flohr, Asbjørn Halvorsen, Hans Krohn, Walter Kolzen, Ludwig Breuel, Otto Harder, Karl Schneider, Hans Rave; Trainer: A. W. Turner

 

1.FC Nürnberg

Heinrich Stuhlfauth, Gustav Bark, Michael Grünerwald, Anton Kugler, Emil Köpplinger, Carl Riegel, Wolfgang Strobel, Luitpold Popp, Willy Boes, Heinrich Träg, Hans Sutor; Trainer: Izidor Kürschner

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August 1922: Deutscher Meister 1922

Gemeinde Wiefelstede: An den Vorstand des Hamburger Sport-Verein

 

Sehr geehrte Herren!
Die Gemeinde Wiefelstede musste vor einigen Tagen, aus Anlass eines Straßenbaues, das Kriegerehrenmal 1914/18 abbrechen und umsetzen. Dabei wurde im Fundament eine damals eingemauerte Urkunde mit verschiedenen Zeitungen vom Tage der Grundsteinlegung gefunden. In einer Zeitung fand sich ein Bericht über die Fußballmeisterschaft von 1922. Während wir die übrigen Zeitungen dem neuen Fundament des Denkmals wieder anvertrauten, haben wir den Meisterschaftsbericht herausgetrennt und übersenden ihn als Anlage Ihrem Verein. Vielleicht sind Ihnen einzelne Dokumente aus „großer Vereinszeit“ durch den Bombenkrieg abhandengekommen. Die Gemeinde Wiefelstede wünscht Ihnen, nach dem enttäuschenden Start in der diesjährigen Saison, wieder den Kampfgeist von 1922.
Hochachtungsvoll, der Gemeindedirektor

 

Entscheidung über die deutsche Fußballmeisterschaft - HSV deutscher Fußballmeister

50.000 Zuschauer – Nürnberg gibt den Kampf bei 1:1 auf – unerhörte Skandalszenen

 

Unter einer gewaltigen Beteiligung von Zuschauern des In- und Auslandes vollzog sich vorgestern in Leipzig das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft. Der Andrang zu diesem denkwürdigen Sportereignis war so groß, daß das neue Stadion am Völker-schlachtdenkmal schon gegen Mittag etwa 20.000 Zuschauer barg. Im Laufe der Nachmittagsstunden wuchs die Zahl auf ca. 50.000 Wartende; unter denen sich schon vor Spielbeginn erregte Szenen abspielten. Verschiedentlich mussten durch die Sanitätskolonne des Roten Kreuzes Verletzte vom Platz getragen werden.

 

Das Spiel:

Als Dr. Bauwens, Köln, nach einer halbstündigen Verspätung das Spiel anpfiff, standen die Mannschaften wie folgt:

 

Aufstellung

Nürnberg hat Anstoß und geht sofort in Front. Bös und Popp unternehmen je einen gefährlichen Angriff, die erst im letzten Augenblick von Hamburgs guter Hintermannschaft unterbunden werden. Ca. 15 Minuten dauert die Überlegenheit der Süddeutschen, dann kommt der HSV allmählich auf, obwohl sich Träg noch einmal überraschend durchspielt. Im Ganzen lässt das aufregende, schnelle Spiel planvolle Taktik vermissen. Harder verpasst eine sichere Chance vor dem gegnerischen Tor, da er sich nicht zum Schuss entschließen kann. Einen scharfen Linksschuss von Harder kann Stuhlfauth nur mit knapper Not halten.

 

Mit 0:0 geht es in die Pause.

Bei Wiederanstoß ist der HSV sofort in Führung, kann aber nicht verhüten, dass Träg nach glänzender Kombination in die rechte Ecke unhaltbar einsendet.

 

1:0 für Nürnberg

Die ungeheure Spannung macht sich beim Publikum durch brausenden Beifall Luft. Der Norddeutsche Meister verdoppelt seine Anstrengungen. Breuel verschießt einen guten Ball. Ein Prachtschuss von Schneider kann von Stuhlfauth nur zur Ecke abgelenkt werden. Harders Alleingänge haben nicht den sonstigen Schneid. Einmal verpasst er eine Bombenchance 3 Meter vor dem Tor. Erst eine viertel Stunde vor Schluss rafft er sich glänzend auf, spiel sich in virtuoser Manier durch und gibt die Vorlage an Schneider, der unhaltbar in Nürnbergs äußerste rechte Ecke verwandelt.

 

Ausgleich zum 1:1

Ungeheurer Beifall tobt durch die Zuschauermassen. Das Spiel der Nürnberger wird flauer. Stuhlfauth hat alle Hände voll zu tun. Aus der Reihe des norddeutschen Innensturms hagelt es Schuss auf Schuss auf den Kasten der Süddeutschen. Torwärter und Verteidigung spielen jedoch mit voller Bravour.

 

Auch ein letzter Schuss von Breuel, der aus 8 Metern Entfernung den Pfosten anschießt, kann Norddeutschland das siegbringende Tor nicht verschaffen. So entschließt man sich für eine Verlängerung der Spielzeit.

 

Nur 15 Minuten Pause, dann nimmt der erbitterte Kampf seinen Fortgang.

Die Chancen wechseln von Tor zu Tor. Breuel schießt wieder aus 5 Meter Entfernung vorbei. Harder ist nicht mehr in erster Form. Halvorsen scheidet wegen Verletzung aus.

 

Eben hat der HSV notdürftig umgestellt, da wird auch Beier von Träg unfair getreten. So wird Träg, der Spielführer der Nürnberger des Feldes verwiesen.

 

Nachdem Beier von der Sanitätskolonne von Platz getragen ist, kämpfen beide Mann-schaften nur noch mit 9 Mann. Bald darauf verlassen Nürnbergs Kugler und Popp das Spielfeld, sodass das Spiel von Schiedsrichter Dr. Bauwens abgepfiffen werden muss.

 

Soweit das Spiel, dessen Kritik nicht sehr zu Gunsten Nürnbergs ausfallen dürfte. Mit Recht betont die gesamte führende Sportpresse, dass Nürnberg zu unfairen Mitteln gegriffen habe. Diese Tatsache sowie der Umstand, dass Nürnberg den Kampf aufgab, dürften genügen, um dem HSV den Meisterschaftstitel zuzuerkennen. An diesem Resultat darf auch ein Protest nichts ändern, den Nürnberg vermutlich einlegen wird.

 

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August 1922: Deutsche Meisterschaft

Das Wiener Sport-Tagblatt schreibt über den HSV

Aus der Kampfunfähigkeit des einen Gegners ergibt sich der Sieg des Anderen. Nach unserer Ansicht hat Dr. Bauwens vollständig korrekt gehandelt, indem er das Spiel wegen Kampfunfähigkeit der Nürnberger abbrach. Er hat den Hamburgern nicht in unzulässiger Weise den Sieg zugesprochen, sondern aus der Kampfunfähigkeit des einen Gegners ergibt sich mit logischer Folgerichtigkeit der Sieg des anderen.

 

Wenn unter solchen Umständen ein Wiederholungsspiel möglich werden würde, hätte die Mannschaft, die sagen wir in betrügerischer Absicht, nur noch acht Leute im Felde hatte, die Chance, dadurch ein Wiederholungsspiel zu erzwingen und sich damit einen unzulässigen Vorteil zu verschaffen. So würde man offenkundig unterlegenen Mannschaften Tür und Tor für Manipulationen öffnen. Das kann natürlich nicht der Sinn der Spielregeln und des Sports sein.

 

Die Hamburger sind also zurecht als der Deutscher Meister dieses Jahres zu betrachten. Es ist das erste Mal, dass eine Hamburger Mannschaft den stolzen Siegespreis errungen hat. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg. In der Freude über den Erfolg, werden die hässlichen Begleiterscheinungen seitens der Nürnberger bald vergessen sein.

 

Zu hoffen aber ist, dass die nächstjährigen Kämpfe um die Deutsche Meisterschaft ein erfreulicheres Bild von der Einigkeit des deutschen Sportvolkes zeigen werden. Mögen wir in Gnade vor Wiederholung derartig unwürdiger Vorgänge bewahrt bleiben.

 

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August 1922: Deutsche Meisterschaft

Das Wiederholungsspiel gegen den 1.FC Nürnberg in Leipzig (6.8.) ergibt keinen eindeutigen Sieger. Wieder bietet der „unbekannte“ HSV dem 1.FC Nürnberg Paroli. Jenem Verein, der von 1919 bis 1922 in 104 Punktspielen unbesiegt geblieben ist. Mit diesen unvergleichlichen „Schlachten“ der deutschen Endspielgeschichte gelingt dem HSV der endgültige Durchbruch zur deutschen und europäischen Spitzenklasse.

 

Anstoß 16:40 Uhr vor 60.000 Zuschauer. 17:42 Uhr geht Nürnberg durch Träg mit 1:0 in Führung. 18:04 Uhr der Ausgleich für den HSV durch Schneider. 19:02 Uhr Abbruch des Spiels durch Schiedsrichter Dr. Bauwens. Nürnberg hat nur noch 7 Spieler auf dem Feld. Die Nürnberger Böß und Träg wurden des Feldes verwiesen und Pop und Kugler mussten wegen Verletzungen ausscheiden. Somit hatte Nürnberg nicht mehr die satzungsgemäß geforderten mindestens 8 Spieler auf dem Platz und Schiedsrichter Bauwens musste das Spiel daraufhin folgerichtig abbrechen und den HSV satzungsgemäß zum Sieger durch Abbruch und zum Deutscher Fußballmeister 1922 erklären.

 

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September 1922: HSV- Sperber 16:0

Nachdem Altona 7:2, Viktoria 8:1 und die Bremer Stadtmannschaft 7:3 verloren hat, entspricht es nur der chronologischen Berichterstattung, dass Sperber mit 16:0 herein- rasselte.

Tull schoss 8 Tore, Breuel schoss 7 Tore, Schneider, Kolzen und dem Ersatzaußenspieler Cassione gelangen je 1 Treffer. Es wird bei Charly Pohl große Verwunderung erregt haben. Bei Sperber fehlt ein Mann wie Frahm doch sehr. Solange dieser alte erfahrene und routinierte Kämpe auf dem Mittelläuferposten stand, waren ähnliche Katastrophen ausgeschlossen. Die Zeit, wo z.B. Viktoria mit stärkster Mannschaft in Alsterdort die Segel streichen musste, liegt noch gar nicht so lange zurück. Und doch……., seitdem hat sich in der Sperber-Mannschaft gar viel verändert. Die Liste der Abgewanderten ist immer länger geworden. Schade drum. Die Mannschaft muss sich neu finden und noch viel lernen.
Folgende Mannschaften standen sich gegenüber:

Der HSV traf auf einen Gegner, der wenigsten ehrenvoll unterliegen wollte. Die braven Alsterdorfer hielten das Spiel offen und begünstigten damit die Angriffsmanöver des HSV ungemein. Über Gröhl, Thele und Cassione kann man sich noch kein Urteil bilden, aber die Leistungen waren vielversprechend. Gegen St. Georg wird es ein anderes Spiel werden und die großen Lücken sicher nicht auftauchen. 

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Oktober 1922: Rückblick

Der Schwede Carlsson spielt ab dieser Saison für den HSV. Im Lübecker Ballspielverein hat Carlsson ein Jahr lang erfolgreich als Verteidiger gewirkt und viel dazu beigetragen, dass die Lübecker Mannschaft die Ostkreismeisterschaft errang. Im HSV hat man Carlsson zunächst die Rolle Halverssons als Mittelläufer übertragen. Der internationale Norweger muss wegen seines Fußleidens noch längere Zeit aussetzen. Wenn Halversson wieder zur Stelle ist, wird man wohl daran denken müssen Carlsson für Agte aufzustellen.

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November 1922: Rückblick

FC Falke - Hermannia 4: 2 (4: 1)

 

Falke ist die bessere Mannschaft und erzielt bald das erste Tor. Ein Verschulden des Torwarts bringt Hermannia die Chance zum Ausgleich. In gleichen Abständen fallen drei weitere Tore für Falke. Hermannia kann mit Windunterstützung nur noch einmal einsenden. Das Spiel war scharf und Falke der verdiente Sieger. Durch die Niederlagen von Hamburger Lehrer T.V. gegen Hohenzollern 3: 1 und Unitas gegen Allemannia 3: 2 rückt Falke an den ersten Tabellenplatz.

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November 1922: Fußballgerichtsbarkeit, Verwaltung

Fußballgerichtsbarkeit ist für den echten Sportsmann wohl ein Widerspruch in sich. Der grüne Rasen sollte eigentlich keine Ergänzung durch den „grünen Tisch“ bedürfen! Heute sind wir leider noch nicht so weit. Die Protestwut treibt üppige Blüten, die sogar die höchste Würde, die der D.F.B. zu vergeben hat, in ihren Bann gezogen hat. Es sollte doch unseren maßgeblichen Stellen zu denken geben, dass Länder mit hoher, verinnerlichter Sportkultur wie etwa England und Schweden die Anfechtung schiedsrichterlicher Entscheidungen nicht zulassen. Es liegt auf der Hand, wie sehr die Autorität der Schiedsrichter gehoben wird und Spieler und Zuschauer erzogen werden. Für uns ist dieser Zustand noch ein Ideal.

 

Es scheint mir aber, dass die neue Satzung, vor allem die des DFB in dieser Richtung einen Schritt vorwärts bedeuten könnte, indem sie, in den selbstständigen Gerichten, Organe gebildet haben, die im Sinne einer sportlichen Gesundung auf diesem Gebiet zu wirken geeignet sind.
Verschiedene zweifelhafte Entscheidungen im vergangenen Spieljahr ließen auf dem Lübecker Verbandstag den Ruf nach Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung ertönen. Die Dinge lagen ernst. Nicht nur, dass in der Presse unumwunden von Fehlurteilen geschrieben wurde – wer keine Vogel-Strauß-Taktik betrieb – konnte nicht umhin zuzugeben, dass selbst schon von Parteilichkeit gewisser Ausschussmitglieder die Rede war. Die neue DFB-Satzung bricht dem nun die Spitze ab.

 

In Zukunft sind die Verwaltungsbehörden auf ihr eigentliches Gebiet verwiesen, auf dem sie, von Zweckmäßigkeitsrücksichten sich leiten lassend, ihre Tätigkeiten ausüben. Von der Rechtsprechung, d.h. von Entscheidung über Streitigkeiten zwischen Behörden, Vereinen und Mitgliedern, sowie die Erledigung von Protesten und Berufungen in Wettspielangelegenheiten (§17) sind sie insofern, als sie an keine Vorschriften von Verwaltungsbehörden oder übergeordneter Gerichte gebunden sind und bei Ablauf der Wahlperiode keiner Entlastung bedürfen, befreit.

 

Die Gerichte sind mehr als einfache Entlastungsorgane für die Verwaltungsbehörden. Sie sind dazu berufen, der Rechtsunsicherheit in der Auslegung der Satzungen und Spiel- regeln entgegenzuwirken. Sie müssen versuchen, durch verständige einheitliche Rechts- sprechung das Vertrauen von Vereinen und Spielern zu gewinnen.
Ein gut arbeitendes Gericht ist ein Organ, dass die sportliche Moral heben und erzieherisch wirken kann. Sein Ziel muss sein, die Zahl der Proteste auf einen Bruchteil der heutigen Ziffer herabzumindern.

 

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Januar 1923: Sorgenvoller Start ins neue Jahr

Sorgenvoll sahen viele dem Beginn des neuen Jahres entgegen, wenig verheißungsvoll waren die letzten Tage des alten Jahres gewesen und schwärzester Pessimismus begann bereits in die Reihen unseres Vereins einzuziehen. Aber unverdrossen und vertrauensvoll sah die große Mehrheit der H.S.Ver den weiteren Taten unserer Liga-Mannschaft entgegen. So war am letzten Tage des Jahren 1922 der Kampfgeist neu entfacht und die Zuversicht durch den 4:1 Sieg gegen die Kilia-Mannschaft in Kiel neu entflammt.

 

So fuhren wir mit großer Zuversicht dem schweren Kampfe unserer Mannschaft in Fürth entgegen.

 

Was dann kam, hat Gustav Hess in seinem Bericht über Fürth klar gekennzeichnet. Mag diese schwere Niederlage unseren Mitgliedern eine Mahnung sein. Wann und wo auch immer Differenzen auszutragen sind, unser sportliches Ansehen darf nie und nimmer dadurch berührt werden, darf nie wieder gefährdet werden – wie wir es in Fürth erlebt haben.

 

Es war zu erwarten, dass die norddeutsche Presse schwerste Vorwürfe gegen uns erheben würde. Das Spiel gegen Victoria sollte sie eines Besseren belehren.

 

Nie zuvor ging unsere Mannschaft in einen Kampf von dieser Bedeutung. Nur ein Sieg konnte dem Märchen über Krisen und einem Zusammenbruch unserer Mannschaft die Spitze abbrechen. Und nie zuvor fuhren wir mit größerem Vertrauen zu diesem so entscheidenden Spiel gegen die Victoria. Restlos hat sich unsere Mannschaft in heißester Hingabe eingesetzt, eingesetzt für ihre Farben! Unermüdlich und trotz schlechter Bodenverhältnisse und bis zum Äußersten für den Erfolg kämpfend, wurde der Sieg errungen.

 

Wenn es überhaupt noch einen Beweis für diese große Leistung unserer Mannschaft bedurfte, so war es die warme Anteilnahme der Zuschauer, die sicher nicht mit den freundschaftlichsten Gefühlen gekommen waren. Der schönste Beweis: Noch nie haben wir es erlebt, dass man uns nach einem Sieg über die Victoria einen anerkennenden Beifall zollte. Umso mehr freute uns diese spontane und ehrliche Kundgebung am Ende des Kampfes.

 

Am Rande notiert:
Wie peinlich: Dr. Bauwens hat auf seine Spanien-Reise eine große Enttäuschung erlebt. Das Spiel FC Barcelona : Wiener Amateure (4:0) artete so aus, dass Dr. Bauwens einen Spanier herausstellen wollte. Der Spanier weigerte sich den Platz zu verlassen und Dr. Bauwens verzichtete daraufhin auf die Weiterführung seines Schiedsrichteramtes. Der Trainer des FC Barcelona leitete das Spiel zu Ende. at die Leitung des FC Barcelona so wenig Macht über ihre eigenen Spieler? Diese Episode gereicht dem F.C.B. nicht zur Ehre!

 

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Januar 1923: Warum haben wir keinen „Groß-Hamburger-Meister“

Seit der Vermehrung der Ligavereine und der Einteilung des Groß-Hamburger-Gebiets in Alster-und Elbkreis haben wir keinen Groß-Hamburger-Meister mehr.

 

Sollte es nicht zweckmäßig sein, wie in den früheren Jahren einen Groß-Hamburger-Meister zu ermitteln? Mancherlei Gründe sprechen dafür. Ein Entscheidungsspiel zwischen den beiden Kreismeistern würde unser Programm um ein wertvolles sportliches Ereignis bereichern und wir hätten wieder einen Groß-Hamburger-Meister. Dieser Begegnung müsste selbstreden ein amtlicher Charakter verliehen werden. Den Titel kann nur die Behörde des Kreises 4 vergeben.

 

Man komme uns nicht mit Terminschwierigkeiten. Für, um vieles weniger wichtige Kämpfe werden Termine beansprucht – ja manches Mal gar lediglich aus finanziellen Rücksichten, da muss erst recht ein Tag für die Ermittlung unseres Meisters frei sein. Dieser Kampf um die „Krone“ würde ohne Zweifel das Interesse weitester Kreise wachrufen. Die Ansetzung hätte vor der Austragung der R.F.B.-Meisterschaftsspiele zu erfolgen, damit der Kampf um den Gesamt-Hamburger-Meister in seiner Bedeutung nicht herabgemindert wird.

 

Gleichzeitig lässt sich mit diesem sportlich wertvollen Kräftemessen eine sehr nützliche Seite verbinden. Unsere Kreisführung braucht zur Durchführung ihres Riesenbetriebs Geld und nochmals Geld! Die Finanzmittel müssen beschafft werden, so oder so. Durch das vorgeschlagene Entscheidungsspiel um die Groß-Hamburger-Meisterschaft kann sich die Kreisbehörde eine äußerst erwünschte Einnahmequelle erschließen. Infolge der Einnahmen aus diesem Spiel, wird es möglich sein, dafür auf die Festsetzung eines sonst nötigen „Geldbeschaffens“ zu verzichten, und der Gesamtheit der Vereine wir damit kein Termin entzogen.

 

Unseres Erachtens nach, müsste der Hauptanteil der Einnahmen in die Kreiskasse wandern. Wir würden folgende Aufteilung vorschlagen: Von der Bruttoeinnahme werden die Unkosten abgezogen. Von den Reineinnahmen erhält der Kreis 60% und die beiden Vereine je 20%.
Um die Kosten zu verringern, könnte das Spiel auf dem Platz eines der beiden Mannschaften stattfinden. Das los entscheidet. Der Verein hat seinen Platz der Behörde kostenlos zur Verfügung zu stellen, da er einerseits beteiligt ist und andererseits dafür den Vorteil des eigenen Platzes genießt.

 

Was meint die große Sportgemeinschaft zu unserem Vorschlag, und wie denkt der Kreis 4 darüber?

 

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Februar 1923: HSV-Jugendversammlung

am 21.Februar 1923, 8 Uhr, Klubhaus

1. Verlesung der Verhandlungsschrift der letzten Versammlung

2.Erstattung des Kassenberichts

3. Wahl des Liga-Ausschusses

4. Anträge:

   a) Antrag Stöwahse: Die Mitglieder wollen folgenden Beschluss fassen: Der Passus unserer Satzung, betreffend außerordentliche Mitgliederversammlungen (früher § 90b) wird wie folgt abgeändert: Außerordentliche Mitglieder- Versammlungen finden statt, auf schriftlichen Antrag von mindestens 25 stimmberechtigten Mitgliedern.

   b) Antrag Turner: Über technische Fragen der Ligamannschaft hat nur der Liga-Ausschuss zu entscheiden.

   c) Antrag Krutisch:

1. Liga- und Ligareserve unterstehen dem Liga-Ausschuss.

2.Der Liga-Ausschuss setzt sich zusammen aus den folgenden 5 Herren: A) einem Mitglied des Präsidiums, b) einem Herrn, welchem zusammen mit dem erstgenannten Herrn, repräsentative Verpflichtungen im Zusammenhang mit den Ligaspielen obliegen.

3. Zwei ältere und erfahrene Fußballspieler, welche die Übungsspiele und das Hallentraining zu leiten haben. Diese stellen auch die Mannschaft auf.

4. Einen erfahrenen Fußballspieler mit genauer Kenntnis der unteren Mannschaften (tunlichst ein Mitglied des Fußballausschusses). Dieser Herr stellt die Liga-Reserve auf.

5.Gesellschaftsspiele werden vom Liga-Ausschuss, nach vorheriger Genehmigung durch das Präsidium, abgeschlossen. Einmal festgelegte Gesellschaftsspiele können nur wieder abgesetzt werden, wenn das Präsidium und der Liga-Ausschuss sich in diesem Punkte einig sind. Der Liga-Ausschuss kann den Spielführer der Liga zu seinen Sitzungen hinzuziehen – ist hierzu aber nicht verpflichtet.
Weder dem Präsidium noch den Spielern der Liga ist ein Einfluss auf die Zusammensetzung der Ligamannschaft oder der Reserve gestattet.

6.Verschiedenes

Der Vorstand

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Februar 1923: Auf dem Weg zur Meisterschaft im Alsterkreis

HSV : Eimsbüttel 5:1

Als wir vor einigen Wochen schrieben, dass Eimsbüttel kein Gegner für den HSV sei, glaubten wir doch nicht, dass die Turner mit ihrer ehedem eisernen Verteidigung sich so vom HSV überspielen lassen würden. Von den ersten Minuten an zeigte sich der HSV als die überlegene Mannschaft. Vor wenigen Monaten sah man noch eine Mannschaft die kämpfen konnte. Heute war es ein zusammenhangloses Gebilde, in das selbst Kramer keinen Halt zu bringen vermochte. Kramer war der einzige Lichtblick in dieser Mannschaft. Die abgewanderten Lüdecke und Wentorf fehlten an allen Ecken und Enden.

 

Fast durchweg beherrschte der HSV die Lage. Sein Stürmerspiel war eine volle Klasse besser, der Laufleistung der Eimsbütteler um etliche Lungen voraus. Wenn beispielsweise Tull seine heutige Form zu wiederholen vermag, stehen die St. Georger im nächsten Spiel vor einer Riesenaufgabe. Tull gelangen prächtige Stücke höchster Fußballkunst. Einige seiner Glanzstücke sind eben nur ihm möglich. Bei dem 3. und 4. Tor wurden die Zuschauer aller Schattierungen zu elementaren Ovationen hingerissen. Die ersten 4 Tore fielen allein durch Tull. Das zweite, dritte und vierte grundverschieden in ihrer Art, und doch jedes für sich eine Glanzleistung fußballerischen Könnens. Und wer Sinn für etwas in sich Vollendetes hat, für den sind seine Tore Kunstgenuss.

 

Auch Walter Kolzen muss in diesem Spiel genannt werden. Ein Spiel ohne Kunst, aber von seltener Hingabe und ohne die leisesten Spuren von Eigennutz. Für seine Kameraden gibt er sein Möglichstes, und seine Flanken sind wie geschaffen für den Innensturm.

 

Halvorsen spielte wie stets sein Spiel, ebenso unauffällig wie wirksam. Den Platz des fehlenden Flohr füllte der Schwede Carlsson so gut aus, dass man nicht von Ersatz sprechen darf. Von den Verteidigern war Beier wieder der beste. Allerdings zeichnete sich der Sturm der Eimsbütteler eher durch Unvermögen aus. Martens hatte während der 2 x 45 Minuten nur zwei schwere Bälle zu halten. Wenn sich da allmählich eine gewisse Sorglosigkeit einstellte, ist das nur zu begreiflich. Bei voller Aufmerksamkeit hätte Martens den langen Schuss von Lorenz wenige Minuten vor Schluss wohl nicht durchgelassen.

 

Das fünfte Tor wurde von Schneider mit einer solchen Wucht geschossen, dass selbst ein Athlet wie unser Martens den Ball wohl nicht hätte stoppen können.

 

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März 1923: Der Weg zur Meisterschaft im Alsterkreis

Zwei Ruhmestaten unserer Ligamannschaft, wie wir sie uns schöner und eindrucksvoller nicht hätten denken können, setzten unseren Weg zur Meisterschaft fort. Mit großer Genugtuung blicken wir auf die Taten unserer 1.Mannschaft, die, in restloser Hingabe unseren Farben größte Anerkennung gebracht hat. Auch in diesem Jahr sind sie auf dem Wege, ein Werk zu vollenden, dass die Erringung der größten Ehre unseres Verbandes darstellt. Rot wollen wir HSVer uns die Daten des 18. und 25. Februar in unserem Kalender anstreichen, die Siege über große und angesehene Gegner brachten.

 

Mit 5:1 Toren gelang es uns zum ersten Male den gefürchteten Eimsbütteler Turnern auf deren Platz eine Niederlage zu bereiten, wie diese sie in einem Punktspiel seit langer Zeit nicht erlebt hatte. Auch das Publikum war, leider in nicht überwältigender Anzahl erschienen, fast restlos auf unserer Seite.

 

Nach diesem glänzenden Sieg, konnten wir der ungleich härteren Belastungsprobe gegen die Mannschaft des St. Georger Fußball-Clubs entgegensehen. Der herrliche staatliche Platz im Hammerpark war ein unergründlicher Morast, der an die Leistungen der beiden Mannschaften die denkbar größten Anforderungen stellte.

 

Bedenken wollen wir, dass es uns zur besonderen Ehre gereicht, gerade gegen diesen Gegner das schwerste Spiel unserer diesjährigen Spielzeit ausgetragen und gewonnen zu haben. Keinen Besseren konnten wir uns denken, und wir freuen uns, dass uns als erste unsere St. Georger Freunde nach dem Spiel ihre Glückwünsche aussprachen. Wir hoffen, dass das schöne freundschaftliche Verhältnis unserer beiden Vereine immerdar bestehen bliebe, und dass es dazu beitragen möge, um alle Vereine unserer Vaterstadt ein festes Band der Freundschaft zu schließen.

 

Manchen Endkampf unserer ersten Mannschaft haben wir schon miterlebt. Was unsere Mannschaft aber im Hammerpark in den letzten 20 Minuten bot, war gewaltig und bekundete eindrucksvoll den Willen zum Sieg. Der HSV wurde Alsterkreis-Meister mit 26:2 Punkten - bei einer Niederlage.

 

Erklärung: Die Ligaklasse Groß-Hamburg war in dieser Spielzeit erneut in die Gruppen Alsterkreis und Elbekreis unterteilt, deren jeweiliger Sieger für die norddeutsche Endrunde qualifiziert war. Ein Spiel zwischen den Staffelsiegern, zur Ermittlung des Fußballmeisters „Groß-Hamburg“, wurde nicht ausgetragen. Der HSV verzichtete und da Union keinen „geschenkten“ Titel annehmen wollte, blieb dieser Titel vakant.

 

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März 1923: Von einem in seiner Ehre gekränkten

In einem Spiel unterer Mannschaften stellte der Schiedsrichter, ein junger Mann, einen Spieler vom Platz. Der Betreffende, in Gemeinschaft mit seinem Verein, richtete sich an die Sportbehörde, da der herausgestellte Spieler sich in seiner „Ehre“ gekränkt fühlte. Die Sportbehörde lehnte den Einspruch natürlich ab.

 

Soweit ist der Fall alltäglich. Nun wandte sich der Betreffende an die bürgerlichen Gerichte – und immer noch durch seinen Verein gestützt. Auch dort wurde der Einspruch natürlich abgewiesen.

 

Wir halten das für sehr bedenklich! Sportsleute, die sich der Autorität des Schiedsrichters auf dem Spielfelde nicht unterordnen wollen, mögen doch bitte zu Hause bleiben. Es ist bedauerlich die Zeit der Gerichte und gleichzeitig die des jungen Schiedsrichters auf diese Weise in Anspruch zu nehmen. Vielleicht wäre es angebracht, wenn Sportbehörden hier einmal ein Machtwort sprechen würden. Wir könnten sonst zu „lieblichen“ Zuständen kommen. Wer sich in Ausübung seines Ehrenamtes als Schiedsrichter zu strafenden Maßnahmen gezwungen sieht, läuft somit Gefahr, hinterher noch vor ein ordentliches Gericht gezerrt zu werden – nette Aussichten!

 

Der in seiner „Ehre“ Gekränkte sollte sich lieber so benehmen, dass er nicht hinausgestellt zu werden braucht, oder sich nach einer anderen Betätigung umsehen. Und wenn er durchaus gerne Geld loswerden will, dann mag er es für die Ruhrspende geben.

 

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März 1923: Rückblick

Mit dem 5:2-Sieg über St. Georg wird der HSV Alsterkreismeister. Union 03 Altona ist Elbekreismeister geworden. Da der HSV eine große Verletzungsliste hat, wird das Entscheidungsspiel um die Hamburger Meisterschaft verschoben. Als die Termine um die „Norddeutsche“ drängen, kommt es schließlich zu keinem Entscheidungsspiel. Nachzutragen bleiben noch die Ergebnisse gegen Uhlenhorst-Hertha am 12.3. mit 10:1 und am 19.3. ein 5:1 gegen St. Pauli-Sport.

 

Im Vorrundenspiel um die Norddeutsche Meisterschaft, die im K.O.-System ausgetragen wurde, wird Borussia Harburg mit 3:1 besiegt. Als es dabei nicht immer nach Wunsch läuft, schreibt ein „Fußballfachblatt“: „Der HSV fängt an zu kombinieren, und das ist das Ende des Geistes, der die Mannschaft emporgebracht hat.“

 

Zwei Monate später wird der HSV Deutscher Meister…….

 

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April 1923: Auf dem Wege zur Norddeutschen Meisterschaft

HSV, Union und Holsten noch im Rennen

Der vorjährige Verbandstag in Lübeck ließ manche Fragen ungeklärt. So blieb die Austragung der Verbandsmeisterschaft dem Spielausschuss überlassen. So wie wir entsinnen, in Gemeinschaft mit dem Vorstand. Die verantwortlichen Herren entschieden sich für das Pokalsystem, was in sportlicher Hinsicht überaus bedauerlich ist. Das Pokalsystem – der Verlierer scheidet aus – gewährleistet nie und nimmer die Ermittlung eines in jeder Hinsicht einwandfreien Meisters. Das liegt so klar auf der Hand, dass wir uns den Beweis schenken können. Jeder Gau, jeder Kreis würde es als ungeheuerlich empfinden, wenn man ihm zumuten wollte, seinen Meister auf diese Weise zu ermitteln.

 

„Für die Verbandsmeisterschaften ist das Pokalsystem gut genug“? Welch Widersinn!
Das Treffen zwischen Union und Arminia hat das untragbare dieses Systems erneut deutlich zum Bewusstsein gebracht. Nach gleich- wertigem Können, stand es bei Ablauf der regulären Spielzeit 3:3. Jeder einen Punkt – NEIN – es musste weitergespielt werden, denn einer durfte nur im Rennen bleiben. Ein Elfmeter entschied für Union und Hannovers tüchtige Arminen waren erledigt! Wir möchten schon heute der Hoffnung Ausdruck geben, dass der Verbandstag in Goslar uns wieder eine einwandfreie Durchführung unserer Norddeutschen Meisterschaft beschert. Wenn es bis 1922 möglich war, dann muss es auch in Zukunft möglich sein.

 

Dann noch eins. Der Verbandsvorstand hat beschlossen, alle Einnahmen aus sämtlichen Meisterschaftsspielen restlos für sich zu beanspruchen. Die Vereine sollen lediglich ihre Auslagen nach einem bestimmten Schema erhalten, dass erfahrungsgemäß nicht einmal dazu ausreicht, um die tatsächlichen Ausgaben zu decken. Vereine wie beispielsweise der HSV, Holstein, Union, müssen bis zu 6 Sonntage für die Meisterschaftsspiele freihalten. In dieser Zeit bleiben die Vereine ohne jegliche Einnahmen. Die Vereine sollten, nein müssen auch weiterhin an den Einnahmen beteiligt werden – eigentlich eine Selbstverständlichkeit für jeden, der ein Gefühl für Gerechtigkeit besitzt. Sind es doch zu großen Teilen auch die Vereine, die die repräsentativen Spiele des Verbandes durch Gestellung von Spielern finanzieren. Durch diesen Vorstandsbeschluss beraubt der Verband alle Vereine ihres Rechtes.

 

Wenn der Verband Gelder gebraucht, muss er es sich auf einen rechtmäßigen Weg beschaffen, aber nicht durch einseitige Belastung weniger Vereine, die ohnehin schon ganz Erhebliches zur Finanzierung des Verbandes beitragen. Der Verbandstag in Goslar wird über diese Angelegenheit zu entscheiden haben.

 

Der Ausgang der ersten Zwischenrunde entsprach den Erwartungen. Der HSV brachte aus Hannover gegen die Eintracht einen nie gefährdeten Sieg heim. Bei Zwischenwechsel bereits 2:0 in Führung liegend, wurde das Ergebnis bis zum Schluss auf 4:1 erhöht. Für die Eintracht immerhin eine ehrenvolle Niederlage gegen den Favoriten. Der HSV ist damit für das Endspiel qualifiziert.

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April 1923: Rückblick

Mit dem 4:1 über Eintracht Hannover in der Zwischenrunde erreicht der HSV in der nord deutschen Meisterschaft, die dieses Jahr im K.O.-System ausgetragen wird, das Endspiel gegen Holstein Kiel, das er am 29. April mit 2:0 gewinnt – und damit zum dritten Male hintereinander norddeutscher Meister wird. Die beiden Siegtreffer schossen Schneider und Breuel. Am 1.April gab es am Rothenbaum die „Revanche“ für die 10:0 Niederlage bei der Spvgg. Fürth. Das Spiel am Rothenbaum endete diesmal mit 2:3. Das 10 0 in Fürth ist bis auf den heutigen Tag die schwerste Niederlage in der HSV-Vereinsgeschichte. Das es gänzlich anormal war, wussten selbst die schärfsten Kritiker jener Tage.

 

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Mai 1923: Rückblick

Natürlich nehmen die Spiele um die deutsche Meisterschaft einen besonderen Platz ein. In Hamburg feuern die Besucher „Guts Muts Dresden“ an, weil der HSV eine unerwartet schwache Partie liefert. Schließlich sichern zwei Tore von Tull Harder am 13.05. den Einzug in die Zwischenrunde, in der die Elf am 27.5. auf den VfB Königsberg trifft. Wieder steht dem HSV das Glück zur Seite, diesmal in Gestalt eines Selbsttores der Königsberger, dass das 3:2 für den HSV bedeutet. Damit steht die Mannschaft im Endspiel, in dem Union Oberschöneweide im Juni der Gegner ist.

 

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Juni 1923: Deutscher Meister 1923

Die höchste Trophäe für den HSV

Nach 35-jährigem Bestehen hat der HSV die höchste Trophäe, welche der deutsche Fußballsport zu vergeben hat, errungen. Vier schwere Etappen nach dem Weltkriege waren hierzu nötig. 1920 hatten wir wohl bereits die Hamburger Meisterschaft, als uns die „Popp-Punkte“ aberkannt wurden.

 

1921 machten wir zum ersten Male die Norddeutsche Meisterschaft. Mit den besten Hoffnungen fuhren wir nach Duisburg. Zu hoch hatten wir bereits unser Ziel gesetzt. Mit 2:1 verloren wir. 1922 hatten wir jene denkwürdigen Kämpfe in Berlin und Leipzig gegen den 1.FC Nürnberg zu bestehen, welche noch in aller Gedächtnis sind. Über Hildesheim, Würzburg und Jena kamen wir zu unserem Recht, worauf wir dann verzichteten. Unentwegt haben wir unser Ziel verfolgt. Am 10.Juni in Berlin, vor wohl 70.000 Zuschauer, im herrlichen Stadion hatten wir es geschafft.

 

„Durch Kampf zum Sieg“ war unser Motto. Dank wollen wir allen sagen, welche zum Aufstieg unseres Vereins beigetragen haben. Vorstand, Ausschüsse und nicht zuletzt unserer Mannschaft. Sie alle haben mitgeschafft, dass wir uns heute stolz „Deutscher Meister“ nennen dürfen.

 

H.S.V.er, jetzt heißt es: Würde ist auch eine Bürde! Es gilt das Erreichte festzuhalten. Das kann nur im Geiste der Einigkeit geschehen, der uns bis hier gebracht hat. Es soll ein Treugelöbnis sein, dass wir alles versuchen werden, in dem bisherigen Geiste, in der bisherigen Treue zum Verein festzustehen. Dann wird der Name H.S.V. den guten Klang behalten, den er weit über Deutschlands Lande hinaus besitzt. Dies soll das schönste Geschenk sein, welches heute die alten Germanen, 88ziger, Falken und H.S.V.er ihrem Verein bringen.

Hans Zachau

Hans Martens, Otto Carlsson, Ali Beier, Marcel Speyer, Hans Krohn, Walter Kolzen, Asbjorn Halvorsen,
Ludwig Breuel, Karl Schneider, Hans Rave, Tull Harder

 

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Juni1923: Prolog zur deutschen Meisterschaft 1923

Anlässlich der Erringung der Deutschen Meisterschaft, Gesprochen von Herbert Richert auf der Jubiläumsfeier am 21. Juni im Curiohaus.

 

Wir Jungen grüßen Dich! Du Deutscher Meister H.S.V.! Wie sind wir stolz das gleiche Kleid zu tragen, in dem ihr siegreich wart. Die Farben schwarz-weiß-blau, sie sind auch unser Schmuck und zieren unsere Brust. Unser Herz, dass drunter schlägt, schwingt schneller und unser Aug‘ das euch erblickt, strahlt heller, und unser Mut wächst stark in junger Luft.

 

Der Deutsche Meister H.S.V., du elf, die diese stolze Würde uns heimgebracht, wir danken Dir bewegt. Wir Jungen tragen gern die Würde, die Du auf unsere Schultern mit gelegt. Wir wollen gern und freudig danach trachten, dass überall man uns‘re Farben ehrt, und ritterlich wie ihr den Gegner achten. Nichtswürdig wer vom Ruhme zehrt und ihn nicht mehrt. Wir Jungen sind der Urquell aller Kraft, wir sind die Saat dereinst Früchte trage, wir sind das Holz, aus dem man Meister schafft. Ihr aber seid uns Vorbild alle Tage.

 

Du deutscher Meister H.S.V.! In künft‘gen Zeiten zu vollbringen, was Du vollbracht, sei unser ganzes Streben. Was Feind uns ist, das wollen wir bezwingen, was gut und schön begleite unser Leben. Nach diesem Ziele führt uns eure Spur, in Einigkeit und stark im Siegeswillen. Ihr seid elf Mann und seid doch eines nur, ein einzig Wollen, dass sich muss erfüllen. Ein einzig Geist, der Euer Tun beseelt, ein einzig Strom, der Eure Kräfte speist. Ein einzig Körper, den der Kampf gestählt, ein einzig Band, dass keine Macht zerreißt!

 

Du Deutscher Meister H.S.V.! Ein Stärk’rer kann den Titel rauben, drum raste nicht und mehre deine Kraft, glaube an dich selbst, wie wir an Dich glauben, wir Jungen stützen deine Meisterschaft. Kommt einst der Tag, da deinem Arm die Fahne, die stolz jetzt weht, je zu entfallen droht, an unser Wort uns mahne, dir leben wir in Freude und in Not.

 

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Juni 1923: Rückblick

Zum Repräsentationsspiel des Nordens gegen Mitteldeutschland am 3.Juni in Braunschweig (4:1) stellt der HSV keine Spieler ab, da er sie für das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Union Oberschöneweide schont. Der 10.Juni wird zum bisher größten Tag in der Vereinsgeschichte, der vor 60.000 Zuschauer, davon 6.000 Hamburger Schlachtenbummler, zum ersten Male Deutscher Fußballmeister wird und mit 3:0 Toren Union Oberschöneweide besiegt. Harder 36. Minute, Breuel 68. Minute und Schneider 90. Minute sind die Torschützen. Der HSV war jederzeit überlegen und hätte höher gewinnen können. Davon zeugen allein 4 Pfosten- und Lattenschüsse.

 

Die siegreiche Mannschaft des Jahres 1923:

 

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Februar 1924: Deutschland - Österreich

4:3 (13.01.1924, Nürnberg)

Abermals rief der Deutsche Fußballbund zum Länderspiel. Zum siebten Male galt es, die spielstarken Österreicher in die Schranken zu treten. Ungünstig, wie überhaupt die internationale Statistik, war auch die Bilanz gegen Österreich. Denn neben 4 Niederlagen konnten wir nur ein Unentschieden und einen Sieg vorweisen.

 

Bund und Spieler waren sich der großen Aufgabe, die ihrer gerade in diesem Jahre harrt, in besonderem Maße bewusst. Nachdem Deutschland zur Teilnahme zum größten aller Fußballturniere nicht eingeladen ist, kann es durch große Erfolge beweisen, dass durch sein Fernbleiben die Bedeutung dieses Turniers herabgedrückt wird.

 

Wohlverstanden durch Erfolge, errungen über einen als wenigstens gleichstarken und anerkannten Gegner. Dies ist aber in Nürnberg leider nicht gelungen.
Deutschland gewann zwar, doch hätte ein Unentschieden dem Spielverlauf wohl doch mehr entsprochen.

 

Sonntag, 13. Januar 1924, 15:00 Uhr, Club-Stadion im Zabo, Nürnberg,

Schiedsrichter: Ernst Hebak, Besucher: 20.000

 

 SPIELVERLAUF
22' 1:0 Karl Auer

33' 2:0 Andreas Franz

41' 3:0 Andreas Franz (Elfmeter)

68' 3:1 Ferdinand Swatosch

73' 4:1 Andreas Franz

78' 4:2 Karl Jiszda

83' 4:3 Hansi Horvath

 

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April 1924: Länderspiel gegen Niederlande

Wir schreiben den 21.April im Jahre des Herrn 1924. Ein denkwürdiges Datum für alle Fußballfreunde. Es ist Ostersonntag und das Fußballspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden befindet sich bereits in seiner Endphase. Nur noch 3 Minuten bis zum Abpfiff und unsere Jungs führen mit 1:0. Die Menge ist ruhig geworden. 30.000 Menschen schauen teils ungläubig teils in freudiger Erwartung auf die meterbreite und weithin sichtbare Anzeigetafel. Und dann ist es soweit. Der erste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft über unsere Nachbarn ist perfekt. Ein denkwürdiger Erfolg, der nun an tausende Sportfreund in allen Erdteilen verkündet wird.

 

Länderspiel

 

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Quelle: HSV-Archiv
Zusammenstellung: HSV-Seniorenrat

HSV-
Archiv
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