Fußball 1960 - 1964

November 1960: Rückblick

Nachdem der HSV in der ersten Runde ein Freilos hatte, greift er am 2.November in die Spiele um den Europapokal der Landesmeister ein. In Bern schlägt der HSV vor einer Kulisse von 45.000 Zuschauern, nach glänzendem Spiel, die Young Boys Bern mit 5:0. Die Tore schossen Seeler (2); Stürmer (2) und Neissner (1).

Die von der Schweizer Presse mit Lob bedachte Mannschaft spielte in der Aufstellung: Schnoor, Piechowiak, Krug, Werner, Meinke, Dieter Seeler, Neissner, Dehn, Uwe Seeler, Stürmer, Dörfel. Verständlich, dass die „Rothosen“ im Rückspiel am 27.November nicht voll aufspielten. In Hamburg gab es dann auch nur nüchternes 3:3, nachdem die Young Boys schon mit 3:0 geführt hatten.

 

Die Punktspiele des Monats:
6.11. beim VfL Osnabrück 2:0 (das 100. Punktspiel in der Oberliga Nord ohne Gegentor); 13.11. 6:1 gegen FC St. Pauli. Am gleichen Tage stellt der HSV für das Amateurländerpokalspiel gegen den Südwesten (1:0) Heitland, Muuß und Bähre ab. Im WM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland, in Athen, siegt Deutschland mit Seeler und Dörfel (1 Tor) 3:0. Am selben Tag gewinnt Hamburg das Städte-Spiel gegen Berlin mit 4:2. Im Hamburger Aufgebot der „gesamte Rest“ des HSV mit: Schnoor, Piechowiak, Krug, Kurbjuhn, Wulf, Kröpelin, Dieter Seeler, Dehn und Stürmer. Am 23.11. verliert Deutschland das Freundschaftsspiel gegen Bulgarien in Sofia mit 1:2. Seeler und Dörfel kommen nicht zum Einsatz

 

Flüchtlingsheim:
Die Diskussion um die Erstellung einer Flüchtlingsanlage (Stadion oder Millerntor) erreicht in der Öffentlichkeit ihren Höhepunkt. Aus allen Bevölkerungsschichten gibt es eine breite Unterstützung für den Standort des HSV (Stadion).

 

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Dezember 1960: Flutlichtanlage im Volkspark-Stadion

Flutlichtanlage Brief 1

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
mit großem Bedauern vernahm ich aus der Presse die Nachricht, dass der HSV-Antrag auf Errichtung einer Flutlichtanlage nicht genehmigt wurde. Wenn ich mich hier zum Sprecher eines großen Sportlerkreises mache – ich bin neben meiner Schultätigkeit Trainer des Amateurvereins SK Lüneburg -, geschieht das aus folgenden Gründen:

 

Es ist uns Sportler unerklärlich, dass eine Stadt wie Hamburg die finanziellen Mittel nicht aufbringen kann, eine Flutlichtanlage zu errichten, wo z.B. Bremen und selbst Lübeck solch eine Anlage besitzen.

 

Der HSV hat durch seine Spielstärke Millionenbeträge eingenommen und Millionen-beträge der Stadt zufließen lassen. Der HSV ist wohl der geachtetste Verein in Deutschland, weil er durch seine vorbildliche Breitenarbeit zahlreichen Jugendlichen eine echte Freizeitbetätigung ermöglicht und dadurch einen bedeutsamen pädagogischen Beitrag erfüllt. Wenn der HSV seine Europapokalspiele in einer anderen Stadt austragen müsste, würden der Stadt Hamburg bedeutende Gelder verloren gehen.

 Flutlichtanlage Brief 1

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
als Vertreter aller Lehrlinge und Jungangestellte unseres Betriebes, die fast alle begeisterte Anhänger der HSV sind, möchten wir Sie fragen, ob Sie alle Möglichkeiten zur Erreichung des Zieles, eine Flutlichtanlage im Stadion zu bauen, geprüft und auch ausgeschöpft haben?

 

Wir wissen, dass die Errichtung einer derartigen Anlage mit hohen Kosten verbunden, und die Unterstützung der Hamburger Bürgerschaft erforderlich ist. Wenn diese sich nach Erringung der Deutschen Meisterschaft mit der Errichtung einverstanden erklärt hat, dann muss sie auch zu ihrem Wort stehen und kann nicht einfach die getroffene Planung wieder verwerfen.

 

Sollte die Hamburger Bürgerschaft auch weiterhin auf ihren zuletzt geäußerten Standpunkt beharren, so wären wir bereit, mit Fackeln und Kerzen ins Stadion zu ziehen, damit der HSV sein Europa-Cup-Spiel gegen Bern am Abend bestreiten könnte.

 

Welch eine Blamage wäre das für die Stadt Hamburg und ihre Bürgerschaft!

 

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Dezember 1960: in der Schweiz bei Young Boys Bern

Der Tages-Anzeiger für Stadt und Kanton Zürich schreibt:

Der Hamburger Sport-Verein gehört gegenwärtig zu den besten Klubmannschaften Europas. Seine Leistung im ersten Europacuptreffen gegen die Young Boys Bern in Bern, hat auch beim Schweizer Publikum einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Man hat die sportliche Seite des 5: 0-Erfolges auch gebührend gewürdigt. Die Hamburger gefielen ganz besonders durch eine geschlossene Mannschaftsleistung.

 

Das ist keineswegs erstaunlich, wenn man weiß, dass 8 der 11 Spieler, die in Bern eingesetzt wurden, aus den eigenen Reihen hervorgegangen sind. Schnoor, Meinke, Krug, Werner, die beiden Seeler, Stürmer und Dörfel spielten schon in der Jugend des HSV und wurden von Trainer Günther Mahlmann für die erste Garnitur nachgezogen. Der heute 24-jährige Mittelstürmer Uwe Seeler wirkte schon als 18-jähriger Junior erstmals in der ersten Mannschaft des HSV mit. Torhüter Schnoor und Stopper Meinke wurden ebenfalls schon als Junioren ins „Fanionteam“ promoviert.

 

Die Spieler des Hamburger Sport-Vereins gehören zusammen – das sah man auch in Bern. Sie sind durch eine gute Kameradschaft und Treue zu ihren Klubfarben miteinander verbunden. Das ist ein Moment, dem leider im modernen Fußballsport viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Wir leben im Zeitalter, da man den Erfolg durch „kostspielige Käufe“ von „Stars“ aus dem In- und Ausland anstrebt.

 

"Wir haben keine Zeit, um eigenen Nachwuchs heranzubilden.“ So hört man es vielfach von verschiedenen Klubleitungen. Dass es außerordentlich schwerfällt, aus einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Fußballern eine Mannschaft zu bilden, haben wir auch in der Schweiz schon an verschiedenen Beispielen erlebt. Trotzdem konnten sich nur wenige Klubleitungen dazu entschließen, die Kräfte für die erste Mannschaft vor allem in den eigenen Reihen der Juniorenabteilung zu suchen und sie entsprechend zu fördern.

 

Jeder Verein sollte seine Eigenheiten haben. Fehlen jedoch diese besonderen Kennzeichen eines Klubs und der Equipe, so ist meist der Mangel an innerem Zusammenhalt und wenig konstante Leistungen das Ergebnis. Wir kennen die Mannschaften, die in einzelnen Grüppchen aufgespalten sind zu genüge!

 

Der HSV ist der schlagende Beweis dafür, dass Mannschaftsgeist kein leerer Begriff ist! Die Hamburger Spieler sind in einem sportlichen Geiste erzogen worden. Sie sind in die Mannschaft, deren Spielauffassung und deren traditionelle Stärke hineingewachsen und bilden deshalb einen Block, den man nur schwer sprengen kann. Uns will scheinen, dass dieses Beispiel des Hamburger SV all denen zu denken geben sollte, die sich über sportliche Grundsetze hinwegsetzen und den Erfolg mit rein materiellen Mitteln erzwingen wollen.

 

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Februar 1961: Terminstreit mit FC Burnley

Der Fußball stand im Januar im Zeichen des Spiels unserer Ligamannschaft gegen den FC Burnley. Unsere Mannschaft hat, nach einem guten Spiel, mit 1: 3 verloren. Die Entscheidung fällt nun in Rückspiel am 15. März in Hamburg.

 

Vor dem Spiel in Burnley konnte man „aufregende Dinge“ in der beliebten Hamburger 10-Pfennigs-Zeitung mit der Millionenauflage lesen. Da hieß es u. a.: „Harte Worte gegen HSV“; Trainer Mahlmann braucht nicht zu kommen“! „HSV – zeige Dich als Gentleman“!

 

Und einen Tag später las man:

„HSV MUSS am 18.Januar in Burnley spielen“!  „Der Terminkrieg ist beendet“! „Die UEFA hat ein Machtwort gesprochen“!

 

Wenn man das las, musste man vermuten, es fände ein erbitterter Krieg zwischen dem HSV und dem FC Burnley statt. Sicherlich gab das schöne Schlagzeilen her. Nur ein kleiner Fehler war dabei: Dieser angebliche Terminstreit fand nur auf den Redaktionstischen der Bild-Zeitung statt. In Wirklichkeit gab es diesen Streit gar nicht.

 

Was war denn wirklich geschehen?

Die UEFA überlässt es den am Europacup beteiligten Vereinen, sich über die Termine zu einigen. Für diese Runde stand ein zeitlich sehr großer Rahmen zur Verfügung. Es ist daher nur zu verständlich, dass alle Vereine bemüht waren, die für sie selbst günstigsten Termine zu bekommen. Das gilt für den HSV ebenso wie für den FC Burnley. Das hat nichts mit einem Krieg oder gar irgendwelcher Feindschaften zwischen den Vereinen zu tun. Es ist normal und ein legitimes Mittel, um sich in der Runde eine günstige Ausgangsposition zu verschaffen.

 

Da die beiden Vereine sich nicht auf Termine einigen konnten, musste dann, wie es die Bestimmungen vorsehen, die UEFA entscheiden. An dieser Geschichte ist nichts Aufregendes oder gar Sonderbares. Es sei denn, man will unter allen Umständen eine zugkräftige Schlagzeile liefern.

 

Was uns nicht gefallen hat, ist die Tatsache, dass die Sportredaktion der Bild-Zeitung in den entscheidenden Verhandlungstagen es für richtig hielt, dem HSV in den Rücken zu fallen. Die Bild-Zeitung hat sich hinter unserem Rücken direkt mit dem FC Burnley in Verbindung gesetzt. 

Wir können natürlich nicht beurteilen, ob das unsere Verhandlungsposition geschwächt hat.

 

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April 1961: Europapokal gegen FC Barcelona

Stand der letzte Monat noch ganz im Zeichen des Spiels gegen den FC Burnley, so werden die sportlichen Ereignisse des April völlig von den beiden Spielen um den Europapokal gegen den FC Barcelona eingenommen. Dem Spiel in Barcelona am 12ten, das unter Flutlicht vor einer Kulisse von 100.000 Zuschauern stattfand, wohnten etwa 3.000 Deutsche – darunter allein 800 Hamburger – bei. Nicht die Stars aus Barcelona bestimmten das Spiel, sondern Schnoor, Krug, Kurbjuhn, Werner, Meinke, und Dieter Seeler standen im Blickfeld. Sie gerieten auch n ich ins Wanken, als den Spaniern gleich in der 2. Halbzeit ein Tor gelang.

 

Dann kam der 26.April, das Rückspiel in Hamburg. 200.000 begehrten Karten, nur 70.000 fanden Platz im Volkspark Stadion. Die ersten 45 Minuten endeten torlos. In einer begeisternden 2.Halbzeit wurde der FC Barcelona niedergekämpft. Peter Wulf schoss in der 59.Min. einen geradezu sagenhaften Freistoß ins Netz der Spanier. Der Ausgleich war geschafft. Dann jagte Uwe Seeler der Ball in der 68.Min. ins kurze Toreck. Damit schien der Einzug ins Endspiel um den Europapokal geschafft. Jeden Augenblick musste der Schlusspfiff kommen, wollten die 70.000 aufjubeln. Aber dazu kam es nicht. Jene 10 Sekunden vor Spielende genügten dem FC Barcelona, um durch ein Tor von Kocsis zum 2:1 zu verkürzen und so ein Drittes Spiel zu erzwingen.

 

Unvergessen die Namen der Spieler, die diesen stolzen Erfolg an die Fahnen des HSV hefteten.

Schnoor, Krug, Kurbjuhn, Werner, Meinke, Dieter Seeler,
Neisner, Dehn, Uwe Seeler, Stürmer, Wulf

 

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Mai 1961: Diskrepanz zwichen reichen und armen Vereinen

20. Februar 1961: Sonniges Wetter, schwacher Wind aus südöstlicher Richtung, Bodenver-hältnisse gut. Mit einem Wort: Ideales Fußballwetter in ganz Deutschland. Schalke 04 spielt gegen den VfL Bochum, einem Verein aus der unteren Tabellenhälfte der Oberliga West. 33.000 Zuschauer sind in der Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen versammelt, als der Schiedsrichter das Spiel anpfeift.

 

Auf die Minute genau beginnt 300 km südlich von Gelsenkirchen, in Saarbrücken, ein anderes Spiel. Saar 05 spielt gegen Phönix Ludwigshafen, einem Verein aus der oberen Tabellenhälfte der Oberliga Süd-West. Hier wie dort ein repräsentatives Spiel aus der höchsten deutschen Spielklasse – mit einem Unterschied: In Saarbrücken stehen ganze 1.500 Zuschauer am Spielfeldrand, als der Schiedsrichter anpfeift.

 

Der Arme und der Reiche spielen im gleichen Haus und genießen natürlich 90 Minuten lang das gleiche Recht unparteiisch behandelt zu werde. 90 Minuten – danach ist alles anders!

 

Die Mannschaft aus Gelsenkirchen wird nach dem Spiel von einem Masseur in Empfang genommen; Herr über eine Unterwasser-Massage-Apparatur und modernste sanitäre Anlagen. Die 11 Spieler setzen sich danach in die Sauna und kühlen sich anschließend im Wasserbecken ab. Sie genießen, mit einem Wort, die Vorteile der 33.000 Zuschauer, die mit ihren Eintrittsgeldern für den Unterhalt der chromblitzenden Apparaturen im vereinseigenen Appartement sorgen.

 

Zur selben Stunde, säubert sich die Mannschaft von Saar 05 von den gleichen Strapazen des Spiels ungleich einfacher unter der Dusche. Oberflächlich betrachtet eine sinnvolle Säuberung der Körper, aber die Luxus-Säuberung in Schalke wirkt auch unter der Haut und in der Muskulatur. Und wer sich an die entspannende Wirkung der Sauna nach dem Spiel gewöhnt hat, der wird das Duschen danach nur noch als Abspülen empfinden.

 

Hermann Neuberger, Vorsitzender des Saarländischen Fußball-Verbandes: „Der Zuschauer-Durchschnitt liegt im Südwesten nicht über 3.000. Bei Saar 05 liegt der Durchschnitt nur bei 1.000 Zuschauer. Kaum ein Verein im Südwesten kann seinen Vertragsspielern mehr als das untere Limit von 50 DM mtl. bezahlen. Und das ist schon viel. Kaum ein Verein in diesem Regionalverband ist unverschuldet. Dabei gibt es bei uns noch eine zweite Vertragsspieler-Division. Das ist sportlicher und wirtschaftlicher Wahnsinn.“

 

Da wohnen also der Reiche und der Arme im gleichen Haus, doch der Mietzins der „Wohnung“ im deutschen Oberhaus des Fußballs ist für beide gleich. Dabei haben sie so wenig gemeinsam, wie der Krösus mit dem Bettler. Es droht der Ausverkauf! Längst ist der Appetit die Spitzenvereine ausländischer Ligen geweckt, die mit immer höheren Geldsummen „Unsere Besten“ locken.

 

Praktiziert wird in den deutschen Ligen indes längst im Dunkeln. Handgelder und sonstige Zu-wendungen, an den Büchern vorbei, haben längst Einlass in die Oberligen gefunden. Wie lange noch, bis der DFB erkennt, das Strafandrohungen und Prozesse gegen „sündige“ Vereine das Problem nicht lösen. Nun wird über eine Erhöhung von maximal 400 auf 800 DM mtl. nachgedacht.

 

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Juni 1961: Rückblick-Bundesliga, der lange Weg

Es hat auf dem Beirat des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt nicht die vielfach erhoffte Sensation gegeben. Das nach dem Bundestag höchstes Gremium des deutschen Fußballs nahm lediglich den Bericht der zuständigen Kommission entgegen. Fest steht, das die Kommission die steuerlichen Probleme in einer Eingabe über das Bundesfinanzministerium an die Länder-Finanzministerien angefasst hat. Es soll klipp und klar festgestellt werden, welche Veränderungen sich speziell in steuerlicher Hinsicht durch die Entwicklung in Richtung auf eine Bundesliga ergeben.

 

Die Eingabe soll Grundlage für eine Besprechung bei der nächsten Sitzung der Körperschafts-steuer-Referenten der Länder-Finanzminister und Senatoren in Bonn sein. Ein Zeitpunkt für dieses Treffen steht noch nicht fest. In einem offiziellen Kommuniqué‘ heißt es: Da der weitere Gang der Arbeit weitgehend von den Entscheidungen der Länder-finanzministerien abhängt, muss die Kommission des DFB zunächst den Bescheid der zuständigen Behörden auf die Eingabe abwarten. Erst dann besteht die Möglichkeit, dem Beirat und Bundestag geeigneter Vorschläge zu unterbreiten.

 

Im engen Zusammenhang mit der Bildung einer zentralen Spitzenklasse im deutschen Fußball, steht die Verringerung der Zahl der Vereine im Vertragsfußball; bisher 124. Hierzu sollen Beirat und Verbände, nach einem Auftrag des letzten DFB-Bundestages im Juli 1960 geeignete Maßnahmen vorbereiten.

 

Die Vorsitzenden der Regionalverbände, die zu diesem Thema auf der Beiratstagung Stellung nahmen, vertraten übereinstimmend den Standpunk, dass es sinnvoll sei, vor Erledigung dieses Auftrags, zunächst den weiteren Verlauf und die Ergebnisse der Tätigkeit der „Bundesligakommission“ abzuwarten. Sie hielten es für richtig, beide Fragen miteinander zu lösen und damit eine zweimalige Änderung des Spielsystems – erst durch die Reduzierung der Vertragsspieler-Vereine, später durch die Einführung der Bundesliga – zu vermeiden.

 

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Juli 1961: Rückblick

Fußball-Urlaub! Das Spiel um den DFB-Pokal gegen Altona 93 am Rothenbaum, geht mit 1:2 verloren. Der HSV verzichtet in diesem Spiel auf Uwe und Dieter Seeler, Meinke, Kurbjuhn, Werner, Stürmer, Dehn und Schnoor, um deren Jahresurlaub nicht zu stören.

 

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August 1961: Rückblick

Die neue Punktspielserie beginnt erfolgreich. Am 6.8. schlägt der HSV, erstmals mit Harry Bähre als Vertragsspieler, den VfB Oldenburg mit 1:0. Acht Tage später zieht der Neuling in der Oberliga-Nord, Bergedorf 85 mit 1 :7 den Kürzeren. Auch das Spiel in Nordhorn, gegen die Eintracht, sieht den HSV am 20.8. mit 5:2 als Sieger. Auch das vierte Punktspiel am 27.8. gegen Concordia am Rothenbaum, wird vom HSV mit 4:3 gewonnen.

 

Am 29.8. empfängt der HSV in einem Freundschaftsspiel im Volkspark-Stadion den Ranglistenzweiten Racing Paris. Das Spiel, erstmals unter Flutlicht, endet mit einem leistungsgerechten unentschieden 1 :1. Klaus Stürmer schließt einen Vertrag mit Racing Straßburg, dem der DFB allerdings seine Zustimmung versagt!

 

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September 1961: Rückblick

Die 4 Punktspiele im September entscheidet der HSV zu seinen Gunsten. Ohne Uwe Seeler, Klaus Stürmer, Horst Schnoor gewinnt der HSV am 3. gegen Eintracht Braunschweig 5:3. Am 9. bezwingt der HSV Hannover 96 auf dessen Platz mit 1:0. Vor 30.000 Zuschauer im Altonaer Stadion wird St. Pauli am 16. mit 3:1 geschlagen. Auch das letzte Punktspiel am 24. gegen den VfL Neumünster kann der HSV mit 6:1 siegreich gestalten.

 

In Düsseldorf bezwingt die Deutsche-Nationalelf am 20. Dänemark mit 5:1. Uwe Seeler, in seinem 27. Länderspiel erstmals als Kapitän auf dem Platz, ist mit 3 Kopfballtoren an diesem Sieg beteiligt.

 

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September 1961: Jungmannen Norddeutscher Meister

Nachdem unsere 1. Jungmannen als Hamburger Pokalsieger schon im vergangenen Jahr im Endspiel um die Norddeutsche Jugendmeisterschaft nur knapp der Eintracht aus Braunschweig unterlag, gelang in diesem Jahr der große Wurf.

 

Die Meisterschaft wurde in diesem Jahr auf der Jahnhöhe in Harburg ausgetragen. In der Vorrunde gewann Eintracht Osnabrück gegen Polizei Kiel mit 3:0 und unsere Mannschaft schlug Woltmershausen überlegen und verdient mit 6:1. Unsere Mannschaft überzeugte besonders durch das gute Spiel in der 2. Halbzeit. Damit hieß das Endspiel HSV gegen Eintracht Osnabrück. Unsere Mannschaft spielte in folgender Aufstellung: Bernd Pecht, Jürgen Knabe, Michael Schatz, Holger Diekmann, Kai Petersen, Ulf Wittenhagen, Klaus Schumacher, Peter Woltmann, Hans-Joachim Körting, Klaus Vogler, Gerd Hein. Im ersten Spiel gegen Woltmershausen wirkten noch Ralf Trautwein und Olaf Prozesky (Fußverletzung) mit. Das Endspiel gewannen unsere Jungs mit 4:3 (0:1) und errangen damit den größten Erfolg seit Bestehen des, von unserem Ehrenpräsidenten Paul Hauenschild, gestifteten Pokals für die Fußball-Jugend-Abteilung.

 

Die Torfolge: 0:1 bei Halbzeit, 1:1 Schumacher, 2:1 Körting, 2:2 und 2:3 Woldmann, 3:3 und 4:3 Körting. Das Spiel war bis zum letzten Augenblick spannend, wenn auch unsere Mannschaft leichte Feldvorteile hatte. Der Sieg war, Aufgrund der besseren Technik, verdient.
Die Presse schrieb: „Mit der HSV-Jugend siegte die unbedingt reifste Elf.“ Großen Anteil an diesem Erfolg haben Hinnerk Vogler und Gerd Krug, die langjährigen Betreuer und Trainer der Mannschaft. Allen Beteiligten gilt unser Dank. Herzlichen Glückwunsch – das habt Ihr feingemacht!

 

Der HSV gratuliert der 1.Jungmannen zu ihrem Pokalerfolg

v. l. stehend: Woldman, Dieckmann, Schumacher, Petersen, Schatz, Knabe, Körting
knieend: Prozesky, Hein, Vogler, Trautwein

 

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September 1961: HSV-Wimpel im Büro des  C.F. Barcelona

 Briefe, die uns erreichten!

 

Sehr geehrte Herren!

Während meiner diesjährigen Ferienreise durch Spanien, besuchte ich, als freier Sport-mitarbeiter des Westphalen-Blattes Bielefeld sowie des Gütersloher Morgenblattes, den C.F. Barcelona. Neben einem Interview, welches mir dort gewährt wurde, war mir ebenfalls Gelegenheit dazu gegeben, im Verwaltungsgebäude des C.F. Barcelona einige Aufnahmen zu machen. Als besondere Überraschung fiel mir dabei auf, dass der Wimpel des Hamburger Sport-Verein, der vor dem Europacupspiel ausgetauscht wurde, einen besonders würdigen Platz gefunden hat. Während Wimpel anderer Vereine in den Büros der Angestellten des C.F. Barcelona hingen, wurde der Wimpel des HSV im Zimmer des Präsidenten neben dem Bild vom Begründer des Fußballclubs Barcelona angebracht!

 

Ich glaube, dass auch Ihnen diese Besonderheit nicht bekannt war. Anbei übersende ich eine Fotographie, die ich Ihnen für Ihr Vereinsarchiv überlassen möchte.

 

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Dezember 1961: Dem „lieben“ Fan auf’s Maul geschaut!

Man findet ihn auf jedem der fünf Hamburger Oberligaplätze zwischen Bahrenfeld und Bergedorf. Er beschießt DIE Fußballspieler auf dem Rasen mit Schimpfkanonaden größten Kalibers und reagiert sich akustisch ab. Selbst die Beschwichtigungen seiner Frau neben ihm – „Papa, ich bitte Dich, die Leute“ – können seine Sarkasmen nicht entschärfen. Er hat die verschiedensten Berufe, die er mit großer Gewissenhaftigkeit völlig untadelig ausübt. Aber auf dem Fußballplatz ist er „ein wenig“ rabiater.

 

Dieser Mann hat keinen bestimmten Namen – er ist ein Typ. Er gehört grundsätzlich dem Verein an, mit dem er leidet und den er im Falle einer Niederlage mit ewiger Verdammnis zu bestrafen droht. „Das ist das letzte Mal, das man mich auf diesem Platz sieht“, hört man ihn schimpfen. Am nächsten Sonntag ist er aber wieder da!

 

Neulich saß er hinter mir auf der Tribüne in Bahrenfeld. Als Altona 93 zur Pause gegen Holstein Kiel mit 3:1 Toren zurücklag, hatte er die Platzherren bereits als Musterbeispiel fußballsportlicher Unzurechnungsfähigkeit hingestellt, sodass sein Nachbar ihn mit unschuldiger Miene fragte: „Sie sind wohl aus Kiel?“ Sekunden einer sprachlosen Empörung, ein ungläubiger Blick und dann mit fragendem Entsetzen zum Nachbarn: „Wie kommen Sie den darauf?“

 

Er merkt es gar nicht, dass er auf dem Kopf steht. Natürlich, man kann es heraushören, dass diese Kritik an sich selbst leidet. Diese Leute haben sogar ein Recht auf Kritik, weil sie selbst in die Wüste ein Angelgerät mitschleppen würden, wenn der Verein dort einen sportlichen „Fischzug“ machen möchte.

 

Spielende. Da verlassen 22 schweißüberströmte Spieler nach 90 hitzigen Spielminuten völlig erschöpft den Platz. Sie gehen durch ein Spalier neugieriger Zuschauer. Einer von ihnen kann es nicht lassen. Er tippt seinem speziellen „Sündenbock“ so beim Vorübergehen auf die Schulter und sagt: „Bei diesem Spiel hast Du wohl noch zugenommen.“ Oder: Der Torwart hat sein Publikum vorher durch ein „vermeidbares“ Tor verärgert. Dann fliegt er bei einer anderen Szene in die äußerste Ecke und hält den Ball bravourös.  Schreit einer: “Das ist Zufall, der muss angeschossen worden sein“.

 

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass die Spieler sich vor dem eigenen Publikum mehr fürchten als vor dem der gegnerischen Mannschaft. Der Sündenbock ist eine auf den Fußballplätzen weitverbreitete „Tiergattung“. Die Besserwisser benötigen ihn wie das liebe Brot und lassen ihn nur selten aus den Klauen. In Bergedorf nicht anders als in Bahrenfeld oder beim HSV.

 

Beim HSV kommen die Spitzfindigkeiten von oben herab. Denn hier ist fast alles abonniert. Die norddeutsche Meisterschaft, der Heimsieg und die Jahreskarte auf dem Sitzplatzforum. Man abonniert beim HSV am Rothenbaum etwa so, wie bei Gustav Gründgens im Schauspielhaus. Das Risiko enttäuscht zu werden ist gering, dann man ist grundsätzlich Herr im eigenen Haus.

 

HSV-Kapitän Jochen Meinke sagt: „Manchmal muss man sich als Spieler wirklich schämen, bei dem; was da von der Tribüne so alles gerufen wird. Nicht immer sitzen auf diesen Plätzen die Fachkritiker – und gerade die sind meist am lautesten zu hören.“
 

 

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Januar 1962: Die Fußball-Bundesliga hat wohl noch Weile

Am „grünen Tisch“ wurde ausreichend Spannung im Fußball-Lager gegeben: Die speziell in der Boulevard-Presse stark befürwortete Einrichtung einer Fußball-Bundesliga beschäftigt weit und breit die Gemüter – aber es hat noch Weile. Da es im Sprichwort heißt, gut Ding will Weile haben, so hatte der vom DFB eingesetzte Ausschuss, unter der Leitung des Vorsitzenden Hermann Gösmann wirklich Zeit seine Absichten zu ventilieren. Was daraus herausgekommen ist, das hat die Entwicklung leider zu deutlich gemacht. Und so gibt es nicht wenige unter unseren alten Kameraden, die, die jetzt an das alte Goethe-Wort vom Zauberlehrling denken.

 

Und doch – in Hamburg rief König Fußball und alle kamen. Wie schon einige Wochen vorher, als bei strömenden Regen 40.000 Besucher zum Freundschaftsspiel des AC Mailand (1:0 für den HSV) ins Volkspark Stadion kamen.

 

Auch als am 13.Dezember Bundestrainer Sepp Herberger mit seiner nahezu stärksten Nationalmannschaft gegen den HSV antrat, konnte tagelanger Regen und selbst Sturmböen die knapp 60.000 nicht vom Besuch des Spiels abhalten. Sie brauchten ihr Kommen auch nicht zu bereuen. Aus einem 0:3 zur Pause machte der HSV in einem mitreißenden Ansturm in der zweiten Halbzeit ein 4:3 Sieg. Drei Treffer von Uwe Seeler und Nummer 4 von dem überragenden Micky Neisner rissen die Massen von den Bänken.

 

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Februar 1962: Flutkatastrophe und Ligaspiele

Überschattet wurde das sportliche Geschehen im Februar durch die Flutkatastrophe, die in einem heute unvorstellbaren Ausmaß in das Leben der Weltstadt eingriff. Spielausfälle im Sport, von denen auch wir betroffen wurden, waren eine, schmerzliche Folge der Verheerungen, die das Wasser in unserer Vaterstadt angerichtet hat und viele Todesopfer forderte.

 

Von Bedeutung für den Start der deutschen Fußball-Bundesliga war es, dass Verbänden und Vereinen der Status der Gemeinnützigkeit, auch im Falle der höheren Bezahlung der Spieler, erhalten bleiben sollte. Damit war der Weg frei für die Bundesliga. Sportlich begann der Monat für den HSV mit einem „Kanonenschlag“. Vor 65.000 Zuschauer schlug unsere Liga Elf den inoffiziellen damaligen Mannschafts-Weltmeister „Penarol Montevideo“, mit 2:0, wobei Uwe Seeler und Harry Bähre mit zwei herrlichen Kopfballtreffern die Helden des Tages waren.

 

In den Meisterschaftsspielen besiegten wir Altona 93 mit 6:2, spielten in Braunschweig gegen die sehr starke Eintracht 2:2, wobei Uwe Seeler 30 Sekunden zu spät den Siegtreffer erzielte. Sehr unerwartet mussten wir zu Hause gegen den VfR Neumünster (1:1) einen Punkt abgeben. Unser Programm war durch Spielausfälle sehr gedrängt; was eine mögliche Erklärung für die deutliche Packung gegen den FC Barcelona (1:5) sein könnte.

 

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März 1962: HSV in der südafrikanischen Presse

Sehr geehrte Redaktion,
der beigefügte Ausschnitt erschien am 28.Dezember 1961 im "Star", der Johannesburger Abendzeitung, und ich bin davon überzeugt, dass ihre werten Sportleser Interesse daran finden werden. In unregelmäßigen Zeitabständen erscheinen im "Star" kurze Berichte über die berühmtesten Fußballvereine der Welt und diesesmal war der HSV an der Reihe.

 

Die Übersetzung lautet folgendermaßen:

Die größten Vereine der Welt – Nr. 26 - Hamburger SV

Wenige deutsche Vereine haben auf die Fußballwelt den gleichen Eindruck gemacht, wie jene der benachbarten europäischen Länder, Jedoch der Hamburger Sport-Verein gewinnt nun viel an Prestige. Als der älteste aller deutschen Vereine (gegründet 1887), war der HSV für die letzten zwei Spielzeiten Meister seiner Liga.

 

Der Verein hat schon immer große Spieler hervorgebracht, und einer der bekanntesten der letzten Jahre war JUPP POSIPAL – kräftiger und wirksamer Verteidiger in der deutschen Weltmeisterelf im Jahre 1954. Schon über 30 Länderspielberufungen kann er verbuchen und war gleichzeitig Spielführer für seinen Verein und sein Land.

 

Sehr viel von Hamburgs neuerlichen Erfolgen ist wohl auf das Können seines dynamischen Spielführers UWE SEELER, einer der besten Mittelstürmer Europas, als auch auf das wirkungsvolle Läuferspiel seines Bruders DIETER SEELER zurückzuführen. Ihr Vater ERWIN SEELER, spielte auch 20 Jahre lang für Hamburg. Bevor er sich im Jahre 1950 aus dem aktiven Fußballspiel zurückzog, traten seine beiden Jungs dem Verein bei. Mittlerweile wurden sie schon oft in die westdeutsche Nationalmannschaft einberufen.

 

Uwe, brillanter Spiel-Gewinner, wurde im Jahre 1960 zum „Fußballer des Jahres“ gewählt. Heute ist er ein vielbegehrter Mann und könnte eine Traumsumme von Real Madrid bekommen, die ihn als Nachfolger für den großen ALFREDO DI STEFANO haben möchte.

 

Mit freundlichen Grüßen aus Südafrika
Hochachtungsvoll
(Hans Stech)

 

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Mai 1962: Der DFB prüft Änderungen

Die kommenden Monate werden für den deutschen Fußball wahrscheinlich von sehr großer Bedeutung sein. Die Kommission des DFB, die zur Prüfung etwaiger Änderungen eingesetzt ist, wird ihren Bericht, der im Augenblick noch nicht vorliegt, in Kürze veröffentlichen. Es wird dann voraussichtlich noch in diesem Jahr zu Entscheidungen darüber kommen, ob hinsichtlich der Bezahlung der Spitzenspieler, wie auch hinsichtlich des Spielsystems Änderungen eintreten werden.

 

Man kann die Dinge drehen und wenden wie man will, eine Patentlösung lässt sich nicht finden. Das jetzige Prinzip der Bezahlung der Vertragsspieler ist durchlöchert. Übertretungen des Vertragsspielerstatuts scheinen an der Tagesordnung zu sein, wenn man Presseberichten Glauben schenken darf. Auf der anderen Seite weiß das Sportgericht des DFB von solchen Übertretungen fast gar nichts, weil solche „Fälle“ gar nicht mehr zur Anklage kommen. Will man die Ehrlichkeit wieder-herstellen, dann gibt es eigentlich keinen anderen Weg als den, die Höhe der Bezahlung der Vertragsspieler völlig freizugeben. Das eine solche Lösung nicht ideal, nicht einmal wünschenswert ist, ist an dieser Stelle wiederholt ausgesprochen worden.

 

Es muss aber heute die Befürchtung geäußert werden, dass bei einer Erhöhung der Bezüge mit neuen Begrenzungen doch alsbald neue Überschreitungen eintreten werden. Auf der anderen Seite, wenn man die Meinung vertritt, dass ein Fußballspieler unter allen Umständen einen Hauptberuf behalten soll, wird einem doch etwas ängstlich bei der Vorstellung zumute, dass die Bezahlung dann „meistbietend“ erfolgen könnte.

 

Vielleicht gibt es doch nur den einen Weg, dass man von Seiten des DFB die Bezahlung völlig freigibt und es dann der Verantwortung des einzelnen Vereins überlässt, ob er es auf sich nehmen will, Vollprofis zu züchten, oder ob er Aufgrund seiner Verantwortung selbst dafür sorgt, dass die Spieler nach wie vor einen vernünftigen Beruf, also keinen Scheinberuf ausüben.

 

Nun – im Augenblick wissen wir nicht, zu welchen Ergebnissen der Ausschuss des DFB kommen wird. Es bleibt zu hoffen, dass etwaige Vorschläge zur Abänderung der Bezahlung der Vertragsspieler und zu einer Änderung des Spielsystems, nicht im letzten Augenblick vor dem Bundestag des deutschen Fußballbundes präsentiert werden, sondern so rechtzeitig, dass die Betroffenen die Dinge in Ruhe diskutieren und überlegen können.

 

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Juli 1962: Rückblick auf die Saison 1961/62

Wenn ein Jahr zu Ende geht, zieht man Bilanz. Normalerweise macht man dies am 31.Dezember. Die Fußballer machen zu diesem Zeitpunkt aber erst Halbzeit und rechnen erst im Juni ab. Das große Ziel der HSV-Ligamannschaft, zum 75-zigen Jubiläum eine weitere Deutsche Meisterschaft einzufahren, ist leider nicht erreicht worden. Da machten die Handballer ihre Sache schon besser. Sie wurden zum ersten Male norddeutscher Hallenmeister. Wolfgang Klein wartete, mit seinem Sprung über 7,70 m, mit einer neuen Hallenbestleistung im Weitsprung auf. Immerhin konnten unsere Fußballer die 24. Norddeutsche Meisterschaft einfahren.

 

In internationalen Freundschaftsspielen konnte der HSV seine große Siegesserie des Vorjahres fortsetzen. Nach einem 1:1 gegen Racing Paris, dem ewigen Zweiten der französischen Meisterschaft, folgte ein vielbeachteter 1:0 Sieg gegen den neuen italienischen Meister AC Mailand, der 8 Tage später den amtierenden Meister Juventus Turin, mit all seinen „Kanonen“, 5:1 abfertigte. So gewinnt das 1:0 des HSV noch größere Bedeutung.

 

Der inoffizielle Weltmeister der Vereinsmannschaften, Penarol Montevideo, wurde 2:0 geschlagen (1927 schon einmal 3:2 besiegt). Die deutsche Nationalmannschaft wurde in einem Vorbereitungsspiel zur Weltmeisterschaft, nach 0:3 Rückstand, mit 4:3 besiegt. Es blieb allein dem HSV vorbehalten, in den 5 Testspielen unserer Nationalmannschaft den einzigen Sieg zu erringen.

 

In den Länderspielen kamen nur Uwe Seeler und Jürgen Kurbjuhn zum Zuge.  Uwe Seeler und Jürgen Kurbjuhn sind für die Weltmeisterschaft in Chile nominiert. Jürgen Kurbjuhn ist der 19. Nationalspieler des HSV und gab gegen Uruguay sein Debüt. Jürgen Werner musste bekanntlich ein halbes Jahr aussetzen, fand aber innerhalb von 4 Monaten Anschluss an die Spitze und wurde ebenfalls mit der Chile-Fahrkarte belohnt.

 

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Juli 1962: Chile war ein Erlebnis, 1

Wir sind stolz darauf, die Deutschen Südamerikas genannt werden. Diese Worte von Oberst Castillos, des Leiters der Escuela Militar O’Higgins in Santiago, ohne falsche Pathos und voller Überzeugung gesprochen, drücken alles das aus, was er und seine Offiziere für uns empfinden.
Dieser Satz dokumentiert die über jede Höflichkeit hinausgehende Herzlichkeit, die unserer Mannschaft von Offizieren, Kadetten und Offiziellen den Spielern der deutschen Nationalmannschaft entgegengebracht wurde.

 

Am Abend unseres Abflugs nach New York standen wir bei einem kleinen Umtrunk im Offizierskasino, als draußen plötzlich schmetternde Marschmusik ertönte. Deutsche Marschmusik, exakt musiziert, ließen erkennen, zu wessen Ehren dort aufgespielt wurde. Gemeinsam traten wir nach draußen und jetzt ertönte „Lili Marleen“ und „Ich hatte einen Kameraden“. Arm in Arm standen Spieler und Offizieren und sangen gemeinsam diese Lieder. Es war das Symbol des Abschieds. Dieser Rundgesang dauerte über eine Stunde. Keiner konnte sich dieser Stimmung entziehen und keiner wollte es.

 

Am Flughafen gingen wir durch ein Spalier applaudierender und weinender Offiziere und Kadetten. Einer der Rekruten, die uns bedient hatten, uns jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatten, stand ebenfalls unter ihnen. Ich hatte ihn „Chico“ getauft, denn er maß höchstens 1,62 m. Doch er klopfte sich jedes Mal voller Stolz auf die Brust und erwiderte „Jo Grande“! Schon in der Akademie hatte er mich um den Hut gebeten, der zu unserer Ausrüstung gehörte. Ich hatte es immer abgelehnt, denn der Hut war ja offizielles Requisit unserer DFB-Ausrüstung. Dieser Chico stand nun also im Spalier, umarmte mich tränenüberströmt und zog mir sanft aber nachdrücklich der Hut aus der Hand, die Augen flehend auf mich gerichtet. Der Hut blieb in Chile!

 

Diese kleinen Episoden sind nur winzige Ausschnitte aus den Erlebnissen, denen wir in der Escuela Militar begegneten. Jeder Tag brachte uns einen neuen Beweis der Zuneigung – nicht nur bei den Soldaten, sondern bei allen Chilenen die wir trafen. Mit den privaten Einladungen, aus allen Schichten der Gesellschaft, hätten wir gut ein Jahr in Santiago verleben können. Wie selbstverständlich und mit echt spanischer Grandezza wurde uns Coca in Zahnputzbechern gereicht, als ob es Champagner in edlen Schalen sei. Dieser natürliche Charme und der selbstverständliche Stolz der Chilenen, Deutsche zu bewirten, war überzeugender als alle Worte. Die Deutschen und das deutsche schlechthin, sind Vorbilder, die Freunde, die ohne jeden Vorbehalt akzeptiert werden. Das ist ein bezeichnendes Merkmal chilenischer Denkart. Davor aber steht noch ganz groß das Bewusstsein Chilene zu sein. Chilenen sind stolz darauf diesem Land anzugehören und zeigen dies ohne jegliche Scheu

 

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August 1962: Chile war ein Erlebnis, 2

Nichts erbost Chilenen mehr, als etwa das, als Indianer bezeichnet und angesprochen zu werden, wie es verschiedentlich von taktlosen ausländischen Gästen gegenüber diesen offenen und so herzlichen Menschen geschehen ist. Chilenen schämen sich ihren Vorfahren keineswegs. Nur dieser abfällige „Werteakzent“, der hinter dieser Bezeichnung steht und Rohheit und Primitivität beinhaltet, bringt sie zur „Raserei“.

 

Zu welcher nationalen Begeisterung Chilenen fähig sind, zeigten die Spiele in Santiago und die Nächte danach. Auch die Ekstase der Chilenen während der Spiele brauche ich nicht näher zu schildern. Deutsche Sportjournalisten haben auch darüber ausführlich berichtet. Aber der „Karneval“ in Santiago, nach dem Sieg der Chilenen gegen Russland in Arica, braucht sich sicherlich nicht hinter dem in Rio zu verstecken. Die Innenstadt war gefüllt mit stolzen Chilenen, die, bis in die frühen Morgenstunden, singend und tanzend ihre Mannschaft feierten.

 

Die Stimmung war herzlich und meine Kameraden und ich haben manchen Refrain mitgebrüllt - mitgerissen von dieser Begeisterung. Als die Mannschaft aus Arica zurückkehrte, fuhren alle Busse die Menschen ohne Entgelt zum Flughafen. Bei uns wäre sowas sicher unvorstellbar. Chiles Helden kehrten heim und wurden mit echter Begeisterung und tief empfundener Dankbarkeit empfangen. Die Spieler waren Vertreter ihres Volkes.

 

Ich habe bedauert, dass die Chilenen nicht Weltmeister geworden sind. Die Niederlage gegen Italien war ein Tiefpunkt in der chilenischen Seele und führte zu diesen Ausschreitungen, die natürlich unverzeihlich sind. Aber ich habe die Freude und den Stolz dieses 7-Millionen-Volkes mitempfunden. Die deutsche Mannschaft hätte ihnen die Weltmeisterschaft von ganzem Herzen gegönnt.

 

Heute ist Chile und der kleine Abstecher nach New York schon wieder Erinnerung, und in ihr verklärt sich vieles, was vielleicht nicht so ideal und schön war, wie es hätte sein können. Ich meine es gibt keinen besseren Abschluss als die Worte von Oberst Castillos, die für mich keine leeren Phrasen waren, sondern all das ausgedrückt hat, was ich vor mir sehen – denke ich an Chile. Oberst Castillos: „Denken Sie daran, in Chile wird immer ein Herz für Sie schlagen. Kommen sie bald zurück.“

 

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September 1962: Der Weg zur Nationalliga

Die kommende deutsche Nationalliga, die allein die Einführung des Berufsspielertums gewährleistet, kann natürlich – immer unter Aufsicht des DFB – auf die verschiedenste Weise installiert werden. In einer der letzten Sitzungen wurden einige Aspekte für die Verwirklichung einer Nationalliga besprochen. Einen wesentlichen Ausgangspunkt könnten die Platzverhältnisse in den verschiedenen deutschen Städten und Vereinen bilden, die

 

1. auch die finanziellen und sportlichen Voraussetzungen bieten an eine Ausschreibung für eine Nationalliga teilzunehmen. In dieser Ausschreibung müssten alle Bedingungen enthalten sein, die der DFB für einen Berufsspieler-Club für erforderlich hält. Bei mehr als 22 eingegangenen Nennungen, denn mehr als 22 Vereine sind für eine Nationalliga untragbar, muss es eine festgelegte Auswahl geben. Da ja eine Anzahl Sonntage auf die notwendige Spielpause und auf ebenso notwendige repräsentative Verpflichtungen entfallen, könnte die erste Saison als Ausscheidungsspielrunde entsprechend verlängert werden.

 

2. Vom Management her, könnten DFB konzessionierte Manager in geeigneten Städten Bedingungen offerieren, die zur Bildung eines Berufsspielerteams geeignet erscheinen.

 

3. Eine Nationalliga muss wachsen und zwar von den Vereinen her. Wir sind der Ansicht, dass sich eine deutsche Nationalliga nur aus dem Gesamtkörper des DFB und seiner Verbände und den Vereinstraditionen eines halben Jahrhunderts entwickeln kann. So sollte nicht nur die Gesamtstruktur des DFB und seiner Verbände unangetastet bleiben, sondern auch die zu erwartenden Einnahme-Überschüsse dem DFB und seinen Verbänden zugeführt werden, um sie bei der Verwirklichung und weiteren Entwicklung zu unterstützen.

 

 

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September 1962: die Entscheidung ist gefallen -
die Bundesliga kommt

Der Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes hat am 28.Juli d.J. mit überwältigender Mehrheit die Einführung der Bundesliga beschlossen. In einer zweiten Abstimmung wurde festgelegt, dass diese neue zentrale Spielklasse auf Basis der Lizenzspieler errichtet werden soll.

 

Damit ist zweifellos ein neues Kapitel in der Geschichte des deutschen Fußballs aufgeschlagen worden. Die Bundesliga soll zur Serie 1963/64 eingeführt werden. Die Ausschreibung wird voraussichtlich Ende dieses Jahres erfolgen.

 

Inzwischen wurde bestimmt, dass die Bundesliga aus 16 Mannschaften bestehen soll. Als Bewerber werden nur solche Mannschaften zugelassen, die am 1.August 1962 in der derzeit obersten Spielklasse spielen. Die nächste Aufgabe des Deutschen Fußball-Bundes wird jetzt die Ausschreibung zur Bundesliga, welche die einzelnen Bestimmungen über die Zulässigkeit von Bewerbungen und die Auswahl der Bewerber zu enthalten hat, sein.

 

Weiter wird, sobald wie möglich, das Bundesliga-Statut bzw. das Statut für die neugeschaffene Gruppe der Lizenzspieler zu erstellen sein. So wie sich die Dinge entwickelt hatten, war es gewiss nicht möglich, Ausschreibung und Bundesliga-Statut vor dem Beschluss des Bundestages fertigzustellen.

 

Natürlich wird es außerordentlich schwierig sein, die Ausschreibung so zu gestalten, dass wirklich die „richtigen“ 16 Vereine in die Bundesliga kommen. Die Ausschreibung müsste also neben dem Tabellenstand am Ende der Saison auch die Bedeutung der Bewerber aus den letzten Jahren berücksichtigen. Vorschläge sind hierzu in mannigfaltiger Art gemacht worden.

 

Auf dem gleichen Bundestag wurde ein neuer Vorstand gewählt. Der langjährige und überaus verdiente Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Herr Dr. Bauwens, trat aus Altersgründen zurück. Zu seinem Nachfolger wurde der bisherige Vorsitzende des Norddeutschen Fußball-Verbandes Herr Dr. Gösmann gewählt.

 

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September 1962: Der Weg zur Nationalliga

Die kommende deutsche Nationalliga, die allein die Einführung des Berufsspielertums gewährleistet, kann natürlich – immer unter Aufsicht des DFB – auf die verschiedenste Weise installiert werden. In einer der letzten Sitzungen wurden einige Aspekte für die Verwirklichung einer Nationalliga besprochen. Einen wesentlichen Ausgangspunkt könnten die Platzverhältnisse in den verschiedenen deutschen Städten und Vereinen bilden, die

 

1. auch die finanziellen und sportlichen Voraussetzungen bieten an eine Ausschreibung für eine Nationalliga teilzunehmen. In dieser Ausschreibung müssten alle Bedingungen enthalten sein, die der DFB für einen Berufsspieler-Club für erforderlich hält. Bei mehr als 22 eingegangenen Nennungen, denn mehr als 22 Vereine sind für eine Nationalliga untragbar, muss es eine festgelegte Auswahl geben. Da ja eine Anzahl Sonntage auf die notwendige Spielpause und auf ebenso notwendige repräsentative Verpflichtungen entfallen, könnte die erste Saison als Ausscheidungsspielrunde entsprechend verlängert werden.

 

2. Vom Management her, könnten DFB konzessionierte Manager in geeigneten Städten Bedingungen offerieren, die zur Bildung eines Berufsspielerteams geeignet erscheinen.

 

3. Eine Nationalliga muss wachsen und zwar von den Vereinen her. Wir sind der Ansicht, dass sich eine deutsche Nationalliga nur aus dem Gesamtkörper des DFB und seiner Verbände und den Vereinstraditionen eines halben Jahrhunderts entwickeln kann. So sollte nicht nur die Gesamtstruktur des DFB und seiner Verbände unangetastet bleiben, sondern auch die zu erwartenden Einnahme-Überschüsse dem DFB und seinen Verbänden zugeführt werden, um sie bei der Verwirklichung und weiteren Entwicklung zu unterstützen.

 

 

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Januar 1963 - Die Fußball-Bundesiiga kommt

Das Jahr 1963 wird für den deutschen Fußball die Einführung in die Bundesliga bringen. Die Aufgaben des Ausschusses liegen keineswegs nur darin, die erste Auswahl unter den Bewerbern zu treffen, sondern nach den Bundesliga-Statuten ist dieser Ausschuss für die Zukunft das oberste Organ der Bundesliga überhaupt. Diese Bedeutung des Bundesliga-Ausschusses ist bisher in den Veröffentlichungen der Presse noch gar nicht erkannt worden.

 

Die erste Aufgabe, die darin besteht, die 16 Vereine für die Bundesliga auszuwählen, ist zweifellos eine besonders schwierige. Insbesondere deshalb, weil der Beirat des DFB dem Bundesliga-Ausschuss leider keine festen Richtlinien mitgegeben hat. Der Ausschuss kann (und muss) also weitestgehend nach eigenem Ermessen handeln. Eine solch große Handlungsfreiheit bringt natürlich zwangsläufig mit sich die Folge, dass viele Vereine mit den getroffenen Entscheidungen nicht einverstanden sein werden.

 

Es gibt eine Anzahl von Vereinen, die mit Sicherheit zur Bundesliga gehören werden, weil ihre Verdienste um den Fußballsport in der Vergangenheit und ihre Leistungen in der Gegenwart ihnen eine Sonderstellung verschaffen. Man sollte diese Vereine sofort aufnehmen. Darüber hinaus muss dann die sportliche Leistung in der letzten Saison entscheiden. Oder wer wollte beispielsweise zwischen den norddeutschen Vereinen Holstein Kiel, VfL Osnabrück, FC St. Pauli, Eintracht Braunschweig einen anderen Maßstab gelten lassen können, als den des Tabellenplatzes am Ende der Serie?

 

Die Bundesliga wird in Hamburg eine regelmäßige Beanspruchung des Stadions im Volks-
park mit sich bringen. Der Start wird dadurch noch etwas erschwert werden, dass im Sommer 1963 in Hamburg gleichzeitig die internationale Gartenbauausstellung stattfindet.

 

Auf Anregung des Direktors des Sportamtes fand eine ausführliche Besprechung in unserem Clubhaus statt, an der die Vertreter der zuständigen Behörden, der Polizei und der Hamburger Verkehrsbetriebe teilnahmen. Vordringlich ist z.B. die Verbesserung der Anmarschwege zum Stadion. Hierzu liegen konkrete Pläne vor, es ist nur die Fragen, wie schnell sie verwirklicht werden können. Weitere Themen dieser Besprechung waren der seit langer Zeit geplante Bau einer Sporthalle in Hamburg und auch der Bau einer neuen Schwimmhalle.

 

Es ist zu hoffen, dass diese Pläne jetzt doch recht bald realisiert werden können.

 

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Januar 1963 - Das Interesse der Presse

Ich habe bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die Mannschaftsaufstellungen des HSV weiteste Kreise der Öffentlichkeit erregen. Das sich die Kritik häufig gegen den Trainer richten, liegt in der Natur der Sache. Oftmals ist es aber so, dass die Gründe für die Entscheidungen des Trainers der Öffentlichkeit nicht bekannt sind.

 

Hierüber hat sich wiederholt vor allem „Der Sport“ beschwert. Es heißt in der Ausgabe vom 3. Dezember 1962 bei der “Beantwortung eines Leserbriefes“ u.a. wie folgt: „Längst haben wir die Hoffnung aufgegeben, der HSV (entweder „Manager“ Günther Mahlmann oder der Trainer Martin Wilke) würden sich vor unseren Lesern einmal erklären … Auf Umwegen werden wir dann und wann dessen belehrt …. Die Andeutung gar, es bestünden Gruppenbildungen innerhalb der Liga-Mannschaft des HSV, die es den Spielern, die nicht zur Standardmannschaft gehören, schwer mache sich durchzusetzen, wird als eine Niederträchtigkeit bezeichnet. Nicht durch den HSV – der schweigt! – sondern dies geschieht auf einem Umweg, indirekt.“

 

Dazu muss doch wohl mal eines gesagt werde: Wenn Zeitungen Informationen benötigen, dann müssen sie sich diese schon holen. Das schafft in Hamburg keineswegs nur, wie manche Andeutungen immer vermuten lassen wollen, das „Hamburger Abendblatt“, sondern auch die übrigen Hamburger Tages- und Morgenzeitungen sind hier sehr bemüht - und in ihren Bemühungen auch erfolgreich.

 

Ich bin nicht der Meinung, dass es richtig wäre, jede Woche zu der Aufstellung seitens des HSV Stellung zu beziehen, noch einen Kommentar abzugeben, weshalb der eine Spieler spielt und der Andere nicht. Abgesehen davon, dass es doch einfach nicht zumutbar ist, von einem Trainer zu verlangen, in dieser Weise Werturteile über seine Spieler abzugeben.

 

Wenn einige Zeitungen es erst mit wochenlanger Verspätung gemerkt haben, dass einer unserer Spieler längere Zeit an einer Venenentzündung erkrankt war, dann ist es sicher nicht die Schuld des HSV. Das alles kann man sehr leicht durch einfache Rückfragen in Erfahrung bringen. Also bitte: Wenn Fragen da sind, dann möge man sie doch auch stellen, und zwar direkt, nicht versteckt im Leserbrief-Teil.

 

In diesem Sinne darf ich für das kommende Jahr auf eine gute Zusammenarbeit zwischen dem HSV und der Presse hoffen.
HB

 

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Februar 1963 - Die ersten Mannschaften für die Bundesliga stehen fest

Der Bundesliga-Ausschuss des DFB hat seine ersten Entscheidungen getroffen. Danach erhielten bereits 9 Vereine die Lizenz für die Bundesliga, nämlich der HSV, Werder Bremen, 1.FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt, 1.FC Köln, Borussia Dortmund, Schalke 04, 1.FC Saarbrücken und Hertha BSC Berlin.

 

Gleichzeitig erhielten 15 Vereine den Bescheid, dass ihre Bewerbungen abgelehnt wurden. 20 Vereine stehen jetzt noch in der Entscheidung um die noch freien sieben Plätze für die Bundesliga.

 

Damit hat der Bundesliga-Ausschuss einen sehr guten Entschluss gefasst. Es wurde an dieser Stelle wiederholt die Auffassung vertreten, dass es eine gewisse Gruppe von Vereinen gibt, ohne die die Einführung der Bundesliga einfach nicht denkbar ist. Mit der vorzeitigen Lizenzerteilung an diese Vereine konnte gleichzeitig auch dem Bedürfnis Rechnung getragen werden, besonders traditionsreiche und verdiente Vereine unter allen Umständen zu berücksichtigen.

 

Natürlich kann man über alle Entscheidungen streiten; so hat eine gewisse Kritik die Tatsache ausgelöst, dass schon eine so große Anzahl von Vereinen endgültig eine Ablehnung erhielten; sicher kann man auch darüber streiten, ob jetzt schon der 1.FC Saarbrücken und Hertha BSC Berlin die endgültige Lizenz erhalten sollen. Im Grunde aber wird man sagen müssen, das die erste Entscheidung des Bundesliga-Ausschusses gut und wohl durchdacht gewesen ist.

 

Sehr schwierig wird nachher die Auswahl der letzten 7 Plätze sein. Ich bin hier nach wie vor der Meinung, dass primär sportliche Gesichtspunkte eine Rolle spielen müssen, also letzten Endes der am Schluss der Serie erreichte Tabellenplatz.

 

 

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März 1963 - Verbandstag des Norddeutschen Fußball-Verbandes

Auf dem Verbandstag wurde die Frage des Abstiegs aus der Oberliga-Nord und des Aufstiegs für die kommende Serie geklärt. Entsprechend dem bereits früher gefassten Beschluss der Hamburger Oberliga-Vereine, die sich dem Antrag des Spiel- Ausschusses anschlossen, wird es auch in dieser Serie, wie es sportlich allein gerecht ist, den Abstieg geben. Im Hinblick darauf, dass jedoch in der Oberliga-Nord 7 Plätze frei werden, sollen die Absteiger die Chance haben, zusammen mit den Amateurliga-Vereinen des Nordens, die wie in jedem Jahr an den Aufstiegsspielen beteiligt sind, um den Aufstieg zu kämpfen. Es werden also 10 Vereine um 7 freiwerdende Plätze zu kämpfen haben.

 

Angesprochen, aber nicht diskutiert wurde die Frage, ob die Reserve-Mannschaften der Norddeutschen Bundesliga-Vereine außer Konkurrenz an der Punktspielrunde der Oberliga-Nord teilnehmen sollen.

 

Natürlich gibt es zu dieser Frage mancherlei Argumente des für und auch des wider.
Auch werden die Oberliga-Vereine Norddeutschlands zukünftig zweifellos wirtschaftlich in eine schwierigere Situation kommen, weil ihre Spiele, nach Einführung der Bundesliga, doch wohl nicht mehr in gleicher Weise Zulauf durch das Publikum erfahren werden. Die Bundesliga wird das Geschehen dominieren.

 

Durch zusätzliche Spiele z.B. gegen die Reservemannschaften der Bundesligavereine könnte das Pflichtprogramm in der Oberliga erheblich bereichert werden und sich so ein gewisser finanzieller Ausgleich einstellen.

 

Eine weitere Anregung, die auf dem Verbandstag des Norddeutschen Fußball-Verbandes angesprochenen, aber noch nicht ausdiskutiert wurde, war die Überlegung, ob man in einigen Jahren dazu kommen sollte, eine zweite zweigeteilte Liga einzuführen.

 

Ich bin der Meinung, dass eine Diskussion über diese Frage heute noch verfrüht ist. Zunächst muss sich doch wohl die Bundesliga eingespielt haben, bevor man die Frage überlegt, ob man auf Lizenzspielerbasis eine zweite Klasse schaffen sollte. Es muss sich doch erst einmal zeigen, wie denn nun die Oberliga-Vereine mit der neuen Situation zurechtkommen werden.

 

 

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Maiz 1963 - Die Diskussion um die Fußball-Bundesliga

Die Diskussionen über den Aufbau einer Bundesliga sind noch lange nicht beendet. Hatte der Beirat des DFB in seiner Sitzung des 6.April 1963 den erneut vorgetragenen Antrag auf Erweiterung der Bundesliga auf 18 Vereine gerade erst mit der Maßgabe abgelehnt, dass eine Erweiterung auf 18 Vereine dann stattfindet, wenn ein Verein der keine Lizenz erhalten hat, in das deutsche Endspiel vordringt, so stellte kurz darauf der saarländische Fußball-Verband einen neuen Antrag auf Erweiterung der Bundesliga auf 18 Vereine.

 

Man kann über die Frage, ob die Bundesliga aus 16 oder 18 Vereinen bestehen soll, durchaus verschiedener Meinung sein. Wenn man allerdings den deutschen Vereinspokal etwas interessanter gestalten will, wenn man weiterhin berücksichtigt, das der deutsche Meister und der deutsche Pokalsieger an den entsprechenden europäischen Wettbewerben teilnehmen müssen, dann wird bei einer Erweiterung auf 18 Vereinen möglicherweise die „Terminpeitsche“ wieder ihre Herrschaft beginnen.

 

Wie dem auch immer sei und welche Meinung man letztlich zustimmen mag, es ist sicher der Sache nicht dienlich, wenn jetzt, 3 Monate vor dem geplanten Start der Bundesliga, nicht feststeht, ob mit 16 oder 18 Vereinen gestartet werden soll. Es wäre sicher besser gewesen, wenn der Beirat des DFB sich schon zu einem früheren Zeitpunkt dazu bequemt hätte, dem Bundesliga-Ausschuss festere Richtlinien für die Auswahl der Bundesliga-Bewerber mitgegeben hätte.

 

Ich kann nur meine Meinung nochmals wiederholen: Mit der Auswahl der ersten 9 Vereine ist dem Gedanken der Tradition hinreichend Rechnung getragen worden, sodass die letzten 7 oder 9 Vereine ausschließlich nach sportlichen Gesichtspunkten der Gegenwart, also nach dem erreichten Tabellenstand am Ende der Saison entschieden werden sollte. Jedenfalls halte ich es für eine völlig absurde Lösung, wenn man dazu kommen sollte, beispielsweise dem süddeutschen Meister keine Lizenz zu erteilen.

 

 

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Juni 1963: Rückblick

Der Bundesligastart steht vor der Tür und verständlich ist, dass im Verein alle mögliche Aktivität am Werke ist. Die Fußballpause bleibt nicht ungenutzt. Außer dem Antritt zur Bundesliga steht auch noch das Endspiel um den DFB-Pokal, gegen den Angstgegner Borussia Dortmund, auf der Karte. Große Freude in den Reihen unseres Vereins bereiten unsere Leichtathleten, die in Einzel- und Mannschaftskämpfen (Männer sowohl wie Frauen) aussichtsreich im Rennen liegen.

 

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Juli 1963: Alles bereit für die Bundesliga

In dem vergangenen Monat sind nun auch die letzten Entscheidungen über die Zusammen-setzung der kommenden Bundesliga gefallen. Zunächst hat der Beirat des Deutschen Fußballbundes noch einmal bestätigt, dass die Bundesliga nur aus 16 Vereinen bestehen soll. Die einzige Ausnahme wäre eingetreten, wenn Borussia Neuenkirchen das Endspiel erreicht hätte. Da das nicht geschah, bleibt es also bei 16 Vereinen.

Der Vorstand des DFB hatte dann über die Beschwerden derjenigen Vereine zu entscheiden, die nicht zugelassen wurden. Nach eingehenden Verhandlungen hat der Vorstand des DFB die Entscheidungen des Bundesliga-Ausschusses bestätigt. Es ist jetzt also alles klar für den großen Start im August.

 

Die Ausgestaltung des Bundesliga-Statuts und des Lizenzspielerwesens wird gleichwohl den zuständigen Gremien des Deutschen Fußball-Bundes in den kommenden Jahren noch einige Sorgen machen. Im Augenblick habe ich das Gefühl, dass hier eine typisch deutsche Perfektion veranstaltet wird, die kaum überboten werden kann. Es liegen eine solche Fülle von Bestimmungen, Zusatzbestimmungen, Ausführungsbestimmungen und dergleichen vor, dass schon heute für den Uneingeweihten die Dinge kaum noch übersichtlich sind.

Man sollte viel weniger reglementieren, viel mehr dem freien Spiel Kräfte überlassen.

Hier wird in den kommenden Jahren noch einiges zur Erleichterung der Arbeit für alle Beteiligten geschehen müssen. Es ist ja schließlich wirklich nicht erforderlich, dass über kleine und kleinste Einzelfragen jeweils Entscheidungen des Bundesligaausschusses getroffen werden müssen.

 

Vom großen Fußball zum Kleinen.

In Hamburg gibt es bekanntlich einen Pokalwettbewerb für untere Mannschaften. Hier spielen die unteren Mannschaften nach strenger Auslosung gegeneinander, wobei es eintreten kann, dass Mannschaften desselben Vereins gegeneinander antreten müssen. So musste beispielsweise die zweite Mannschaft des HSV im letzten Pokalwettbewerb gegen die 1. Junioren antreten und ausscheiden. Die 1. Junioren des HSV bestritten am 23.Juni das Endspiel gegen die erste Jugend von Eimsbüttel und konnte mit einen deutlichen 4:1-Erfolg gewinnen. Hierzu unserer Mannschaft einen herzlichen Glückwunsch !

 

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August 1963: Doppelerfolg unserer 1. Junioren in Pokal und Meisterschaft

Der Bundesligastart steht vor der Tür und verständlich ist, dass im Verein alle mögliche Aktivität am Werke ist. Die Fußballpause bleibt nicht ungenutzt. Außer dem Antritt zur Bundesliga steht auch noch das Endspiel um den DFB-Pokal, gegen den Angstgegner Borussia Dortmund, auf der Karte. Große Freude in den Reihen unseres Vereins bereiten unsere Leichtathleten, die in Einzel- und Mannschaftskämpfen (Männer sowohl wie Frauen) aussichtsreich im Rennen liegen.Unsere Fußballabteilung kann auf eine ungewöhnlich erfolgreiche Saison zurückblicken. Mit 4 Meisterschaften (1. Junioren, 3, 7. und 10. Herren) sowie 3 Vizemeisterschaften ( 2. und 4. Junioren und die 9. Herren) wurde in dieser Saison ein sportlicher Abschluss erreicht, der an die Erfolge der bisher besten Nachkriegssaison 1958/59 heranreicht.

 

Darüber hinaus hat unsere 1. Juniorenmannschaft in einer großartigen Steigerung währende der letzten Monate, trotz zunehmender Beanspruchung, für einen besonders freudig aufgenommenen Doppelerfolg gesorgt. Nachdem sie in einem Kopf-an-Kopfrennen mit Concordia den Meistertitel mit 30:6 Punkten und 66:16 Toren errungen hatte, konnte sie erstmalig (im Beisein von Dr. Barrelet, in seiner Eigenschaft als HFV-Vorsitzender, und Spielausschussobmann des HFV Otto Hacke) mit einem deutlichen 4:1 Sieg im Endspiel über die Junioren von Eimsbüttel den Pokal für Jugend- und Herrenmannschaften zum Rothenbaum holen.

 

An diesem seltenen Doppelerfolg waren in wechselnder Aufstellung folgende Spieler beteiligt: Pecht, Gattig, Gottschalk, Trautwein, Wittenhagen, Arteldt, Krohn, Kritzer, Körting, Hein, Olsen, Rathjen, Klein und Okrass.

 

Es handelt sich hierbei um den seit 1960 alljährlich im K.O.-System ausgespielten Pokal, den der HFV zur Teilnahme für sämtliche untere Herrenmannschaften unter Einbeziehung der Junioren, aller hamburgischen Vereine gestiftet hat. Hierbei werden die Spielpaarungen jeweils durch Los ermittelt.

H. Ritschel

Von links stehend: Carlos v. d. Heyde, Jürgen Krohn, Ludwig Arteldt, Ekkehard Gattig,
Hans-Joachim Körting, Ulf Wittenhagen, Jörg-Peter Rathjen, Ralf Trautwein, Trainer Walter Warning
Von links kniend: Joachim Gottschalk, Udo Olsen, Bernd Pecht, Gerhard Hein

 

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Quelle: HSV-Archiv
Zusammenstellung: HSV-Seniorenrat

HSV-
Archiv
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