Fußball 1940 - 1944

Oktober 1940: Rückblick

Im Reichsbundpokal glückt dem Gau Nordmark am 6.Oktober gegen Ostland ein schwer erkämpfter 3 :1 Sieg mit der HSVern Dörfel, Spundflasche, Kahl und Melkonian.

 

Die 3 ausgetragenen Punktspiele wurden gewonnen: Am 13.10. gegen die Barmbeker SG mit 4 :1, gegen Holstein Kiel am 20.10. mit 4 :2 und gegen Borussia Harburg am 27.10 mit 4 :1. Nach 7 Spielen führt der HSV mit 14 :0 Punkten und einem Torverhältnis von 27 :8 Toren souverän die Tabelle an.

 

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Februar 1941: Feldpost

Die Feldpost hat das Wort

Was soll man dazu sagen, wenn 2 Kameraden einen Gruß senden, aber so sehr man auch die Karte und den Brief dreht und wendet, nicht einmal eine Unterschrift ist zu finden. Allerdings ist mir die Schrift der beiden Sünder schon einmal begegnet. Also ihr Beiden „unbekannten“ Sünder, nehmt unseren herzlichen Dank für euer Gedenken an unseren Verein und die Kameraden daheim entgegen. Setzt dem nächsten Gruß bitte euren Namen fein säuberlich dazu, damit ihr nicht zu den feldgrauen HSVern gehört, die sich bisher noch nicht gemeldet haben.

Und so gilt unser Gruß gleichzeitig als Ermahnung an alle HSVer, die noch keine Zeit hatten, ihrem HSV einen Gruß zu schicken. Lasst alle recht bald etwas von euch hören, denn wir sind alle sehr an eurem Wohlergehen interessiert und möchten gerne die Verbindung zu allen Kameraden aufrechterhalten.

 

Kamerad Fleischmann hat uns wieder einmal geschrieben, aus der ich eine kleine nette Episode berichten kann.

„Im engeren Wirkungskreis bin ich als Fernsprecher tätig. Bemerken muss ich, das eine meiner Vermittlungsstellen die Kennung HV hat. Und eines Tages klingen mir beim Vermitteln die 3 Buchstaben entgegen: „Hier HSV“ …….!

Der Kontakt mit diesem Teilnehmer war sofort hergestellt. So ist unser HSV also überall bekannt. Im Übrigen wurde Kamerad Fleischmann zum Gefreiten befördert.

 

Richard Bothke, unser treuer Jugendleiter, grüßt seine Jugend und hofft, dass sie weiterhin so eisern trainieren wie bisher. Den Sieg über den ETV hat er natürlich auch ganz besonders gefeiert.

 

Helmut Kallmann erkundigt sich voller Sorge nach dem Geschehen in unserem Verein.Wenn man allerdings, so wie du lieber Helmut, in halb Europa herumkutschiert, dann darf man sich nicht wundern, wenn dich unsere Klubzeitung nicht immer erreichen kann.

Nun, inzwischen werden Dich wohl wieder Nachrichten erreicht haben. Der Rothenbaum-Löwe lebt noch und versteht fest zuzupacken – trotz der schwierigen Zeiten.

 

Erich Knappe hat wieder einmal etwas von seiner kleinen Insel hören lassen. Es geht ihm gut. Allerdings ist es ein Kunststück, soviel auf ein so kleines Stück Papier zu schreiben. Werde uns nur nicht zu faul, denn nach dem Kriege sollst du dich wieder eisern als Fußballspieler, mit hoffentlich recht großem Erfolg, betätigen.

 

Walter Raun grüßt alle Ligakameraden und hofft, dass sie auch ganz sicher die Meisterschaft erringen werden.

 

Kamerad Stuckenbrook lässt alle Kameraden grüßen und teilt uns mit, dass er seine Beitragszahlung wieder aufnehmen will, um unseren Verein in dieser schweren Zeit zu unterstützen.

 

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Februar 1941: 2. Kriegsmeisterschaft

16 Meisterschaftsspiele - 16 Siege

Mit dem zweiten Spiel gegen unseren langjährigen Widersacher Eimsbüttel, das vor annähernd 5000 Zuschauer auf der Hoheluft stattfand, ist nach menschlichen Ermessen am 16.Februar die zweite Kriegsmeisterschaft entschieden worden. Mit 4 :1 hat unsere Mannschaft in der Aufstellung:

 

    Schicker    
  Dörfel   Daneck  
Kubale   Seeler   Kahl
Melkonia Staats Adamkewicz Spundflsche Reshöft

 

einen unerwartet klaren Sieg errungen. Er wurde ermöglicht durch fabelhaften Einsatz der gesamten Mannschaft und einem unbeugsamen Siegeswillen.

 

Eimsbüttel hatte eine Bombenmannschaft zu diesem entscheidenden Treffen aufgeboten. Beim Anblick der bekannten Kräfte aus der Friedenszeit, hat es nicht wenige gegeben, die für unsere Mannschaft alle Hoffnung fahren ließen. Aber dass es nicht immer die Namen tun, das wissen wir und das Spiel hat es klar bewiesen. Wir haben durch rastlosen Einsatz, gegen einen hervorragend spielenden Gegner, die Entscheidung erzwungen und dafür dürfen wir aus vollem Herzen der siegreichen Mannschaft danken.

 

8 Punkte liegt jetzt Eimsbüttel zurück, 8 Punkte auch Victoria. In den letzten ausstehenden 6 Begegnungen werden wir, das ist wohl anzunehmen, die Punkte erwerben, die dann die formelle Bestätigung für die Meisterschaft bedeuten.

 

Karfreitag werden wir das traditionelle Freundschaftsspiel mit Schalke veranstalten, während der Gegner für Ostern noch nicht feststeht.  

Spielabschlüsse, mit namenhaften auswärtigen Gegnern, sind in diesen Kriegsmonaten nicht so einfach. Trotzdem hoffen wir, dass am zweiten Ostertag wieder ein unserer Tradition würdiger Gast bei uns weilen wird.

 

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Februar 1941: Sport in Kriegszeiten

Wie wir darüber denken

In der letzten Vereinszeitung deutete ich einige der Schwierigkeiten an, die unsere verantwortlichen Männer täglich und stündlich in heutiger Zeit haben. Diese immer wieder in neuer Gestalt auftauchenden Widerstände erstrecken sich wohl in erster Linie auf die Liga, um diese in einigermaßen Kampfstärke herausbringen zu können – aber die gleichen Schwierigkeiten bestehen für alle Abteilungen des HSV. Welches Maß von Arbeit und Umsicht es erfordert, um in allen Abteilungen nicht nur durchzuhalten, sondern, wie es bei uns Sonntag für Sonntag der Fall ist, dabei immer wieder mit herausragenden sportlichen Erfolgen aufzuwarten, davon kann sich ein Außenstehender schlechthin keine Vorstellungen machen.

 

 Sieht es nach außen nicht so aus, dass trotz Krieg, trotz der Einberufungen, alles beim Alten ist, alles wie am Schnürchen läuft?

Unsere Liga in 16 Spielen ungeschlagen, ja ohne Punktverlust trotz aller Mannschafts-schwierigkeiten – gute Erfolge unserer Handballer, Leichtathleten, Tischtennisspieler und der anderen Abteilungen.

 

Hut ab vor den dafür Verantwortlichen, den Abteilungsleitern und ihren Mitarbeitern und unseren Dank für ihren rastlosen und vorbildlichen Einsatz. Wenn ein Kamerad einberufen wird, springt immer wieder ein Anderer in die Bresche, um für den Erfolg zu kämpfen und alles zu geben. So muss es sein und bleiben! Seit Kriegsbeginn hat unser HSV annähernd 900 Einberufungen zu verzeichnen. Welchen Wert erreicht erst – angesichts dieser Tatsache – der ungebrochene, von bedeutenden Erfolgen begleitende vielseitige sportliche Betrieb unseres Vereins!

 

 Niemand darf sich in dieser schweren Zeit eines Sportvereins, der erbetenen Mitarbeit entziehen – Kameraden, denkt immer daran!

 

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April 1941: Deutsche Fußball-Meisterschaft

In der Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft tut sich der HSV außerordentlich schwer. Dennoch werden alle 3 Gruppenspiele gewonnen. Der VfB Königsberg wird am 6. in Hamburg mit 3 :1 geschlagen und muss sich auch im Rückspiel am 27. in Königsberg dem HSV mit 2 :1 beugen. Der 1. SC Jena verliert am 13. Auf dem ETV-Platz mit 2 :1.

 

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Mai 1941: Rückblick

Im letzten Gruppenspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft gegen Jena, reicht unserer Mannschaft ein 2:2 (Hinspiel 2 :1) um mit 11:7 Punkten Untergruppensieger zu werden. Der Sieger der zweiten Untergruppe heißt Schalke 04. Während der HSV das Hinspiel in Dortmund (18.Mai) mit 3:0 verliert, entscheidet er das Rückspiel (25.Mai) auf dem Victoria-Platz mit 1:0 :zu seinen Gunsten. Torschütze: Carstens. Zu diesem Spiel erschienen, trotz Krieg, 25.000 Zuschauer. Durch das bessere Torverhältnis erreichte der Westfalenmeister die Vorschlussrunde zur Deutschen Meisterschaft.

 

Für den HSV spielten: Warning (Foto), Adamkiewicz, Danek, Erwin Seeler, Reinhardt, Karl, Feltz, Melkonian, Hoffmann, Spundflasche, Carstens.

 

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Juli 1941: Rückblick

Drei Pokalspiele und drei Gesellschaftsspiele dokumentieren das Spielgeschehen im Monat Juli. Die drei Pokalspiele werden jeweils auf des Gegners Platz gewonnen. Gegen Wacker 04 mit 3:1, gegen Vorwärts Billstedt mit 9:0 und gegen den SV Reichsbahn mit 6:0. Ein Freundschaftsspiel gegen Holstein Kiel geht mit 1:2 verloren. Dagegen werden die Spiele gegen St. Georg-Sperber (20.07.) mit 6:5 und gegen Polizei Hamburg (26.07.) mit 3:2 gewonnen.

 

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August 1941: Rückblick

Trotz kriegsbedingter personeller Schwierigkeiten voller Spielbetrieb. Am 3.8. verliert der HSV ein Freundschaftsspiel gegen Wilhelmshaven 05 3 :5 und gewinnt am 10.8. ein solches gegen den Wandsbeker FC am 10.8. mit 4 :0. Eine Reise nach Wien am 17.8. bleibt erfolglos. Rapid schlägt den HSV mit 6 :1. Das Spiel in der Vorschlussrunde um den „Stanik-Pokal“, wird an 24.8.gegen Wilhelmsburg 09, auf des Gegners Platz und nach Verlängerung, mit 1 :0 gewonnen. Enttäuschung beim Punktspielstart am 31.August. Die Barmbeker SG schlägt den HSV am Rothenbaum mit 4 :3.

 

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September 1941: Rückblick

Missglückter Start in den September. Der HSV verliert das Punktspiel gegen die Barmbeker SG mit 3:4. In den folgenden 3 Punktspielen erlaubt sich der HSV keinen Ausrutscher mehr. Die Resultate: 7. gegen Kilia Kiel 4:2 , am 14. gegen Wilhelmsburg 09 4:1 und am 21.9. gegen Polizei Lübeck gewinnt der HSV mit 5:2.

 

In einem Spiel zu Gunsten der Winterhilfe schlägt die Auswahl Nordmark, Niedersachsen mit 6:1 In der Auswahl Nordmark sind mit Dörfel, Adamkiewicz, Heibach und Feltz 4 HSV-Spieler beteiligt.

 

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Oktober 1941: Rückblick

Eine peinliche Überraschung bedeutete die 1:0 Niederlage gegen den erstmals in der Gauliga spielenden WSV Schwerin. Altona 93 mit 3:0 und Victoria mit:1 werden dagegen klar distanziert. Im Städtekampf gegen Berlin, gibt es mit den HSVern Dörfel, Adamkiewicz, Erwin Seeler, Noack und Feltz einen 3:1 Sieg für Hamburg.

 

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Dezember 1941: Rückblick

In diesem Monat stehen zwei Punktspiele zwei Auswahlspielen gegenüber. Am 16. glückt in letzter Minute der Siegtreffer (4:3) gegen Holstein Kiel. Mit dem 2:1 Sieg am 30. Wird der zeitweise führende ETV, aufgrund des besseren Torverhältnis überholt. Im Bundespokalspielsieg gegen Niederschlesien (3: 0), am 9., stehen mit F. Dörfel, Adamkiewicz, Spundflasche und Noack 4 HSVer in der Nordmarkauswahl.

 

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Januar 1942: Herbergers Arbeit trägt Früchte 

In Deutschland steht die Spieler-Auswahl für die Nationalelf begreiflicherweise immer auf breiterer Basis als in der kleinen Schweiz. Das ist für den Augenblickserfolg gewiss nicht immer ein Vorteil, aber jetzt macht sich die weise Voraussicht unseres Reichstrainers und sein Bemühen, laufend durch Sichtung und Schulung geeigneter Nachwuchsspieler in Reserve zu halten, bezahlt. In den letzten Wochen sind verschiedene bewährte Stammspieler an die Front abgerückt und stehen vorerst für Länderspiele nicht mehr zur Verfügung. Das beliebte Spiel um Namen hat in diesen Wochen in der Presse nicht nur deshalb mehr denn je zu verstummen, weil man im Augenblick die Lage noch gar nicht recht übersehen kann.

 

Vielmehr dürfen wir zu Herberger das Vertrauen haben, dass er von den zur Verfügung stehenden Spielern die beste Auswahl treffen wird. An den Zuschauern liegt es, Geduld zu üben, wenn sich die Harmonie von Breslau (1937), oder von Köln (1941) nicht, oder nicht gleich, einstellt. Die Hoffnung, dass unsere Leistungsstärke auch weiter gesichert bleibt, und unser Reichstrainer die richtige Auswahl trifft, ist durchaus begründet. Guter Ersatz ist fast für alle Positionen vorhanden.

 

Dieser Umstand wird auch in einer Veröffentlichung im „Völkischen Beobachter“, über die internationalen Aufgaben im Fußballsport nochmals unterstrichen, in der u. a. folgendes gesagt wird: „Wir haben, dank der systematischen Nachwuchsschulung jetzt, trotz der kriegsbedingten Schwierigkeiten, jederzeit genügend Auswahlspieler zur Verfügung, sodass wir zu jeder Stunde gegen alle möglichen Gegner zwei Mannschaften aufbieten könnten. In ihnen überwiegt keineswegs nur die reife Erfahrung, sondern bereits die talentierte Jugend in ausreichendem Maße.

 

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Januar 1942: Rückennummern oder nicht?

Es gibt im Sport Streitfragen, die von Zeit zu Zeit immer wieder aufflammen, wenn sich ein Anlass hierzu bietet. Zu diesen, von der Diskussion, gern gesuchten Themen gehört auch die Frage: Nummern für Fußballer, oder nicht? Der Fußball-Pressedienst hat die Unterhaltung darüber in Gang gebracht. Angeregt wurde der Dienst durch unseren letzten Länderkampf gegen Schweden. Bei diesem Aufeinandertreffen spielten die deutschen Fußballer erstmals mit großen Rückennummern. Es geschah, um den schwedischen Zuschauern die Übersicht über die deutsche Mannschaft leichter zu machen.

 

Der Fußballpressedienst lehnt die Nummern auf dem Rücken der Spieler ab. Im Mannschafts-sport sind solche Nummern an sich eher selten. Nur beim Eishockey, beim Basketball, beim Hallenhandball und Rollhockey werden sie getragen. Bei diesen Sportarten können Spieler allerdings auch ausgewechselt werden. Die Nummern dienen also vor allem dazu, dem Schiedsrichter die Arbeit zu erleichtern. Beim Fußballspiel werden die Mannschaften nicht gewechselt. Der Pressedienst ist daher der Ansicht, Nummern seien überflüssig. „Es komme beim Fußballspiel gar nicht so sehr auf die Einzelleistungen an. Die Zusammenarbeit und das Mannschaftsgefüge geben dem Fußballspiel seinen Wert. „Rückennummern sind das Vorrecht der professionellen Wertung der Leibesübungen, sind ein völliges Verkennen der Grundlage ideellen sportlichen Strebens, sind Überbleibsel einer Auffassung von Sport, die in unserem sportlichen Tun und Denken keine Berechtigung mehr hat.“ So heißt es in den Ausführungen des Fußball-Pressedienstes.

 

Wir sehen nicht ein, warum man den deutschen Fußballern Nummern auf die Rücken heften soll, nachdem es bisher sehr gut auch ohne solche Nummern gegangen ist. Auch die prinzipielle Stellungnahme des Pressedienstes hat durchaus ihre Berechtigung.

 

Wenn man schon „das Startum“ abgeschafft hat, soll man sicherlich nicht die leiseste Geste machen, um ihm wieder Vorschub zu leisten. Auf der anderen Seite ist natürlich „jeder Arbeiter seinen Lohn wert“. Das ein Spieler ein „bildhübsches Tor“ geschossen hat, darf man ja schließlich auch wissen. Und wir wollen den jungen Leuten auch nicht den Ehrgeiz aus den Herzen reißen. Damit würde der Sport seiner Flügel beraubt.

 

Aber prinzipiell sind wir, im Sinne des Pressedienstes, gegen Nummern. Sie würden auch die reizenden Diskussionen auf den Pressetribünen überflüssig machen, die sich darum drehen, wer denn nun das Tor geschossen hat. Diese Unterhaltungen bringen die Kritiker einander freundschaftlich näher und sind so ergötzlich.

 

P.S.: Im Fußball wurden Rückennummern, nach einigen Quellen, erstmals am 25. August 1928 in England, in den Spielen des FC Arsenal gegen Sheffield Wednesday und das des FC Chelsea gegen Swansea City, verwendet. Im deutschen Fußball wurden Rückennummern erst zur Saison 1948/49 eingeführt.

 

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Januar 1942: Profitum ist Verrat an der Tradition

In seiner jüngsten Sitzung hat sich der DFB-Vertragsspielerausschuss, unter Vorsitz von Dr. Fritz Walter (Stuttgart), in Erledigung des ihm vom DFB erteilten Auftrag, erneut mit Fragen der Einführung des Berufsfußballs beschäftigt. Nach achtstündiger Beratung von etwa vierzig Einzelfragen ist der Ausschuss einstimmig zu einem ablehnenden Beschluss gekommen.

 

Die Gründe der Ablehnung des Vollprofitums im deutschen Fußball sind in der letzten Zeit des Öfteren bekannt geworden. So hat der 1.FC Nürnberg, den man häufig als angeblich profi-interessierten Verein nannte, vor einem Jahr darauf hingewiesen, dass dem Profitum trotz aller gegenteiligen Behauptungen, auf lange Zeit gesehen, der finanzielle Rückhalt ebenso fehle wie die erforderliche Zahl hochklassiger Spieler. Auch bei den Profis gäbe es nicht nur obere, sondern auch mittlere und untere Tabellenplätze. Neben gutbesuchte Spiele gäbe es eben auch schlechtbesuchte Partien.

 

In der Vereinszeitung des VfR Mannheim hat es geheißen: Unter 50.000 Zuschauer pro Heimspiel werde der Haushalt nicht auszugleichen sein. Es folgte der Hinweis auf die Finanzämter, die geradezu darauf warten, dass sich die Vereine selbst zu Geschäftsbetrieben abstempeln. Mit Hinweis auf die eindeutige Haltung des 1.FC Nürnberg wurde ausgeführt: Man nennt unsere Vergangenheit, also den Inhalt unserer Tradition ruhmreich. Folglich war sie gut und gesund. Sie war immer idealistisch im Kampf mit dem Materialismus. Man muss daher unsere Einstellung verstehen, die wir in dieser Frage einnehmen. Die Entwicklung kann nur so gehen, dass wie bisher Überschüsse an den Sport selbst zurückfließen. Jede andere Lösung ist ein Verrat, nicht nur an der Tradition der meisten Vereine, sondern auch an der Vergangenheit des Deutschen Fußballbundes. Der DFB darf in dieser Schicksalsstunde des deutschen Fußballs die Zügel nicht aus der Hand geben, denn auch er hat eine Tradition zu verteidigen.

 

Aus der Fülle ähnlicher Äußerungen sei noch TuS Neuendorf zitiert, dessen Präsident Robert Weinand an Beispielen zeigte, dass beim Berufssport von den Einkünften bei Veranstaltungen nichts dem Amateursport zugutekäme. Solche Beispiele seien den Leuten vorzuhalten, die einer Trennung von Amateur-und Profisport im Fußball das Wort reden.

 

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Januar 1942: Rückblick

Nach zwei Kriegsjahren konnte immerhin noch ein ganz ansehnlicher Spielbetrieb aufrecht erhalten werden. Der HSV, im Wettbewerb mit Eimsbüttel um die Spitze des Gau Nordmark, besiegte im Punktspiel die Polizei Lübeck mit 4:1 und bezwang Kilia in Kiel mit 9:2. Der HSV hat immer noch ausgezeichnet Spitzenspieler, wie Noack, Dörfel, Adamkiewicz und den von der Düsseldorfer Fortuna in Hamburg weilenden Soldaten Heibach zur Verfügung. Die Sensation des Monats war das 6:0 des Gaues Nordmark gegen den Gau Köln-Aachen. Die siegreiche Elf sei hier festgehalten:

 

Kowalkowski, Dörfel, Miller, Spundflasche, Rohde, Erwin Seeler, Ahlers, Panse, Weber, Noack und Carstens.

 

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Januar 1942: Stanik-Ehrenpreis, HSV gegen Eimsbüttel

Der am 1.Januar auf dem HSV-Platz durchgeführte Endkampf um den Ehrenpreis des Bereichsfachwarts Stanik, endete mit einem in der Höhe nicht zu erwarteten Sieg des Nord-markmeisters HSV. Eimsbüttel, der langjährige Widersacher im hamburgischen Fußball, wurde mit 5:1 Toren geradezu überfahren.

 

Es war ein großes Spiel, das den rund 6.000 Zuschauern geboten wurde. Gestützt auf eine starke Aufstellung zeigte die Mannschaft eine Gesamtleistung, die man in den letzten Jahren nicht oft am Rothenbaum gesehen hat und die an beste Friedenskost erinnerte.

 

Von Beginn an lief das Spiel des HSV, der seinen Gegner fast die gesamte erste Halbzeit in dessen Hälfte festhielt und die Eimsbütteler Spieler laufen ließ, sodass die Elf zum größten Teil in der zweiten Halbzeit zusammenklappte. Nicht, dass die Eimsbütteler Mannschaft nicht alles versucht hätte, die Abwehr des HSV unter Druck zu setzen, aber unter Nationalspieler Rohde war die HSV-Abwehr nicht zu überwinden. Erst in der 25. Minute ergab sich eine Lücke in der HSV-Abwehr, die der Eimsbütteler „Urlauber“ Lüdecke zum 0:1 nutzen konnte. Hätte Eimsbüttel, 10 Minuten vor dem Halbzeitpfiff, eine der vielen Ecken zum 0:2 nutzen können, wer weiß, ob der HSV dann nicht aus dem Tritt gekommen wäre.

 

So aber kam es völlig entgegengesetzt. Kurz vor dem Pausenpfiff erzielt Noack, nach einem Zusammenspiel zwischen „Adamkewicz – Felz – Noack“ der Ausgleich. Gleich nach der Pause erhielt Eimsbüttel bereits den entscheidenden Treffer zum 2:1. Danach spielte bis in die Schlussphase nur noch eine Mannschaft, die souverän das Feld beherrschte. Der HSV, gestützt auf die überragenden Verteidiger Dörfel und Adamkewicz, sowie eine fast fehlerlos wirkende Läuferreihe mit Spundflasche, Seeler und Fissen (von FC Hameln gekommen), konnte sein Spiel nach Herzenslust entwickeln. Schon 6 Minuten später erhöhte Weber, mit herrlichem Eckenschuss (für Torwart Kowalkowski völlig unhaltbar) auf 3:1. Dann zog es Rohde nach vorne, und die Antwort war gleich darauf das Tor Nummer 4 durch Noack. Felz stellte in der 76.Minute mit seinem Tor den Endstand her.

 

Es sah nach einer Katastrophe aus, umso mehr, als die Eimsbütteler Spieler völlig durcheinander waren und ständig ihre Positionen wechselten. Doch da der HSV es nach dem 5:1 sachter angehen ließen, blieb der Eimsbütteler Mannschaft eine noch größere Packung erspart.

 

Das Fehlen von Panfes im Sturm, war für Eimsbüttel eine deutliche Schwächung. Ob sein Mitwirken die an diesem Tage bestechend große Form des HSV hätte beeinträchtigen können, muss bezweifelt werden.

 

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Februar 1942: Rückblick

Stark unter den Auswirkungen des Krieges litten die sportlichen Geschehnisse. Doch es gelang mit Hilfe von Urlaubern noch recht guten Sport zu bieten. Die Chronik über die Ereignisse musste allerding immer mühsam zusammengesucht werden, denn eine Clubzeitung gab es in diesen Jahren nicht.

 

In der Meisterschaft waren Holstein Kiel und Eimsbüttel die schwersten Rivalen. Eines der wenigen Punktspiele des Monats endete gegen Altona 93 mit 9:2. Im Freundschaftsspiel gegen Rasensport spielten wir in Harburg 4:2.

 

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März 1942: Feldpost

Carl Exter: Sendet mir bitte die Klubnachrichten, auch die bisher erschienenen nach. Ich höre, dass trotz der Niederlage gegen Schwerin noch alles drin ist! Von mir aus kann ich nichts Anderes tun als viel Erfolg wünschen. Mein Sport hier in der kalten Gegend besteht aus Skilaufen – wenn die Kälte nicht gar zu groß ist.

 

John Liebe: Ich komme heute erneut mit der Bitte, mich nicht ganz zu vergessen. Ihr bringt doch sicher eine Feldpostzeitung heraus, die von eurem Innenleben berichtet. Wenn man vom 10. Lebensjahr an HSVer ist, so hängt man doch sehr an den drei Buchstaben.

 

Dackel Krahn: Hier war allerlei los! Jedoch geht es mir den Umständen entsprechend nach gut. Wilhelm Lesle, ihr wisst es wohl, von Rasensport Harburg, ist noch kurz vor Toreschluss verwundet worden. Wir warten hier mit Hochspannung auf das Resultat HSV : ETV. Hoffentlich habt ihr es geschafft. Bisher ist hierher noch nichts durchgedrungen. Morgen ist ja, wie der Kalender anzeigt, Heiligabend, wovon wir leider nicht viel merken werden. Allen Kameraden herzliche Grüße – besonders Erwin Seeler und Herbert Feltz.

 

Gerd Rothteich: Zu Weihnachten hatten wir hier Stellungswechsel und waren mit der Einrichtung unserer Unterkünfte beschäftigt. Die Kälte hat jetzt wohl ihren Höhepunkt erreicht. Ich habe das große Glück; einen großen Teil des Tages im Warmen und Trockenen verbringen zu können. Von Euch hat man Gott sei Dank recht günstige Dinge erfahren. Besonders gefreut hat uns der Doppelsieg gegen den ETV. Für die weiteren Spiele drücken wir alle hier die Daumen.

 

Wulf Schwertfeger: Eure mtl. Vereinsnachrichten erreichen mich regelmassig. An dieser Stelle möchte ich bitten, meinen Rugbykameraden herzlichste Grüße zu übermitteln. Mir geht es soweit gut. Günther Danneger wünsche ich baldige Genesung. Wir hier im hohen Norden führen zurzeit einen wenig eindrucksvollen Stellungskrieg. Täglich das gleiche Bild: Der Rote greift an und werden abgeschmiert.

 

Eugen Kahl: Wie ich schon Herrn Mechlen schrieb, war mein Einsatz in der „ersten Linie“ nicht von langen Dauer. Ich will hoffen, dass alles wieder in Ordnung geht. Als Sportler würde man darunter ja besonders leiden. Schwerin scheint uns nicht zu liegen. Vielen Dank für Eure Weihnachts- und Neujahrsgrüße.

 

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März 1942: Ligaspiele

In die Berichtszeit fallen nur 2 Punktspiele und ein Gesellschaftsspiel, während an 3 weiteren Sonntagen mehr oder weniger sämtliche Spiele der Bereichsklasse, der Platz- und Witterungsverhältnisse wegen abgesetzt werden mussten.

 
In Bahrenfeld ging das Punktspiel gegen Altona 93 von statten. Unsere Spieler standen in folgender Aufstellung:

 

    Lang    
  Feltz   Adamkewicz  
Spundflasche   Seeler   Visser
Kutter  Heibach Weber Noack Reshöft

 

Das Spiel wurde wider Erwarten eine recht einseitige Angelegenheit für uns. Von Beginn an setzte sich unsere Mannschaft in Altonas Hälfte fest und bis zu Pause wurden durch Noack, Weber und Heibach 5 Tore erzielt. In der zweiten Hälfte kommt Altona zunächst zum Ehrentor, muss dann aber noch 4 weitere Treffer hinnehmen. Mit 9:1 ist ein Resultat erzielt, welches das Torverhältnis der Tabelle recht günstig beeinflusst.

 

Auf dem Rabenstein gelang beim Freundschaftsspiel gegen Rasensport Harburg ein 4:0, Halbzeit 2:0.

 

Während an den folgenden Sonntagen, aus den bekannten Gründen, nicht gespielt werden konnte, stieg am 8. März wieder das erste Punktspiel gegen Victoria auf unserem Platz. Die Mannschaft hatte folgende Aufstellung:

 

    Lang    
  Jantz   Danek  
Spundflasche   Seeler   Visser
Kutter  Heibach Weber Noack Melkonian

 

Zunächst sieht man ein recht ausgeglichenes Spiel. Der Boden ist glatt und die Spieler müssen sich darauf erst einstellen. Dann geht Victoria ganz überraschen in Führung. Heine hatte sich gut durchgespielt, unsere Mannschaft erwartet eine Abseitsentscheidung, zögert einen Augenblick und Heine kann über Lang hinweg einsenden. Bis zur Pause kann unsere Mannschaft zwar ausgleichen, aber Victoria kann weitere Treffer noch verhindern. Doch schon bald nach Beginn der 2.Halbzeit ist es Melkonian, der endlich das Führungstor erzielt. Etwa Mitte der 2.Halbzeit kann Noack einen Abpraller zum 3:1 einsenden. Victoria kommt noch wiederholt gut auf, ist aber vor dem Tor nicht durchschlagskräftig genug und scheitern immer wieder an Jantz und Seeler. In der letzten viertel Stunde werden dann durch Weber und Heibach noch 3 weitere Tore erzielt und damit ein sehr wichtiger 6:1 Sieg sichergestellt.

 

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März 1942: Rückblick

Dreimal fallen im März die Spiele wegen unbespielbarer Plätze aus. Am 8.3. gelingt ein
6:1 gegen Victoria. Im Freundschaftsspiel gegen das Infanterie-Ersatz-Regiment-Hamburg erfolgt eine 0:1 Niederlage. Als Gastspieler schließt sich der Wiener Austria-Spieler Gruber an, der eine willkommene Verstärkung bedeutet.

 

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April 1942: Rückblick

Die beiden letzten Punktspiele gegen Holstein Kiel und Eimsbüttel müssen die Entscheidung um den Nordtitel bringen. Kiel wird am 12.April mit 3:1 besiegt. Gegen Eimsbüttel braucht der HSV also nur ein Unentschieden um auf Grund des besseren Torverhältnisses bereits Nordmeister zu sein. Aber es kommt anders. Eimsbüttel behält am 26.April mit 2:1 die Oberhand. Am 12.April kommt Frido Dörfel zu seinem ersten Länderspiel gegen Spanien (1:1) in Berlin.

 

 

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Mai 1942: Bestandene Nervenprobe - der erste Sieg in Ungarn

Offen gestanden: Als ich diesmal die Reise nach dem schönen Ungarland antrat, war ich durchaus zuversichtlich gestimmt. Gewiss, wir hatten bei den acht vorausgegangenen Begegnungen in Budapest bisher noch keinen Sieg landen können. Warum also sollte uns diesmal, wo sich Herberger mit unserer Mannschaft doch so gewissenhaft vorbereitet hat, nicht endlich mal der so lang ersehnte Erfolg beschieden sein.

 

Selbst als unsere Mannschaft zur Pause mit 1:3 im Rückstand geraten war, gab ich das Spiel noch nicht verloren. Nur einer der 3 Treffer, die Ungarn vor der Halbzeit erzielen konnten, war aus reifer Frucht guten Zusammenspiels entstanden. Von den beiden anderen Toren war der eine ein Elfmeter und der andere Treffer aus einer klaren Abseitsstellung erzielt worden.
Umso Zuversichtlicher wurde ich, als sich unsere Mannschaft mehr und mehr zu finden schien. Nach dem Seitenwechsel kam dann tatsächlich die große Wende.

 

Mit 5:3 blieb unsere Mannschaft siegreich und hat damit einen ihrer schönsten Erfolge errungen. Einen Erfolg, der lebhaft an den großen Tag von Dresden erinnert, an dem wir zur Pause mit 0:3 im Rückstand lagen, um uns dann schließlich gleichfalls mit 5:3 gegen die sieggewohnten Ungarn zu behaupten.

 

Unsere Mannschaft, die in der gleichen Besetzung antrat wie vor drei Wochen in Berlin gegen Spanien, lieferte gerade in der zweiten Halbzeit eine sehr gute Leistung und hat unsere Hoffnungen nicht nur erfüllt, sondern gerade in der zweiten Halbzeit übertroffen. Man wird daher bei der Beurteilung der Gesamtleistung gern darüber hinwegsehen, dass vor allen Dingen in der ersten Halbzeit dann und wann nicht alles nach Wunsch lief. Auch höchst erfreulich war, dass wir auch in diesem Spiel keinen einzigen Versager in unseren Reihen ausmachen mussten.

 

Wohl fiel es manchmal Paul Janes nicht leicht, dem wieselflinken ungarischen Linksaußen Gnetvai auf den Fersen zu bleiben. Umso erfreulichen zu sehen, wie es Janes gelang, seine Kameraden mit seiner Übersicht zu unterstützen. Er war auch diesmal wieder eine Kleinigkeit besser, als Miller auf der anderen Seite – der seine Sache aber nicht minder gut gemacht hat.
Unser bester Mann stand abermals in der Mitte der Läuferreihe, es war der Eimsbütteler Rohde. Einmal mehr war er, wie schon in so manchem Länderspiel, „der Turm in der Schlacht“.
Besonders erfreulich war, dass ihm wenige Sekunden vor Schluss das fünfte Tor gelang.

 

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Mai 1942: Nachrichten aus dem Felde

Hier ist allerhand gefallen gewesen. Wir sind als eiserne HSVer wieder zusammen und bewohnen, wenn wir in Ruhe sind, ein kleines russisches Häuschen.
Herbert Holdt, Ligaspieler

 

Muss Euch leider mitteilen, dass ich in den Kämpfen auf der Krim schwer verwundet worden bin. Habe einen Oberschenkel -und Hodendurchschuss. Vielleicht kann ich doch noch einmal Fußball spielen.
Karl P.

 

Von meinem Mann soll ich dem HSV Grüße und seinen Dank für das Weihnachtspaket aussprechen. Meinem Mann sind Anfang Dezember die Fingerspitzen erfroren. So hapert es doch immer noch mit dem Schreiben.
Frau S.

 

Hier ist jeden Tag das gleiche Bild. Allmählich fängt man an zu verblöden. Wollen hoffen, dass es ein gutes Ende nimmt.
S. Gefreiter aus dem Bunker vor Sewastopol

 

Hier bei uns beginnt nun wohl auch bald die „zweite Halbzeit“ – Angepfiffen ist schon!
Ewald Sch.

 

Die größte Freude wäre, wenn ich diesem Land bald den Rücken kehren könnte.
G.M. aus Russland

 

Mein Wunschtraum, mich nach dem Kriege wieder aktiv am Fußballsport beteiligen zu können, ist leider ausgeträumt. Ich liege immer noch im Lazarett.
Hans-Jürgen W.

 

Hoffentlich kann ich Ende der Woche wieder abhauen und Sonntag zum Spiel wieder in Hamburg sein.
(Herbert Feltz, Ligaspieler, der noch im selben Jahr in Stalingrad ums Leben kam)

 

Wir können von unserer Stellung aus Leningrad gut einsehen. Hier in unserer Feuerstellung fanden wir sogar Fußballstiefel und Bälle. In einem einigermaßen Stadion sind wir wie die jungen Götter hinter dem Ball her getobt….
Rolf V. vor Leningrad

 

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Mai 1942: Rückblick

Frido Dörfel steht in der siegreichen deutschen Ländermannschaft, die Ungarn erstmals in Budapest mit 5:3 besiegt. In der zweiten Halbzeit gelingt Frido das vierte Tor und damit die große Wende zum ersten Sieg in der ungarischen Hauptstadt. Am gleichen Tag spielt Bruder Richard im schwarz-weiß-roten Dress der Altonaer. Beim Spiel gegen Altona 93 am 10.Mai, kommen erstmal die Gastspieler Zahn (1.FC Nürnberg) und Kubisch (Königshütte) zum Einsatz. Beim Schlagerspiel des Nordens behält der HSV mit 4:2 über Werder Bremen die Oberhand. Die damalige Kriegself: Höger (Dessau), Janes und Heibach (Fortuna), Gruber (Vienna Wien), Visser (Holländer), Feltz, Noack, Melkonian (Armenien); Reber, Erwin Seeler, Lewandowski.

 

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Juni 1942: Rückblick

Im DFB-Vereinspokal wird VfB Kiel mit 7:1 geschlagen, aber gegen die Polizei Lübeck sind 2 Spiele erforderlich, um eine Runde weiterzukommen. Nach den 2:2 am 14.6. gelingt 8 Tage später ein glückliche 1:0-Erfolg. Die 2 Freundschaftsspiele in Niedersachsen, bei Eintracht Braunschweig (27.6.) 0:3 und Werder Bremen (28.6.) 1:4 werden verloren. Rekordnationalspieler Paul Janes verlässt Wilhelmsburg und schließt sich dem HSV an.

 

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Juli 1942: Nachrichten aus dem Feld

Ich liege nun schon bald 4 Monate mit Erfrierungen an beiden Füßen in einem Braunschweiger Lazarett. Glücklicherweise sind sie ganz gut abgeheilt, sodass ich im Mai schon wieder etwas laufen konnte – allerdings an zwei Stöcken. Ich hoffe immer noch eines Tages nach Hamburg versetzt werden zu können. Meine Kameraden und ich wären alle auf ein HSV-Spiel hier in Braunschweig sehr gespannt.

 

Vor einigen Wochen habe ich Euch meine Einberufung zur Wehrmacht mitgeteilt. Jetzt bin ich an Schwarzen Meer gelandet und brüte bei 42 Grad Eier aus. Die einzigen Sportler, die ich hier getroffen habe, sind Ruderer von Hamburger Vereinen. Allen lieben Kameraden, besonders den alten Germanen, herzliche Grüße.

 

Wir führen augenblicklich ein richtiges Zigeunerleben. Heute hier, morgen dort, und schlafen bei jedem Wetter „bei Mutter grün“. Hoffentlich ist der Iwan bald erledigt, damit man bald wieder das Fußballbein schwingen kann. Was macht unser Kamerad Erich Wolf, könnt ihr mir seine Adresse mitteilen?

 

Ich grüße als Arbeitsmann aus dem Wartheland und frage bei Eugen Küppers an, was die Jugendmannschaften machen. Besonders den Kameraden aus der 5-ten Jungm. sowie Onkel Jonny herzliche Grüße.

 

Nachdem ich den ganzen Winter vor Leningrad gelegen habe, befinden wir uns jetzt seit einigen Wochen an einem etwas lebhafteren Abschnitt der Nordfront. Groß ist in diesem Waldgelände, mit seinen Mooren und Sümpfen, die Mückenplage. Aber man gewöhnt sich schließlich auch hieran. Fußballspielen fällt hier aus. Wenn der Krieg zu Ende und die Knochen noch heil sind, dann soll wieder eisern gespielt werden. Wahrscheinlich wird’s dann aber nur noch für die „Alten Herren“ reichen. Allen Fußballkameraden herzliche Grüße.

 

Natürlich werdet ihr alles daran setzen um dem Tschammer-Pokal zu Leibe zu rücken. Ich wünsche euch viel Erfolg dabei. Bei uns rollt der Wagen wieder. Bald wir die große Festung unser sein.

 

Nun bin ich schon das zweite Mal hier draußen im Osten. Viele herzliche Grüße an alle Kameraden und meinen Glückwunsch an Franz zur Beförderung.

 

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August 1942: Berichte aus dem Feld

Ich sende allen Kameraden vom hohen Norden der Ostfront herzliche Grüße und Hals- und Beinbruch in den Pokalspielen.

 

Ein Gruß als neugebackener Unteroffizier, besonders an die Kameraden aus der Leichtathletik.

 

Kürzlich konnte ich noch unsere Liga in Bremen spielen sehen. Kurz danach sind wir nach Frankreich verlegt worden. Durch Rundfunk und Zeitung werde ich weiterhin über unseren Verein auf dem Laufenden bleiben. Grüßt die Hockeyabteilung und besonders Herrn Stehen von mir.

 

Nach 3 Monaten Urlaub, nach 17 Monaten Abwesenheit von der Heimat habe ich jetzt das „Sowjetparadies“ mit Frankreich vertauscht. Es lässt sich nicht verheimlichen, es ist hier gemütlicher als in den Erdbunkern vor Sewastopol. Allen Kameraden herzliche Grüße.

 

Seit 6 Tagen sitze ich hier mit 2 Kameraden in einem Bunker vor Sewastopol. Wir halten eine vorgeschobene Vermittlungs-Störungsstelle und sind Tag und Nacht unterwegs; ist sch……… kalt, aber Unkraut vergeht nicht. Schade, dass wir die Meisterschaft nicht gemacht haben, aber ich drücke die Daumen für den Pokal. Schade um die 3 Kameraden. Sie waren alle mein Jahrgang und ich habe mit allen früher oft gespielt.

 

Ich bin Papa geworden und Grüße an alle Kameraden aus meinem Standort in Hannover. Es wäre nicht nötig gewesen gerade in Niedersachsen gleich zwei Spiele hintereinander zu verlieren.

 

Nach einem viertel Jahr Lazarettaufenthalt wieder bei der Truppe angelangt, erhalte ich eure Feldpostnachrichten. Schön von Euch zu hören. Allen Kameraden herzliche Grüße, besonders den Leichtathleten.

 

Ich sende besonders den Handballern und Leichtathleten meine herzlichen Grüße. Wir sind auf dem Weg nach Osten und haben die russischen Grenze überschritten. Bisher geht es uns gut.

 

Ich habe die Ausbildung zum Funker hinter mir und wir sind hier in Prag. Herzliche Grüße am Vorabend des Endspiels um die Deutsche.

 

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August 1942: Rückblick

Während der Kriegsjahre werden die Fußballfreunde nur mit spärlichen Nachrichten versorgt. Die Fachblätter sind auf 12 Seiten reduziert worden. Spiele werden nur noch ergebnismäßig erfasst. Es droht sogar infolge von Papiermangel die gänzliche Einstellung von Sportblättern. Die Resultate im August: Gegen Wilhelmshaven 05 trennt man sich unentschieden 3:3. Altona 93 wird am 9.8. mit 9:3 geschlagen. Gegen Minerva Berlin kann der HSV im DFB-Pokal mit 2:0 bestehen, aber scheidet gegen Dessau 05 mit einer 3:4 Niederlage aus dem DFB-Vereinspokal aus 30.08.1942. 7 Tage zuvor gewinnt der HSV gegen Polizei Hamburg mit 2:0.

 

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Oktober 1942: Rückblick

Im Spiel um die Meisterschaft gegen Victoria Hamburg am 15.10. verliert der HSV mit 1:2. Interessant, wie in Kriegszeiten eine zusammengewürfelte HSV-Mannschaft aussieht. Der HSV spielte mit Mägde, Jantz, Seikowski, Dahnke, Erwin Seeler, Visser, Zahn, Heibach, Spundflasche, Robert, Melkonian. Zwei Siege gegen Barmbek mit 11:0 am 11.10. und am 18.10 gegen Victoria Wilhelmsburg mit 7:2. Heinz Spundflasche erzielte 6 Tore. Otto Rohwedder übernimmt das Training unserer Liga-Mannschaft.

 

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November 1942: Feldpost und Ehrung (55 Jahre HSV)

In aller Stille hat unser Verein den Tag begangen, an dem er vor 55 Jahren gegründet worden ist. Wir haben uns an dem fraglichen Tage gern der vielen frohen Stunden erinnert, die uns der Kameradenkreis im HSV bereitete. Die Treue und Anhänglichkeit und die immer wieder bezeugte Bereitschaft zur Mitarbeit seitens vieler Mitglieder haben den Verein über die vielen Klippen der früheren Jahre und der Jetztzeit hinweggebracht. So werden wir auch, dessen dürfen unser Kameraden draußen gewiss sein, die Bürgen dafür sein, dass unsere Heimkehrer ein geordnetes Vereinswesen vorfinden werden. Das ist unser Versprechen zu diesem Geburtstag.

 

Wir haben bei dieser Gelegenheit Veranlassung zwei Kameraden zu gedenken, die nunmehr 55 Jahre lang dem Verein die Treue gehalten haben. Es sind dies unsere Ehrenmitglieder John W. Gossmann und John F. K. Lühmann. Sie stehen als leuchtende Vorbilder da und nehmen auch heute noch den regsten Anteil an unserem Vereins- geschehen.

 

Bedauerlicherweise ist es in der letzten Ausgabe unserer Feldpostnachrichten unterlassen worden, unsere Soldaten aufzufordern, uns Zulassungsmarken für Feldpostpäckchen zu übersenden. Wir werden auch in diesem Jahr, soweit es möglich ist, den Kameraden an der Front ein Weihnachtspäckchen schicken. Soweit die Päckchen unsere Kameraden nicht rechtzeitig zum Feste erreichen, hoffen wir, dass sie auch nach Weihnachten Freude bereiten werden. Aber schickt bitte schnell Zulassungsmarken.

Für unsere Ligamannschaft hat sich Otto Rohwedder gefunden, der die Mannschaftsleitung in die Hand nahm. Der Erfolg war schlagartig spürbar. Mit der neuen Aufstellung klappte es mit einem Male wieder nach Wunsch. Man wollte zeigen, dass der alte HSV-Geist noch vorhanden ist. So wurden dann die, nicht einmal schlechten, Barmbeker mit 11:0 von folgender Mannschaft geschlagen. Es spielten: Maedge, Jantz, Been, Dahnke, Seeler, Spundflasche, Kubisch, Haibach, Robert, Noack und Rohwedder.

 

Auch der nächste Gegner, Viktoria Wilhelmsburg, hatte nicht viel zu bestellen. Unsere Mannschaft beherrschte Spiel und Gegner. Der glatte 7:2 Sieg, gestaltete sich noch zu einem persönlichen Triumpf für Urlauber Heinz Spundflasche (Foto), der sechs Tore schoss.

 

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November 1942: Rückblick

Mit Edmund Adamkiewicz wird am 1.11. gegen Kroatien (5:1) ein weiterer HSVer in die Nationalelf berufen. Als linker Verteidiger macht „Adam“ seine Sache ausgezeichnet, sodass ihn Herberger auch für das Spiel gegen die Slowakei in Preßburg einsetzt. Als Rechtsaußen erzielte er das zwischenzeitliche 4:2 (5:2). Mit Paul Janes steht ein weiterer HSVer auf dem Platz. Der „Rest-HSV“ gewinnt am 8.11. 2:0 gegen Eimsbüttel und am 15.11. 4: 2 gegen Komet. Die erste Hamburger Garnitur, mit den HSVern Heibach (3 Tore) und Melkonian, schlägt Schleswig-Holstein 4:1.

 

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Januar 1943: Nachrichten aus dem Felde

Die Berichtzeit dieser HSV-Post ist angefüllt mit Punktspielen. Im ersten Spiel der zweiten Runde hatten wir am Rothenbaum die Ordnungspolizei als Gegner. Wie schon im ersten Gang lautete auch diesmal das Ergebnis 3:0 für uns. Darauf wurde der Tabellenletzte, Viktoria Wilhelmsburg, an der Landesgrenze und mit einer Verlegenheitself mit 8:0 überfahren.

 

Das uns in Altona ein schwerer Kampf bevorstehen würde, war uns klar. Wir brachten diese Aufstellung zu Stande: Jürissen, Janes, Seikowski, Jantz, Seeler, Visser, Melkonian,
Heibach, Zahn, Noack, Rohwedder.

 

In dem sich vor 10.000 Zuschauern entwickelnden Kampfspiel, erfüllte unsere Abwehr alle Erwartungen. Umso mehr enttäuschte aber unser Angriff, der sich gegen die von Richard Dörfel organisierte Altonaer Hintermannschaft nicht zu finden vermochte. Erst kurz vor der Pause glückte Zahn der Führungstreffer. Wie schon in Wilhelmsburg und gegen Victoria wurde uns auch diesmal wieder die letzte Spielminute zum Verhängnis und wir waren um einen Punkt ärmer.

 

Die Barmbek hatten vielleicht mit einer kleinen Überraschung gerechnet. Mit Urlauber Adam kam aber wieder Druck ins Angriffsspiel. In jeder Hälfte 5 Tore ergaben zum Schluss das runde 10:0 Ergebnis.

 

Die Wiedergutmachung, der in Wilhelmsburg erlittenen Niederlage, gegen 09 gelang am Rothenbaum mit 4:1. Allerdings gaben die Gäste, in der erste Hälfte einen mindestens ebenbürtigen Gegner ab. Es war der Torwartkunst von Jürissen zu verdanken, dass wir zur Pause nicht in Rückstand geraten sind.

 

Am Ende unseres Berichts steht heute einer unserer humorvollster Kameraden, der schon verschiedentlich in der Fußball-Liga gespielt hatte und dem der Krieg hart mitgespielt hat. „Mich hatte eine Kugel am Kopf getroffen. Ich hatte nicht im entfernsteten daran gedacht, dass dieser Schuss mein Augenlicht gänzlich zerstören würde. Mit einem Kameraden von Wilhelmsburg 09 beschloss ich nochmals auf dem grünen Rasen zu bolzen, bis ich dann im Pleskauer Lazarett operiert wurde und mir beide Augen herausgenommen werden mussten. Augenblicklich kämpfe ich um Urlaub. Ich werde dann den Weg zu Euch finden und unter all den vielen HSVer sein.“
Das ist richtig so. Komm zu uns. Deine alten Kameraden warten auf Dich!

 

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Februar 1943: Nachrichten aus der Heimat und dem Felde

Von Nah und Fern, von den verschiedenen Frontabschnitten, aus Lazaretten und Heimat- garnisonen sind wieder Grüße eingegangen. Mancher unserer Kameraden ist inzwischen schon in der Heimat und in unserem Clubhaus gewesen. Sie konnten sich davon überzeugen, dass der Betrieb, wenn auch nicht auf vollen Friedenstouren, weiterhin läuft. Er wird auch weiterlaufen, dessen können alle gewiss sein!

 

Zwar werden die Schwierigkeiten größer und größer, denn in der Verwaltung und erst recht unter den Aktiven reduziert sich die Zahl der zur Verfügung stehenden Kräfte immer mehr. Doch solange wir nach dazu in der Lage sind, wird das „Vereinsschiff“ flott gehalten. Wenn es dann allein doch nicht mehr gehen sollte, müssen wir wohl auch zu Kriegs-Zusammenschlüssen übergehen, wie andere Vereine es bereits vorgemacht haben. Wenn es dazu kommen muss, werden wir zu gegebener Zeit den Kameraden im Felde Mitteilung machen. Vorläufig handelt es sich noch nur um Projekte, die beim Ausblick in die Zukunft entstehen könnten. Eine Reihe unserer HSVer hat aus den Lazaretten geschrieben. Wir wünschen ihnen, soweit es möglich, völlige gesundheitliche Wiederherstellung.

 

Wir drücken vor allem Günther die Hand, den das Soldatenschicksal beim Kampf gegen die Sowjets in Finnland mit dem Verlust eines Beines traf. „Es ist nur schade“, schreibt er, „und für mich als am Anfang meiner Sportlaufbahn stehend, besonders schmerzlich, dass ich ausgerechnet ein Bein bis auf 18cm verlieren musste. Aber auch ich werde die frohe Laune nicht verlieren und habe hier meine Elli geheiratet.“

 

-Robert schreibt aus dem Lazarett in Mittelrussland und hofft, bald seinen wohl verdienten Urlaub antreten zu können.

 

-Aus einem Lazarett im Sauerland schreibt Karl-Heinz seinen Kameraden daheim und hofft, bald wieder unter ihnen sein zu können.

 

-Im schönen Badener Lande liegt Kurt im Lazarett. Er hofft bald in Hamburg zu sein und bittet die Post an seine Privatanschrift zu senden.

 

-Willi schreibt, dass er wohl nicht wieder Fußball wird spielen können, aber jedem Spiel der Liga beiwohnen will. Er hofft von den alten Kameraden einmal zu hören. Viel Freude hat ihm das Weihnachtspaket gemacht.

 

-Heinz ist nach langem Aufenthalt aus dem Krankenhaus entlassen worden und hofft einen Genesungsurlaub zu bekommen. Dann will er uns besuchen.

 

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März 1943: Nachrichten aus dem Feld

Zunächst ist diesmal gewissermaßen als Ouvertüre festzuhalten, dass der Eingang an Feldpost erheblich hinter den gewohnten, gewünschten und erhofften „Massen“ zurückgeblieben ist. Es ist wohl nicht notwendig, darüber tiefgründige Betrachtungen anzustellen, denn wir wissen ja alle, welche Ereignisse dahinterstecken können. Wir hoffen nur es geht euch Allen gut. Nur das ist die große Bitte von uns daheimgebliebenen: Wenn ihr Kameraden draußen eine Möglichkeit zum Schreiben habt, erst recht eine Gelegenheit zur Expedition von Nachrichten, dann schreibt bitte! Wenn es nur ein Gruß ist, das genügt uns schon.

 

Ihr könnt Euch sicher denken, wie gerade in den Stalingrad-Tagen und in der Zeit des Geschehens bei Welikije-Luki immer und immer wieder unsere Gedanken zu denen flogen, von denen wir wussten oder annehmen mussten, dass sie diesem Abschnitt des Kampfes im Osten nicht fern sind. Wenn da ein noch so kurzes Lebenszeichen eintrifft, ist die Freude im Club natürlich doppelt so groß.

 

Mit größter Aufmerksamkeit haben wir ein längeres Schreiben von Walter gelesen, in dem er von heißen, jetzt aber überstandenen Tagen in einer Wetterecke der Südfront berichtete. Einiges aus dem Brief von Walter wollen wir hier folgen lassen:

 

„Den Umständen nach, geht es mir leidlich gut; obgleich meine beiden Füße eingefroren sind, jedoch nicht so schlimm, dass ich nicht wieder laufen kann. Ob ich später wieder Fußball spielen kann, kommt auf einen Versuch an. (Wir drücken beide Daumen, lieber Walter). Auf einer längeren Fahrt, es waren fast 400 km, hatte ich mit meinem Wagen eine Panne, die nicht zu reparieren war. Nun hatte ich noch doppeltes Pech, denn weit und breit kein Haus, keine Bäume oder sonst kein Unterkommen zu sehen. Nichts als weiße Steppe, wo der Wind den Schnee durch alle Fugen und Ritzen trieb. So musste ich 5 Tagen und Nächte bei einer Affenkälte im Wagen übernachten.

D. h. am Tage schlafen und des nachts Wachen, denn umgekehrt bestand die Gefahr der Erfrierung. Hierbei mussten meine Füße „dran glauben“. Am fünften Tag wollte ich den Wagen sprengen, da es ein Spezialnachrichtenwagen war, der dem Feind unter keinen Umständen in die Hände fallen darf. Ich machte die Handgranate klar, doch dann kamen Kameraden meiner Kompanie mit schwerem Gerät, die mich suchten. Es ist klar, dass die Freude riesengroß war. Schnell wurde ich hinten angehängt und ab ging es mit hurra! Alle Sorgen waren vergessen – nur die erfrorenen Füße habe ich noch jetzt als Andenken - die jedoch langsam ausheilen.

 

Uffz. Werner war längere Zeit von jeglichem Postverkehr abgeschnitten und hat das Weihnachtspaket erst am 1.Februar erhalten. Es geht ihm soweit gut.

 

Gefr. Horst ist nach seiner ausgeheilten Verletzung wieder bei seiner alten Feldtruppe gelandet. „Wenn es hier nur nicht so kalt wäre“

 

William hofft vor allem, dass in der nächsten Serie in altgewohnter Weise gewonnen wird.

Gefr. Emil hat eine neue Feldpostnummer. „In diesem elenden Russland, wo es keine Zeitung und auch kein Radio gibt, freut man sich ja kindlich über jede Nachricht aus der Heimat.“

 

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März 1943: Rückblick

Kein Sieg an vier Spieltagen für die HSV-Elf, sondern nur zwei Unentschieden – das hat es in einem Monat selten gegeben. Selbst im Repräsentativspiel gegen Bremen gibt es eine Niederlage, obwohl mit den HSVern Jürissen, Janes, Erwin Seeler, Melkonian und Heilbach starke Kräfte in Hamburgs Auswahl stehen. Am 21.3., beim Spiel gegen Eimsbüttel (2:2), präsentiert der HSV seinem Publikum den Wiener Martinek im Tor. Das gleiche Ergebnis gibt es acht Tage später gegen Polizei Lübeck.

 

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April 1943: Rückblick

Im Vereinspokal kommt der HSV am 11.4. mit einem 9:0-Sieg über Rothenburgsorter FK eine Runde weiter. Im Städtekampf gegen Bremen gab es den erwarteten 3:0-Sieg dank der starken Abwehr mit den Gastspielern Jürissen und Janes: Karfreitag 16.4. wird Werder Bremen in einem Freundschaftsspiel (mit Urlauber Warning im Tor) 4:0 besiegt und Holstein Kiel kann am Ostermontag in Kiel gegen den HSV ein 1:1 erzielen. Eine Sensation bedeutete die 0:2 Niederlage gegen Barmbek-Uhlenhorst in der am 25.04. beginnenden sogenannten „Sommermeisterschaft“; einem Wettbewerb zur Überbrückung der punktspiellosen Wochen bis zur Sommerpause.

 

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Mai 1943: Feldpost

In einem unserer letzten Feldpost-Briefe baten wir euch Kameraden, um eine etwas regere Schreibtätigkeit, damit wir auf diesem Wege auch weiterhin eine Verbindung zu Euch halten und zwischen Euch herstellen können. Schon zu unserer vorigen Ausgabe wuchs die Zahl der im Klubhaus eingehender Post erheblich an, sodass wir heute von einer recht großen Anzahl von Grüßen aus allen Himmelsrichtungen melden können.

 

Das ihr Kameraden nach wie vor mit dem Herzen bei Eurem HSV seid, haben uns die letzten Wochen bewiesen. Besonders aus den Gegenden, in denen noch vor kurzer Zeit heiße Abwehrschlachten tobten, ist die Post in reichem Maße eingetroffen. Nicht wenige haben auf diese Weise, nach den schweren Kämpfen, ihre Herzen ein wenig erleichtert.

 

So wie Eure Gedanken zur Heimat gehen, so wandern unsere Gedanken und Wünsche hinaus zu Euch im weiten Kriegsgebiet. Besonders natürlich zu den Kameraden, die jeweils im Brennpunkt der Geschehnisse stehen.

 

Darum ist unser Blick heute zuerst nach dem Süden gerichtet. Unter den Tapteren in Tunis befanden sich auch zwei HSVer, die noch vor kurzem in den Reihen unserer Ligamannschaft standen. Hans schrieb uns noch, er hoffe auf ein gesundes baldiges Wiedersehen. Ein weiterer Kamerad, den wir nun in Afrika vermuten, schrieb uns Anfang April: Endlich habe ich auch einmal das große Los gezogen, denn seit nunmehr 3 Monaten liege ich in Italien und warte auf die Überfahrt in den schwarzen Erdteil. Das beschauliche Leben kann aber jeden Tag zu Ende sein.

 

Walter schreibt aus einer „heißen Zone“: Mit Stolz kann man feststellen, dass die Härte des Krieges uns nicht zu Boden zwingt. Als altes Mitglied habe ich als kleiner Junge die Kriegszeit 1914-1918 bei Euch erlebt, wo wir mit Papierhosen und Holzstiefeln auf dem Spielfeld standen. Also unser guter „Papa Hauenschild“ ist wieder unser „getreuer Ekkehardt“, dann brauchen wir als Soldaten keine Sorgen um Euch zu haben.

 

Unter den vielen Zuschriften von der Ostfront befindet sich auch eine von unserem Karl. Er hat auf einem Solokrad die Kämpfe um Stalingrad mitgemacht und ist dem Sport dankbar, der ihm die nötige Härte und eiserne Ruhe für diese Kämpfe mitgegeben hat. Ihm geht vor allem sehr nahe, dass von seinem Freund Herbert, nach dem Fall von Stalingrad keine Nachricht mehr vorliegt.

 

Schon vor längerer Zeit wurde Alfred das „K.V.K.“ verliehen. Jetzt kam auch das „silberne Sturmabzeichen“ hinzu. Er berichtet von schwersten Tagen. Anfang Februar waren wir soweit, dass wir mit der gesamten Division eingeschlossen waren. Unser Raum wurde immer enger und so mussten wir uns zu einem gewaltsamen Durchbruch entschließen. Neun Tage dauerte die Einkesselung, ohne Schlaf, ohne Verpflegung, ohne Nachschub oder Unterstützung. Alfred grüßt vor allem seine Handball-Kameraden.

 

 

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Mai 1943 Rückblick

Zum Länderspiel gegen Ungarn wird Frido Dörfel als Rechtsaußen berufen. Nach einem 1:3 Halbzeitrückstand gelingt Deutschland in Budapest der erste Sieg. Mit einem Tor zum 5:3 bedankt sich Frido für seine Berufung, der allerdings zu dieser Zeit schon als Verteidiger Großartiges leistet. Richard Dörfel spielt am 2.Mai zum erstmalig für Altona 93, das am 9. Mai gegen den HSV 3:0 verliert. In diesem Spiel wirkt erstmals der Nürnberger Zahn mit. Uetersen wird im Vereinspokal am 16.5. mit 2:0 eliminiert, und Werder Bremen in einem Freundschaftsspiel am 30.5. mit 4:2 geschlagen. Die „Kriegsmannschaft“:von damals: Höger, Janes, Reber, Seeler, Lewandowski, Visser, Gruber, Heibach, Feltz, Noack und Melkonian.

 

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Juni 1943: Rückblick

Mit allerlei Improvisationen hilft man sich über die Kriegszeit hinweg. Eine Sommerrunde, Winterhilfswerk-Spiele und Freundschaftstreffen aktivieren notdürftig den Sportbetrieb. Auch Städtespiele, gegen Kiel 3:0 und ein 9:1 gegen Hannover stehen auf der Karte. 10.000 Zuschauer finden sich sogar auf der Hohenluft zum Pokalkampf gegen den Luftwaffen SV ein, der mit 1:2 unterliegt.

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Juni 1943: Nachrichten aus dem Felde

Abgesehen von Weihnachten und Ostern haben wir von Euch in diesem Monat eine Rekordmenge an Briefen und Karten erhalten. Ein wenig wird wohl auch unsere Aufforderung um Zusendung von Zulassungsmarken mitgeholfen haben. Denn nur so können wir Kontakt halten und Euch eine kleine Liebesgabe zusenden. So ist es auch mit allen anderen Dingen, die uns in der Heimat und Euch im Felde doch gleichermaßen betreffen.

 

Jeder Brief von Euch gibt uns neuen Antrieb, den Kampf mit den nicht geringen Schwierigkeiten aufzunehmen und weiterzuführen. Jeden Erfolg dürfen wir nun mit besonderem Stolz melden, und dass Ihr ihn ebenso aufnehmt, beweisen die vielen Glückwünsche in euren Briefen und ist uns Freude und Ansporn zugleich. Jeder Einzelerfolg unserer Ligamannschaft hat Euch erfreut. Ebenso die Erfolge unserer Handballer und Hockeyspieler und der großartige Erfolg unserer Leichtathletik-abteilung beim traditionellen Alsterlauf.

 

Heinz schreibt: Bedanke mich bestens für das Päckchen. Es ist herrlich, solch einer großen Gemeinschaft anzugehören und zu wissen, dass diese uns nicht vergisst. Aus diesem Wissen schöpfen wir Kraft. Ich hörte auch über die großen Erfolge bei der Alsterstaffel. Wenn ich auch diesmal nicht dabei sein konnte, so bin ich doch stolz auf meine Kameraden.

 

Hans bedauert sehr, dass er in diesem Jahr nicht dabei sein konnte, freut sich aber über den großen Staffelsieg und das Wiedermitwirken von Oschi.

 

Auch Egon, der mit Alex und Kröger vom FC St. Pauli zusamme-traf, hätte gerne wieder mitgeholfen und gratuliert herzlich.

 

Horst erinnerte sich bei der Siegesmeldung an sein Mitwirken vor sechs Jahren und sendet seine herzlichen Glückwünsche.

 

Franz bedankt sich für die herzlichen Glückwünsche zu seiner 40-jährigen Mitgliedschaft und schreibt: Vielen Dank für den herzlichen Gruß. 40 Jahre sind doch eine lange Zeit. Diese birgt aber so viele schöne Erinnerungen in sich, dass ich manchmal nicht verstehen kann, dass es sich um vier Jahrzehnte handelt. Am letzten Sonntag war wieder so ein Tag. Wir, die Älteren, sahen im Geiste unsere Kinder bei der Alsterstaffel sich einsetzen für den Sieg unserer geliebten blau-weiß-schwarzen Farben.

 

Walter grüßt seine Leichtathleten und gratuliert herzlich zu diesem Erfolg.

 

So sehr wir Grund zur Freude haben, so packt uns doch immer wieder das Gebot zur stillen Einkehr. Der Tod unseres Kameraden Hans L. wird noch lange unsere Gedanken beherrschen. Viele Kameraden haben in ihren Briefen ihre Anteilnahme gezeigt. Auch unsere Sportkameraden von Werden Bremen haben ihre tiefe Erschütterung zum Ausdruck gebracht.
Besondere Freude löste ein Brief an „Papa Hauenschild“ aus: Unser „Manni“ meldete sich nach langer Zeit und erinnert sich an die schöne und unbeschwerte Zeit auf unserer Sportanlage in Ochsenzoll. Das Abschneiden seines HSV verfolgt er mit großem Interesse und verspricht seinen Besuch beim nächsten Heimaturlaub.

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Quelle: HSV-Archiv
Zusammenstellung: HSV-Seniorenrat

HSV-
Archiv
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